Luke Evans über seine Rolle als Bard in „Der Hobbit“


Der Bogenschütze und der Drache

30.11.2014
Interview:  Peter Beddies

„Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere“: Der Brite Luke Evans als Bard, der Bogenschütze © Warner Bros.

Luke Evans: Der Star aus London hat gerade das, was man einen Lauf nennt. Vor fünf Jahren noch war er kaum jemandem bekannt. Aber dann kam er in Blockbuster-Hits ganz groß raus. In „Fast & Furious 6“ spielte er einen Schurken, in „Dracula Untold“ die Titelrolle. Und in der „Hobbit“-Saga wurde er zum Bogenschützen Bard. Wenn jetzt am 10. Dezember der Abschlussfilm „Die Schlacht der fünf Heere“ anläuft,  wissen alle „Hobbit“-Fans, was kommt: Bard muss den Drachen Smaug attackieren. Im FilmClicks-Gespräch erzählt der 35-Jährige über den „Hobbit“-Dreh und sein nächstes großes Projekt, das Remake von „The Crow“. Dazu, direkt von Peter Jackson: Noch einmal ein neuer Trailer zu „Die Schlacht der fünf Heere“!


 
FilmClicks: Wie hat es sich bei der Arbeit am „Hobbit“ angefühlt, die Szene mit dem Drachen Smaug zu drehen?
Luke Evans: Was soll ich sagen? Da war schon ein bisschen Druck auf meinen Schultern. Jeder, der das Buch kennt oder als Kind vorgelesen bekommen hat, der weiß genau, was am Ende passiert. Dass Bard diesen einen letzten ganz besonderen Pfeil hat und den abschießen wird…
 
…einen Pfeil, der in der Küche hängt, völlig versteckt zwischen Kräutern, wie man im zweiten Teil der Filmtrilogie sehen konnte.
Genau solche Details habe ich an der Arbeit mit „Hobbit“-Regisseur Peter Jackson geliebt. Ich meine, es ist nicht der kürzeste Weg zu ihm nach Neuseeland. Aber jedes Mal, wenn ich dort war – manchmal für Tage, manchmal für Monate – hatte sich etwas Neues ergeben. Wie zum Beispiel die frisch geschriebene Szene, in der Bard den Pfeil aus diesem Versteck holt und ihn dann woanders versteckt. Das fand ich toll. Dieser Pfeil, der alles Leben in Mittelerde verändern wird, hing die ganze Zeit mitten in der Küche der Bogenschützen-Familie.
 
Bards Begegnung mit Smaug ist aber nicht der einzige Höhepunkt des Films. „Die Schlacht der Fünf Heere“ hat ja noch viel mehr Schauplätze.
Ja, aber für mich war diese Szene schon der Höhepunkt. Das Verrückte an der Arbeit mit Peter Jackson ist ja, dass er mittlerweile einer der ganz großen Tolkien-Experten ist. Er weiß ganz genau, welchen Geschichten-Strang er wie erzählen will. Aber trotzdem macht er zur Sicherheit noch diese und jene Einstellung. Man kann nie sagen, welche Aufnahme es letzten Endes in den Film schaffen wird. Das sehen die meisten von uns Schauspielern im Kino.
 
Eine Saga voller Heldenfiguren: Bard (Luke Evans) mit Legolas (Orlando Bloom) © Warner Bros.

Im „Hobbit“ gibt es – wie schon in „Der Herr der Ringe“ – jede Menge Heldenfiguren. Schielt man da manchmal zu den anderen und denkt: „Ach, diese Rolle hätte ich auch gern gespielt?“

Nein, überhaupt nicht. Ich finde Bard großartig! Und wissen Sie, was ich am besten finde? Wenn Sie alle „Hobbit“-Helden auf eine Bühne stellen und dann die Menschen im Zuschauerraum  – ohne das Wissen um die gesamte Reihe – fragen, wer wohl der Typ sein wird, der Smaug entgegentritt: Niemand käme auf die Idee, dass es Bard sein würde. Er ist der unwahrscheinlichste aller Helden. Total unscheinbar, weil einer seiner Vorfahren damals den Drachen verfehlte und so viele Menschen danach ihr Leben verloren. Er hat nie über diese Schande gesprochen. Aber er ahnte immer, dass seine Stunde kommen würde. Solche Charaktere liebe ich.
 
Nun ist für Sie „Der Hobbit“ vorbei. Wehmut?
Ha, so etwas kenne ich seit Jahren nicht mehr. Es gibt schon Projekte, die darauf warten, dass ich endlich frei bin und mitmachen kann. Da denkt man eher an das, was kommt, als an das, was gewesen ist. Aber ganz sicher wird „Der Hobbit“ ein ganz besonderes Kapitel in meinem Leben bleiben. Egal, was noch folgen mag.
 
James Bond zum Beispiel?
Ach, bringt man mich mit dem in Verbindung? Davon habe ich noch nichts gehört. Aber generell – wenn Daniel Craig nicht mehr will – wäre das eine Option.
 
Sie scheinen Filmreihen zu mögen. „Fast & Furious 6“ war ein Franchise, „Der Hobbit“ ist eines, „Dracula Untold“ könnte eines werden. Und nun spielen Sie die Hauptrolle im Remake von „The Crow“.
Das wird sicher eine ganz besondere Erfahrung.  Ich war ein großer Fan der ersten Verfilmung. Wieder so ein düsterer Held. Aber – nicht dass sich die Fans falsche Hoffnungen machen – „The Crow“ wird keines dieser populären Remakes, die Hollywood gerade überfluten. Wir nehmen uns nicht den Film mit Brandon Lee zum Vorbild. Wir wollen zurückgehen zum Original der Graphic Novel.
 
Sie spielen mit schöner Regelmäßigkeit in kleineren Filmen und dann wieder in Blockbustern, bei denen die Fans auf Sie am roten Teppich warten und brüllen.
Solche Momente liebe ich. Vielleicht, weil ich das ganze Theater noch nicht so lange kenne. Und ich muss auch deutlich sagen, dass ich nie auf der anderen Seite des roten Teppichs stehen könnte.
 
Sind Sie nie Fan von irgendwas gewesen?
Vielleicht am ehesten noch von irgendwelcher Rockmusik. Doch ich könnte mich nicht mehrere Stunden in eine Warteschlange stellen. Das macht mich regelrecht aggressiv. Zum Beispiel, wenn am Flughafen ausgerufen wird, dass demnächst das Einsteigen beginnt und sich sofort eine Schlange bildet, dann könnte ich jedes Mal aufsteigen und die Leute anbrüllen: „Schon mal jemand am Boden geblieben? Die nehmen jeden mit!“. Aber was die Premieren angeht, da habe ich von Tom Cruise die Basics gelernt. Ich finde es unglaublich, wie viel Zeit er sich für seine Fans nimmt. Und er hat Recht. Du nimmst Dir eine Sekunde Zeit für eine Unterschrift oder ein Foto. Eine verdammte Sekunde. Aber für die Fans macht die den Unterschied und sie gehen mit einem glückseligen Lächeln durch diesen Tag.
 
Sie haben gerade gesagt, dass Sie noch nicht so lange in der Filmwelt aktiv sind.
Es ist nicht mal sieben Jahre her, dass ich meine ersten Filmrollen angeboten bekam. Davor war ich einige Zeit in London am West End und bin in Musicals und Theaterstücken aufgetreten. Schon damals dachte ich, dass ein Traum in Erfüllung gegangen sei. Dann ging alles so schnell. Ich bekomme regelrecht Gänsehaut, wenn ich darüber nachdenke, wie weit ich heute bin.



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