Carrie

Religion und übersinnliche Kräfte


FilmClicks:
Ein Duell der Extraklasse: Julianne Moore und Chloë Grace Moretz als Mutter und Tochter © Sony Pictures
DIE STORY: „Carrie“ (Chloë Grace Moretz) ist ein Mädchen, das einem leid tun kann. Ihre religiös fanatische Mutter (Julianne Moore) gibt ihr keinerlei Freiheiten. Versucht, sie vor der Welt zu schützen und zu verstecken. Carrie wird nichts erklärt. Als sie eines Tages zum ersten Mal ihre Regel bekommt, bricht für das junge Mädchen eine Welt zusammen, da sie keine Ahnung hat, was mit ihr passiert. Ihre Mitschülerinnen machen sich über sie lustig und planen zum Abschlussball einen besonders grausamen Scherz. Das führt direkt in die Tragödie, da Carries übersinnliche Kräfte ausbrechen.
DIE STARS: Chloë Grace Moretz und Julianne Moore liefern einander ein Duell der Extraklasse. Wenn beide ihre Streitigkeiten austragen, macht der Film für wenige Momente das Original aus dem Jahr 1976 vergessen.
KURZKRITIK: Eigentlich ist es alles andere als eine gute Idee, Brian de Palmas wegweisenden Horror-Schocker der Siebziger Jahre noch einmal verfilmen zu wollen. Aber so ist unsere Zeit. Das Vergessen setzt immer schneller ein und nach knapp 40 Jahren glaubt Hollywood, dass die Zeit reif sei für eine Neudeutung. Wenn sie denn visionär wäre, dann könnte das gut gehen. Aber Regisseurin Kimberley Peirce, deren bester Film „Boys Don`t Cry“ auch schon wieder fast 15 Jahre alt ist, hat keine rechte Vorstellung davon, wie der Stoff fesseln könnte. Ihre Idee, die Verfilmung enger an die Vorlage von Stephen King zu koppeln, ist nachvollziehbar, führt aber zu keinem wirklich guten Film.                                   
IDEAL FÜR: Horrorfans, die kein Remake verpassen wollen. Und für die kleine Schar, die die „Kick-Ass“-Lady Chloë Grace Moretz vergöttert.
FilmClicks Kritik. Es gibt ja immer noch Leute, die meinen, die Gattin des Horrorpapstes Stephen King hätte der Allgemeinheit keinen großen Gefallen getan, als sie in den 1970er Jahren das Manuskript von „Carrie“ aus der Mülltonne herausholte und ihren Gemahl überzeugte, die Geschichte wäre nicht so schlecht, wie er es selbst glaubte. Wahrscheinlich wäre Stephen King heute nicht der Horrormeister, den die Welt kennt, wenn sein Erstling nie das Licht der Welt erblickt hätte. (gerade eben hat er der Grusellegende „The Shining“ mit „Doktor Sleep“ eine würdige Fortsetzung folgen lassen und bei dieser Gelegenheit wieder mal ordentlich auf Kubricks Verfilmung herum gehackt)
 
Schon kurz nach der Veröffentlichung wurde das Buch zum Hit und Brian de Palma machte aus dem Stoff seinen weltberühmten Film mit einem wahrhaft sensationellen Ende. Die Hand von Carrie, die aus dem Grab heraus schnellt, wurde zigtausendfach zitiert und verfolgte viele Zuschauer bis in die Träume.
 
Stephen King hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sehr kritisch zu den Verfilmungen seiner Bücher steht. Nicht immer war er so radikal wie bei „Shining“. Stanley Kubrick verzieh er nie, dass der eigensinnige Regisseur das Buch um einen Hausmeister, der in einem von Geistern besetzten Hotel den Verstand verliert, komplett entkernte und darin seine eigene Kathedrale des Schreckens entstehen ließ. Mit Brian de Palma ging King in Sachen „Carrie“ etwas gnädiger, aber nicht viel, um. Auch ihm warf er in späteren Jahren vor, der Filmemacher hätte nicht verstanden, worum es bei „Carrie“ eigentlich geht.
 
Die Regisseurin Kimberley Peirce hat nun sehr gute Chancen, dass Stephen King Gefallen an ihrer neuen „Carrie“-Version findet. Denn Peirce geht zurück zum Text und liest ihn für ihr Remake neu. Sie weiß genau, dass sie de Palmas Meisterwerk nicht toppen kann. Deshalb legt sie den Wert wieder auf das, was schon in der Vorlage eine sehr große Rolle spielte. Es geht um das Verhältnis von Mutter und Tochter.
 
Die Mutter Margaret (hinreißend verbohrt: Julianne Moore) lebt ihre extreme Religiosität jeden Tag aus und verschont damit auch ihre 16-jährige Tochter Carrie (hilflos-naiv bis zur Furie stets auftrumpfend: Chloë Grace Moretz) nicht. Statt Mutterliebe gibt es Drohungen und endlose Monologe über die Schuld der Frau in der Welt. Als Carrie zum ersten Mal nach einem Sportunterricht ihre Regel bekommt, ist sie völlig verunsichert.
 
Ihre Mitschüler machen sich lustig über Carrie, bewerfen sie mit Tampons und stellen einen Film davon ins Internet. Als Strafe dürfen sie nicht zum Abschlussball. Allerdings denken sie sich etwas besonders Grausames aus. Einer der Jungs lädt Carrie zum Ball ein und lässt sie glauben, er habe Gefühle für sie. Auf dem Ball eskaliert alles. Und Carrie entfesselt ein Inferno.
 
Kimberley Peirce kann man nicht vorwerfen, sie habe mit ihrem Film alles falsch gemacht. Immerhin schraubt sie die übersinnlichen Effekte angenehm zurück und zeichnet ein sehr düsteres Bild des heutigen Amerika. Allerdings schaut sich das als Film nicht besonders spannend an, zumal sie es nicht schafft, dass man die Bilder des Meisterwerks von Brian de Palma aus dem Kopf bekommt.





Trailer
LÄNGE: 99 min
PRODUKTION: USA 2013
KINOSTART Ö: 05.12.2013
REGIE:  Kimberley Peirce
GENRE: Horror


BESETZUNG
Chloe Grace Moretz: Carrie
Julianne Moore: Margaret