Am Hang

Bleischweres Wort-Pingpong


FilmClicks:
Max Simonischek (li.) und Henry Hübchen reden über Liebe, Tod und Affären © ABC Filmverleih
DIE STORY: „Am Hang“ ist das Drama zweier Männer und einer Frau. Felix (Henry Hübchen), der Ältere, wurde von seiner Frau verlassen. Thomas (Max Simonischek), der Jüngere, liebt kurze Affären ohne Verpflichtung. Die Herren freunden sich in einem Hotel in der Schweiz miteinander an und beginnen, über ihre Liebeserlebnisse und ihre Weltsicht zu sprechen.
Irgendwann kommt heraus, dass bei beiden von der gleichen Frau die Rede ist: Thomas hatte ein Verhältnis mit Valerie (Martina Gedeck), der abtrünnigen Gemahlin des unglücklichen Felix. Der ist nicht wirklich erfreut, als er erfährt, wen er sich da zum Gesprächspartner auserkoren hat. Das Drama „Am Hang“, basierend auf dem gleichnamigen Roman des Schweizers Markus Werner, strebt einem tragischen Showdown entgegen.
 
DIE STARS: Der Schweizer Regisseur Markus Imboden, der einen hohen Ruf als Lieferant feiner Fernsehfilme genießt, holte ein glanzvolles Darsteller-Trio vor die Kamera. Henry Hübchen ist einer der großen deutschen Film- und Bühnen-Stars; Max Simonischek (Sohn des Wiener Burgtheater-Granden Peter Simonischek) zählt zu den aufstrebenden Darstellern der jungen Szene. Martina Gedeck feierte 2012 mit der Marlen-Haushofer-Verfilmung „Die Wand“ einen Höhepunkt ihrer großen Karriere.
 
DIE KRITIK:  In der ersten Szene des Films schaut Henry Hübchen aus allernächster Nähe zu, wie ein Zug durch die schöne Schweizer Landschaft rattert. Max Simonischek reißt ihn in letzter Sekunde von den Gleisen weg, weil er einen Selbstmordversuch vermutet. So begegnen einander Felix und Thomas, die Protagonisten von „Am Hang,  zum ersten Mal. Die Symbolik dieses Auftritts lässt schon erahnen, dass hier ein schweres Drama bevorsteht.
Ein aufwühlender Beginn. Doch dann mutiert die handlungsarme Story bald zur lahmenden Talk Show, in die Herren einander (und dem Publikum) papieren klingende Sätze an den Kopf werfen. Der jugendliche Thomas preist die amouröse Unverbindlichkeit („ich glaube an die Verliebtheit, diesen kurzen, schönen Moment“). Der ehe-erfahrene Felix kontert: „Die Ehe ist mir Heimat gewesen. Die Liebe, die ist da – oder sie ist nicht da“. Und weil sie bei ihm eben nicht mehr da ist, stellt Felix betrübt fest: „Es gibt nichts traurigeres als eine Zahnbürste, die einsam im Becher steht.“
Solche Sätze mögen sich ja vielleicht ganz gut lesen – für einen Film wirken sie eher wie Gift. Der Film holpert und ruckt und kommt trotz seiner guten Schauspieler nicht vom Fleck. Obendrein leidet er unter der Tatsache, dass man als Zuschauer schon viel früher als die beiden Männer ahnt, dass Thomas‘ Geliebte Valerie und Felix‘ abgereiste Ehefrau Bettina ein und die selbe Frau sind.

Valerie (Martina Gedeck) hat ein Verhältnis mit Thomas (Max Simonischek) © ABC Filmverleih

Martina Gedeck tritt nur in Rückblenden auf und kann den Film auch nicht retten, weil sie in ihren Dialogen ebenfalls zu vielen Sätzen gezwungen wird, deren verbales Gewicht im Bildmedium Film wie ein Fremdkörper wirkt.
Ein Fremdkörper ist schlussendlich auch der Showdown im Finale, wenn das Pingpong großer Worte plötzlich zur handgreiflichen Auseinandersetzung mutiert. Fazit: An diesem Film stimmt nicht viel. Und nichts stimmt den Betrachter glücklich.
 
IDEAL FÜR: Schwer zu sagen. Vielleicht für die Leser des Romans „Am Hang“?






Trailer
LÄNGE: 91 min
PRODUKTION: Schweiz 2013
KINOSTART Ö: 19.06.2014
REGIE:  Markus Imboden
GENRE: Drama


BESETZUNG
Henry Hübchen: Felix
Max Simonischek: Thomas
Martina Gedeck: Valerie / Bettina