Drei Eier im Glas

Coole Komödie über das Scheitern


FilmClicks:
„Drei Eier im Glas“: Christoph Grissemann, Heinz Strunk und Dirk Stermann © Filmladen
DIE STORY: Die Komödie „Drei Eier im Glas“ legt erst einmal eine Menge Spuren aus, bis der Hauptstrang der Handlung sichtbar wird. Es geht um einen Saxophon-Kurs für Singles. Motto: „Let’s Sax Up Your Life“. Im Grunde geht es aber mehr um Singles, und zwar um Singles in der Midlife Crisis,  als ums Saxophon, auch wenn letzteres sehr häufig erklingt.
Christoph Grissemann und Dirk Stermann haben mit Heinz Strunk eine witzig-versponnene Elegie über das Leben an sich und über das Scheitern ersonnen. Wenn die drei zum Schluss des Films auf eine ziemlich makabre Weise einen YouTube-Hit landen, dann bleiben sie, eh klar, ihrem Loser-Modus treu: „Vielleicht ist das Internet kaputt.“

Drakuhl Kuhl (Grissemann) besucht Mutter, die „Ribiselmörderin von Döbling“ (Ingrid Burkhard) © Doris Erben

DIE STARS:  Die Wiener Christoph Grissemann (aus Innsbruck) und Dirk Stermann (aus Duisburg) gehören als Kabarettisten und Moderatoren zum Inventar Österreichs und sind folglich das Gegenteil ihrer Filmfiguren in „Drei Eier im Glas“: Verdammt erfolgreich.
Der Hamburger Heinz Strunk heißt in Wirklichkeit Matthias Halfpape und durchwandert ebenfalls seit vielen Jahren die Pfade des Unterhaltungsgewerbes. Sein Buch „Fleisch ist mein Gemüse“ wurde zum richtig fetten Bestseller.
Auf der Besetzungsliste von „Drei Eier im Glas“ stehen auch erste Kräfte der österreichischen Schauspielszene wie Ursula Strauss, Ingrid Burkhard, Wolfgang Hübsch und der aus Nigeria stammende Davis O. Nejo.
Regisseur und Co-Autor Antonin Svoboda („Spiele Leben“) inszenierte schon den ersten Stermann/Grissemann/Strunk-Film „Immer nie am Meer“ und ist, als Partner von Coop99, auch Produzent. Ein zweiter Produzent und Coop99-Partner sorgt für die  edle Optik des Films: Martin Gschlacht, Österreichs bester Kameramann.

Barney Schweinheimer (Stermann) sucht Ruhe im Fitness-Studio © Doris Erben

DIE KRITIK: Ohne Sprüche kann keiner leben. „Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas bauen“, hört man einmal von der Leinwand. Und kurz darauf: „Je fetter du wirst, desto weniger Badewasser brauchst du.“
„Drei Eier im Glas“, der Film, bewegt sich recht elegant zwischen den Steinen im Weg und dem Badewasser. Stermann & Grissemann & Strunk haben eine tiefsinnig-flachsinnige Komödie ersonnen, die sich den wirklich großen Themen des Lebens widmet, aber auch den wirklich kleinen.
Regisseur (und Co-Autor) Antonin Svoboda gibt in einem Kurzauftritt vor der Kamera ebenfalls ein Generalthema vor. „Du bist nicht tot, sondern behindert“, ruft er dem Model Bernhard „Barney“ Schweinheimer (Dirk Stermann) zu, der für einen Werbespot den Passagier eines Treppenlifts mimt.
Der Tod ist wichtig in „Drei Eier im Glas“. Schon ganz zu Beginn fährt der Film auf verschlungenen Wegen dem Sterben entgegen. Im Finale kehrt der Tod zurück. Und zwischendurch spielt er eine wichtige Rolle. Stichwort: Tschernobyl. Stichwort: Fernsehen (Ursula Strauss hat einen jenseitigen Auftritt in der Serie „Verliebt in eine Leiche“).

Michael Kiesel (Strunk) spielt Ursula Strauss scheu ein Ständchen © Doris Erben

Und Behinderungen: Sind es nicht Behinderungen, wenn man hier Männern begegnet, die von dauerhafter Einsamkeit und ewigen Misserfolgen geprägt sind?
Dirk Stermann in der Rolle des Barney Schweinheimer war einstmals „achtelprominent“ und ist nun, in seinen Vierzigern, so hundertprozentig abgebrannt, dass er im Fitnessstudio auf der Trainingsbank schläft.
Dragan „Drakuhl“ Kuhl (Christoph Grissemann) ist der Sohn des Erfinders des Rollenkoffers und der „Ribiselmörderin von Döbling“ (Ingrid Burkhard). Eine Kombination, die ihm eine Traumvilla in Grinzing und eine schwere Neurose eingetragen hat. Immerhin nimmt er den darbenden Schweinheimer bei sich auf und später den Musiker Michael Kiesel (Heinz Strunk) auch, der zwar wunderschön Saxophon spielen kann, aber ansonsten eine wandelnde Niederlage ist.
Klingt voll depressiv? Ist es aber nicht! Die Protagonisten von „Drei Eier im Glas“ haben eine sehr ansehnliche Kino-Collage hergestellt, in der es ständig etwas zum Schmunzeln gibt. Aber auch zum Grübeln und zum Nachdenken.
Die Darsteller agieren mit cooler Grandezza, und Antonin Svoboda bringt die (manchmal etwas weinerliche) Coolness der Figuren kompetent auf die Leinwand. Jede Pointe sitzt punktgenau. Das Tempo und der Ton des Films variieren zwischen Stillstand und Full Speed, zwischen Stille und Fortissimo. Und die ruhigen, klaren Bilder, mit denen Kameramann Martin Gschlacht das Geschehen illustriert, sind von höchster Qualität. Fazit: Ein feiner Film, der gelegentlich mit sehr dummen Scherzen zu verbergen sucht, dass er eigentlich ziemlich schlau ist..
 
IDEAL FÜR: alle Freunde des Humors von Stermann & Grissemann. Und für jene, die das noch werden wollen.






Trailer
LÄNGE: 91 min
PRODUKTION: Österreich 2015
KINOSTART Ö: 10.04.2015
REGIE:  Antonin Svoboda
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Dirk Stermann: Bernhard „Barney“ Schweinheimer
Heinz Strunk: Michael Kiesel
Christoph Grissemann: Dragan „Drakul“ Kuhl
Davis O. Nejo: Richard Song
Ursula Strauss: Heidrun Fröhlich
Ingrid Burkhard: Mutter Drakuhl