Dracula Untold

Moderner Dracula als Ein-Mann-Armee


FilmClicks:
„Dracula Untold“: Luke Evans als Prinz Vlad Tepes, der zum blutsaugenden Graf Dracula wird © Universal
DIE STORY: Der Fantasy-Action-Reißer „Dracula Untold“ erzählt von der Historie, wie sie sich – zumindest teilweise - zugetragen haben könnte. Der Adlige Vlad Tepes (Luke Evans) wird im 15. Jahrhundert als Kind von seinem Vater in die Armee eines gnadenlosen Sultans geschickt. Als einer von wenigen überlebt er das. Jahre später soll er nun 1.000 Kinder entsenden. Er weigert sich. Da die Armee des Sultans aber die eigene ums Mehrfache übertrifft, sucht Vlad Hilfe bei einer uralten Macht im Berge, die ihm den Weg zu unglaublicher Macht, aber auch zur Verdammnis zeigt. Die Vampir-Gestalt Dracula ist geboren. 
 
DIE STARS: Schon beachtlich, welche Karriere der 35jährige Engländer Luke Evans in den letzten Jahren hingelegt hat. Bisher durfte er in der „Fast and Furious“-Reihe in einer Nebenrolle auftauchen. Ebenso in „Krieg der Götter“ und „Kampf der Titanen“. Seine große Stunde im „Hobbit“-Reich schlägt ab Dezember. Nun also bekommt er als Vlad/Dracula seine erste Hauptrolle in einem Blockbuster. Und er macht seine Sache sehr sehr, gut.
Dominic Cooper als sein Gegenspieler und Sarah Gadon als seine Ehefrau runden das Ensemble sehr schön ab. Leider aber hat Cooper eine alberne türkisch-deutsche Synchron-Stimme bekommen, so dass man ständig befürchtet, er würde gleich ausrufen: „Hey, kennst Du mein Schwester Aysche, soll ich Disch zeigen?“
    
DIE KRITIK: Will man einen weiteren „Dracula“-Film sehen? Noch ein Werk, das den von Bram Stoker erfundenen Super-Vampir variiert? Erneut der Vergleich mit den ewigen Legenden wie Christopher Lee, Bela Lugosi, Gary Oldman und Klaus Kinski und so weiter und so fort? Eigentlich lautet die Antwort: Nein!
Auf der anderen Seite: Wenn die Geschichte so frisch erzählt und bluttriefend und geschmackssicher effektorientiert daher kommt wie dieser neue Dracula fürs 21. Jahrhundert, dann hat das schon etwas. Nur der Titel ist natürlich kompletter Unfug. „Untold“, also bisher unerzählt,  ist an diesem phantasievollen Gemetzel fürs jüngere Publikum überhaupt nichts.
Der neue Film verlegt sich auf eine Heroisierung der historischen Gestalt – dieser Ansatz ist schon von Francis Ford Coppola in „Bram Stoker’s Dracula“ ansatzweise verfolgt worden. Der echte Vlad Tepes soll kein sehr netter Kerl gewesen sein. Den Spitznamen „Der Pfähler“ bekommt man nicht vom Reden am Grünen Tisch. Hier wird Vlad (Luke Evans) als Mann gezeigt, der die Hölle der Armee eines Sultans überlebt hat. Als Kind musste er in dessen Dienste treten und kämpfen.
Als Sultan Mehmed (Dominic Cooper) nun eintausend Kinder für seine Armee einfordert, verweigert sich Vlad Tepes und beginnt – da er allein dem Sultan nicht die Stirn bieten kann – die Suche nach einer uralten Macht im Berge. Diese findet er in einem Ur-Vampir (Charles Dance), der ihm einen faustischen Pakt vorschlägt. Er bietet unbeschränkte Macht an. Weist aber auch darauf hin, dass Vlads Zeit als Sterblicher endet, wenn er in den kommenden Tagen Blut trinkt. Außerdem muss er in diesem Fall dem Ur-Vampir dienen.
Der Kampf von Vlad gegen den inneren Dämon ist nett anzuschauen. Aber die Filmemacher um Regisseur Gray Shore wollten etwas ganz anderes. Das ganz große Augenfutter, wenn Vlad seine nun unermesslichen Kräfte ausprobiert, wenn er allein gegen Zehntausende Soldaten antritt. Weit entfernt von der Schlacht ballt er seine Faust – was sehr an die „Mittelerde“-Zauberer erinnert – und lässt Millionen Fledermäuse in atemberaubenden Choreographien über den Feind hernieder gehen.
Diese Effekte sind – für alle Zuschauer, die so etwas lieben – grandios geraten. Der unsterblichen Liebe Vlads zu seiner Frau Mirena (Sarah Gadon) wird auch viel Zeit eingeräumt. Mit anderen Worten: Es schmalzt unentwegt.

Auch Romantik muss sein: Vlads Gefährtin Mirena (Sarah Gadon) © Universal

Aber da der Film gerade mal 92 Minuten lang dauert, müssen andere Dinge auf der Strecke bleiben. Luke Evans gibt Dracula eine tolle körperliche Präsenz. Doch die Dramaturgie der Figur bleibt unterentwickelt. Vielleicht gibt es ja mehr davon in Teil 2, der am Ende mehr als subtil angedeutet wird.
                       
Ideal für: Jene Kinogänger, die mal einen modernen Dracula sehen wollen, der als Ein-Mann-Armee alles aus dem Weg schlägt, was sich ihm und seiner Liebe in den Weg stellt – nicht innovativ, aber nett anzuschauen.






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 02.10.2014
REGIE:  Gary Shore
GENRE: Abenteuer|Action|Fantasy
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Luke Evans: Prinz Vlad / Dracula
Sarah Gadon: Mirena
Dominic Cooper: Sultan Mehmed

Interview
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