Burning

Romanze, Dreiecks-Drama und Thriller


FilmClicks:
Amouröses Dreieck: Yoo Ah-in (Lee Jong-su), Jeon Jong-seo (Shin Hae-mi) und Steven Yeun (Ben) © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: Der koreanische Film „Burning“ ist ein stilles Dreiecks-Drama mit Thriller-Elementen, das vom Zuschauer viel Geduld fordert und sich mit einer eindringlichen Geschichte revanchiert.
 
DIE STORY: Der junge Lee Jong-su, der sich mit kleinen Jobs über Wasser hält und von einer Karriere als Schriftsteller träumt, trifft zufällig seine alte Schulfreundin Shin Hae-mi wieder. Die beiden bleiben für eine Nacht beieinander, doch damit endet ihre Beziehung vorerst. Hae-mi tritt eine Reise nach Afrika an. Als der verliebte Jong-su sie bei der Rückkehr vom Flughafen abholt, muss er feststellen, dass sie nicht allein ist. Sie hat unterwegs Ben kennengelernt, einen Charmebolzen aus reichem Hause. Jong-su spürt, dass er gegen Ben keine Chance hat, verbringt aber dennoch viel gemeinsame Zeit mit den beiden. Bis Hae-mi eines Tages spurlos verschwindet.

Jong-su (M.) ist nicht erfreut, als er Hae-mi mit dem neuen Freund Ben begegnet © Polyfilm

DIE STARS: Steven Yeun, der Darsteller des koreanischen Oberklasse-Jünglings Ben, ist in Seoul geboren, aber in den USA aufgewachsen. Dort wurde er mit der Hit-Serie „The Walking Dead“ international bekannt.
Yoo Ah-in (Lee Jong-su) zählt zu den renommierten Schauspielern der südkoreanischen Szene. Die junge Jeon Jong-so (Shin Hae-mi) feiert in „Burning“ ein international beachtetes Film-Debüt.
Der 65-jährige Autor/Regisseur Lee Chang-dong dreht zwar nur wenige Filme („Burning“ ist seine sechste Produktion fürs Kino), zählt jedoch zu den regelmäßigen Gästen der großen Filmfestivals. Für „Poetry“ gewann er 2010 den Drehbuchpreis von Cannes.

Einsam in der großen Stadt: Yoo Ah-in als Jong-su © Polyfilm

DIE KRITIK: Da sage noch einer, Journalisten hätten wenig Einfluss auf die Geschicke eines Films. Das Drama „Burning“ erhielt 2018 die beste Note, die je von der Presse-Jury im Wettbewerb von Cannes vergeben wurde, und ist seither in Arthaus-Zirkeln einer der höchst gehypten Filme seines Jahrgangs.
Vor der offiziellen Cannes-Jury unter Cate Blanchett fand die koreanische Dreiecksgeschichte freilich keine große Beachtung („Burning“ ging bei der Preisverleihung leer aus). Im Oscar-Rennen 2019 schaffte es der Film zwar auf die Shortlist der besten neun Kandidaten für den besten fremdsprachigen Film, erhielt jedoch keinen Platz unter den fünf Nominees, unter denen dann die Entscheidung fiel (Sieger wurde schließlich „Roma“ von Alfonso Cuarón).
„Burning“ gilt  jedenfalls seither vielen Beobachtern als Meisterwerk, anderen jedoch als guter Film, dem das eine oder andere Element zur absoluten Spitze fehlt. FilmClicks neigt eher zu zweiterer Kategorie. Das Beziehungsdrama, das auf einer Kurzgeschichte des Star-Literaten Haruki Murakami basiert, ist so zurückhaltend und rätselvoll inszeniert, dass es vor allem jene Filmfreunde begeistern wird, die das Kino als Hort der Besinnlichkeit schätzen.
„Burning“ ist einerseits Liebesgeschichte, andererseits aber auch Psycho- und Sozialdrama. Die Klassen-Gegensätze zwischen den Superreichen und den Armen in Südkorea werden mit vielen kleinen Anspielungen sehr klar herausgearbeitet.
Die hübsche Hae-mi, die weibliche Zentralfigur des Films, scheint sich eher vom Charme (und vielleicht auch vom Porsche) ihres neuen Verehrers Ben betören zu lassen als von der spröden Ernsthaftigkeit ihres Schulfreundes Jong-su. Trotzdem mag sie nicht ganz von Jong-su lassen. Womit das Dreieck gebildet wäre – und das Drama zum Thriller mutiert, wenn die junge Frau eines Tages unauffindbar bleibt, ohne Spuren hinterlassen zu haben.
Regisseur Lee Chang-dong, der sehr subtil und feinfühlig inszeniert, nimmt sich 148 Minuten lang Zeit, um diese Geschichte zu erzählen. Wer das Kino der Langsamkeit liebt, wird sich in dem Kammerspiel sehr wohl fühlen. Bei anderen Besucher lauert – trotz aller Wertschätzung für die Qualitäten des Films – die Gefahr von Ungeduld.
 
IDEAL FÜR: Freunde von asiatischen Arthaus-Filmen.






Trailer
LÄNGE: 148 min
PRODUKTION: Südkorea 2018
KINOSTART Ö: 07.06.2019
REGIE:  Lee Chang-dong
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Yoo Ah-in: Lee Jong-su
Jeon Jong-seo: Shin Hae-mi
Steven Yeun: Ben