Anna

Morde im Minuten-Takt


FilmClicks:
Um die Profi-Killerin Anna (Sasha Luss) in Schach zu halten, braucht es viel männliche Feuerkraft © Studiocanal
GESAMTEINDRUCK: „Anna“ ist ein weitgehend sinnfreier und seelenloser Actionreißer, der von Regisseur Luc Besson in den späten Jahren des Kalten Kriegs angesiedelt wurde. Das gibt den Agenten der UdSSR und der USA viel Gelegenheit zum gegenseitigen Gemetzel.
 
DIE STORY: Eine hübsche Blondine namens Anna Poliatova (Sasha Luss) wird in Moskau als Model entdeckt und übersiedelt nach Paris, wo sie in die Welt der Reichen und Schönen aufgenommen wird. Doch das Glitzerleben dient ihr nur als Fassade. Anna ist nämlich eine zur Killerin ausgebildete KGB-Agentin, die im Auftrag ihrer knurrigen Chefin Olga (Helen Mirren) einen Mord nach dem anderen verübt. Dabei kommt ihr der US-Geheimdienstler Lenny Miller (Cillian Murphy) auf die Schliche, der die Russin zur Doppelagentin machen will.

Glitzerwelt: Anna (Sasha Luss) als Model mit Freundin Maud (Lera Abova) © Studiocanal

DIE STARS: Hauptdarstellerin Sasha Luss ist so wie ihr Rollenvorbild Anna eine Russin, die als Model internationale Karriere machte. Die erbitterten Gegner der Teams UdSSR und USA haben im wirklichen Leben (noch) einen EU-Pass: Die KGB-Agenten Olga und Alex werden von den Briten Helen Mirren (Oscar für „The Queen) und Luke Evans („Die Schöne und das Biest“) gespielt. Cillian Murphy („28 Days Later“), der als Amerikaner auftritt, ist Ire.
Der Franzose Luc Besson, Autor & Regisseur, etablierte sich schon mit Hits wie „Leon – Der Profi“, „Lucy“ oder „Nikita“ als Spezialist für knallige Action-Ware.

Geheime Welt: Helen Mirren, Sasha Luss und Luke Evans im KGB-Chefbüro © Studiocanal

DIE KRITIK: Mal angenommen, ein Geheimdienst, nennen wir ihn KGB, schafft es, im Hotelzimmer eines potenziellen Opfers eine Pistole zu verstecken. Sollten es die Agenten dann nicht auch hinkriegen, ihren zynischen Killer-Job diskret und ohne Spuren zu erledigen? In der Realität wahrscheinlich schon. In „Anna“, dem Film, braucht es dazu Anna, das Killer-Model. Mehr tödlicher Teufel als eiskalter Engel, dringt die schöne Russin ein ums andere Mal in feindliches Terrain vor und befördert ihre Gegner mit gezielten Schüssen (oder Stichen) ins Jenseits.
Die Moskauer Blondine, die zur Tarnung auch gern mal eine dunkle Perücke aufsetzt, begeht im Lauf der 119 Filmminuten geschätzt 60 Morde und schneidet obendrein einem überlebenden Opfer eigenhändig einen Finger ab. Das macht sie als Sympathie-Trägerin eher ungeeignet, und damit wären wir beim ersten großen Problem von „Anna“: Weit und breit gibt es keine einzige Figur, der man im Lauf der Ereignisse gern die Daumen drücken würde (zumal man ja in der Nähe der Killerin gut auf seine Finger aufpassen sollte).
Problem Nummer zwei: Filmemacher Luc Besson verzichtet darauf, seiner Story eine erkennbare Struktur zu geben. „Anna“ ist eine Art mörderische Nummernrevue, die erst nach 90 Minuten so etwas wie einen Haupt-Handlungsstrang erkennen lässt. Noch dazu liebt der Regisseur vielfache Zeitsprünge (vor- und rückwärts), die vor allem den Effekt haben, das Publikum kompetent zu verwirren. Obendrein hält er offenbar Logik für ein verzichtbares Stil-Element: Der Film strotzt so massiv vor unglaubwürdigen Situationen, dass man es irgendwann aufgibt, das Agieren der Akteure zu hinterfragen.
Bleibt noch Problem Nummer drei: Das Schauspiel. Die Neuentdeckung Sasha Luss ist in ihrem zweiten Film (der erste war Luc Bessons „Valerian“) so beschäftigt mit dem Töten und Schießen, dass für sensible Rollengestaltung kein Raum bleibt. Ihre Anna schaut zumeist grimmig auf die Welt und zeigt gelegentlich mit einer Träne, dass sie auch Gefühle hat. Eine Talentprobe ist das nicht.
Von der famosen Helen Mirren weiß man natürlich, dass sie großartig agieren kann. In „Anna“ liefert sie aber das ab, was das Drehbuch von ihr verlangt: Die Karikatur einer mürrischen und  machtbewussten Sowjet-Agentin. Vermutlich einer der schlechtesten Filme ihrer Karriere. Auch die Herren Luke Evans und Cillian Murohy erhalten keine Gelegenheit, mit ihrem Spiel zu glänzen.
So bleibt unterm Strich der Gesamteindruck einer verworrenen Dauer-Ballerei mit ein paar Glamour-Momenten, die auf die Hoffnung setzt, das Kinopublikum werde sich von zwei Stunden Mord & Totschlag schon gut unterhalten lassen. Wenn das mal kein Irrtum ist.
 
IDEAL FÜR: Action-Fans, die es lieben, wenn es im Kino ununterbrochen kracht.






Trailer
LÄNGE: 119 min
PRODUKTION: Frankreich 2019
KINOSTART Ö: 18.07.2019
REGIE:  Luc Besson
GENRE: Action|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Sasha Luss: Anna
Helen Mirren: Olga
Luke Evans: Alex
Cillian Murphy: Leonard