Ursula Strauss über „MindGamers“, Fremdsprachen und Hollywood


„Ich wollte schon immer auf Englisch drehen“

08.04.2017
Interview:  Gunther Baumann

Ursula Strauss: „Das Spielen in einer Sprache, in der man nicht zuhause ist, fordert einen heraus“ © Katharina Sartena

Ursula Strauss überwindet eine Sprachbarriere. Die Wiener Schauspielerin, die im deutschen Sprachraum längst zu den Stars zählt, spielt im Science-Fiction-Drama „MindGamers“ aus dem Terra-Mater-Studio erstmals auf Englisch. Neben internationalen Größen wie Sam Neill („Jurassic Park“) oder Tom Payne („The Walking Dead“) hat sie eine kleine, aber wichtige Rolle als smarte Professorin mit viel Sex Appeal. Im Interview erzählt Ursula Strauss über das Arbeiten in einer Fremdsprache – und darüber, wie sie reagieren würde, sollte Hollywood einmal an die Tür klopfen.


„MindGamers“: Ursula Strauss mit Filmpartner Tom Payne © Terra Mater/Vlad Cioplea

FilmClicks: Ursula Strauss, „MindGamers“ ist der erste Film, den Sie auf Englisch gedreht haben. Hat sich das anders angefühlt als sonst?

Ursula Strauss: Ja. Der Umgang mit der Sprache war komplett anders. Ich wollte ja schon immer mal auf Englisch drehen und war total glücklich, dass ich das in „Mindgamers“ ausprobieren durfte. Denn in meiner Sprache fühle ich mich sehr sicher im Umgang mit Figuren oder mit Spielsituationen.  Doch das Spielen in einer Sprache, in der man nicht zuhause ist. fordert einen heraus – und ist total spannend. Als komplett neue Erfahrung, als Grenzüberwindung. Diese Überwindung war toll und hat gut funktioniert. Zugleich hatte ich mir die Sache aufregender vorgestellt, als sie dann letztendlich war, denn nach dem ersten Spielen vor den Kollegen war der Bann eh gebrochen.
 
„MindGamers“ ist ein Science-Fiction-Drama, in dem eine sehr positiv gemeinte wissenschaftliche Entdeckung sehr negative Folgen hat. Sehen Sie da Parallelen zur realen Welt?
Nun, die Atomenergie zum Beispiel war eine gut gemeinte Sache, die eine ziemlich explosive Wirkung haben kann. Da gibt  es vieles. Aber letztendlich liegt die Verantwortung bei uns Menschen: Wie gehen wir mit den Dingen um? Mit dem Internet, mit technologischen Entwicklungen, mit uns selbst? Nichts im Leben ist nur schwarz oder weiß.
 
Ist Science Fiction ein Genre, das Sie anspricht?
Ich stehe auf Science Fiction, wenn sie gut gemacht ist. Auch deshalb war es für mich besonders toll, bei „MindGamers“ mit Sam Neill zusammenzuspielen, denn ich habe einen Film, einen Science-Fiction-Film, mit ihm gesehen, der mir nachhaltig in Erinnerung blieb. Das war „Event Horizon“, ein krasser Film, der mir ziemlich eingefahren ist.

Distanz und Nähe: Sam Neill und Ursula Strauss in „MindGamers“ © Terra Mater/Toni Salabasev

Hätten Sie Lust, jetzt öfters in englischsprachigen Filmen zu spielen?
Absolut. Weil es sich anders anfühlt, und weil man woanders hinkommt. Man betritt ungewohnte Gebiete im eigenen System. Das hat viel Spaß gemacht.
 
Kann man als Schauspielerin eine internationale Karriere bewusst anstreben oder muss man warten, ob man Angebote bekommt?
Nein, man kann das sicherlich in Angriff nehmen, aber dazu müsste man viel besser Englisch sprechen als ich derzeit noch. In meinem Fall wäre es sicher so, dass ich ein Jahr nach England gehen müsste oder nach Amerika, um mich dort bewusst mit der Sprache auseinanderzusetzen und um Leute kennenzulernen. So stelle ich mir das zumindest vor. Ich habe das aber noch nicht geplant und es hat auch nicht so eine besondere Wichtigkeit, weil ich sehr auf das europäische Kino und das europäische Fernsehen stehe. Und es gibt Schauspieler, die es im angelsächsischen Raum schaffen, ohne sich sehr darum bemüht zu haben – Christoph Waltz zum Beispiel lebt jetzt in Los Angeles und hat internationale Karriere gemacht.
 
Würde Sie ein Ruf aus Hollywood reizen?
Wer würde auf so eine Frage Nein sagen? Das wäre absurd. Doch wenn dieser Ruf nicht kommt, werde ich nicht unglücklich sein.  Ich habe das große Glück, mit so vielen spannenden Menschen zusammenzuarbeiten, dass mir nichts fehlt. Wenn aber einmal ein Angebot aus Amerika kommen würde, dann wäre es dumm, diese Erfahrung nicht zu machen. Ich glaube, man kann auch erst nach so einer Erfahrung sagen, ob man Lust hat auf die Art, wie in Hollywood Filme gedreht werden. Denn die unterscheidet sich, glaube ich, schon stark von Europa.
 
In Ihren deutschsprachigen Rollen sind Sie eine äußerst vielseitige Darstellerin – und Sie ernten zumeist Hymnen für Ihr Spiel. Ganz egal, welche Figur Sie verkörpern. Kommt Ihnen dieser Beifall manchmal selbst ein wenig unwirklich vor?
Mir kommt das alles unwirklich vor. Ich habe sowieso das Gefühl, mein Ich und diese Berufsperson seien zwei unterschiedliche Dinge. Ich spiele wahnsinnig gerne, ich liebe meinen Beruf und bin sehr dankbar dafür, dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen darf – mit Dingen, die mir wirklich Spaß machen. Das, was damit an öffentlicher Wirkung einhergeht, das denke ich bei der Arbeit nicht mit – und es kommt mir dann immer wieder absurd vor. Es ging und geht mir immer um die Lust am Spiel: Ich erinnere mich noch an die Schauspielschule, als alle so euphorisch waren und gebrannt haben und so glücklich waren, dass wir diesen Weg jetzt wirklich gehen dürfen. Wir waren alle so klein mit Hut und zugleich so groß in unseren Egos – wir hätten bezahlt dafür, dass wir spielen dürfen. Man will am Anfang nur spielen, spielen, spielen, und sich abarbeiten an dem, was in einem wohnt. Und letztendlich hat sich das bis heute nicht verändert.



Kritik
Mindgamers
Das Science-Fiction-Drama „MindGamers“  ist ein Film-Essay mit Spielhandlung und Action, in dem es um die gedankliche Verknüpfung der Gehirne der Menschen und um philosophische Fragen geht. Mehr...