Alles ist gut

Ein Drama der Zwischentöne


FilmClicks:
Martin (Hans Löw) kommt Janne (Aenne Schwarz) sexuell näher, als sie es möchte © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: Die deutsche Produktion „Alles ist gut“ zeigt unaufgeregt, was passiert, wenn ein Mann und eine Frau einander näherkommen und er ein Nein überhört. Spannendes Drama mit vielen Zwischentönen.  
 
DIE STORY: „Alles ist gut“ sagt Janne (Aenne Schwarz) immer und immer wieder in diesem Film. Alles scheint irgendwie in Ordnung zu sein oder zu kommen. Und sie kann ganz schlecht Nein sagen. Als sie nach einer durchzechten Nacht beim Klassentreffen einen freundlichen Typen loswerden möchte, sagt sie wieder einmal nicht laut genug Nein. Kurz darauf ist er schon wieder weg. Und was ist dazwischen passiert? Hat er sie vergewaltigt? Oder ist alles nur dumm gelaufen? Janne braucht lange, um das für sich zu definieren.
 
DIE STARS: Aenne Schwarz („Vor der Morgenröte“) ist seit der Spielzeit 2013/14 festes Mitglied am Wiener Burgtheater. Im Kino sieht man sie eher selten. Aber wenn, dann ist es wie hier eine kleine Sensation. Mit welch wunderbar kleinen Zeichen und Andeutungen sie diese Janne spielt, die man ständig an den Schultern packen möchte, damit sie mal aus ihrer Lethargie erwachen möge, das ist hervorragend und allein schon das Eintrittsgeld werde.     

Im Büro sucht Martin nach der gemeinsamen Nacht die Aussprache mit Janne © Polyfilm

DIE KRITIK: „Alles ist gut“ sagt man gern dieser Tage. Einfach, um in Ruhe gelassen zu werden. Um entweder seinen eigenen Gedanken nachhängen zu können. Oder um sich nicht an den ständigen, nicht enden wollenden Diskussionen um Wohl und Wehe von Mensch und Gesellschaft beteiligen zu müssen. Man kann mit „Alles ist gut“ ganz wunderbar alles abbügeln, was an Fragen auf einen einstürmt.
Im Debütfilm der deutschen Regisseurin Eva Trobisch scheint sich Hauptfigur Janne dieses „Alles ist gut“ zum Lebensmotto gemacht und auch verinnerlicht zu haben. Ihre Firma geht in die Insolvenz? Alles ist gut! Ein Ex-Partner der Firma hat sie offenbar betrogen? Alles ist gut!
Aber dann: Der nette Martin (Hans Löw) schläft mit ihr, obwohl sie es nicht will? Alles ist gut! Dieses eine Mal aber, davon handelt der Film hauptsächlich, kann sie sich nicht betrügen. Janne muss einen Weg finden, wie sie mit dieser Grenzüberschreitung – sie selbst sieht den Akt nicht als Vergewaltigung – umgeht.
Martin würde ihr gern entgegenkommen. Er möchte sich – später im Film werden sie auch noch Kollegen – entschuldigen. Alles ungeschehen machen. Aber zuerst muss Janne herausfinden, was sie will.
Fazit: Eva Trobisch, die auch das Drehbuch schrieb, schuf einen Film, bei dem  am Ende angenehm viele Fragen offenbleiben, die man diskutieren kann. Auf den Filmfesten in München und Locarno wurde „Alles ist gut“ ausgezeichnet – völlig zu Recht!
         
IDEAL FÜR: Kinogänger, die fein ausbalancierte leise und dennoch intensive Dramen mögen.






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: Deutschland 2018
KINOSTART Ö: 30.11.2018
REGIE:  Eva Trobisch
GENRE: Drama


BESETZUNG
Aenne Schwarz: Janne
Hans Löw: Martin
Andreas Döhler: Piet
Lina Wendel: Sabine
Tilo Nest: Robert