Michael „Eddie“ Edwards über die Verfilmung seiner Karriere


„Ich habe das olympische Motto gelebt“

31.03.2016
Interview:  Peter Beddies

Gefeiert wie ein Hollywood-Star: Michael „Eddie“ Edwards bei der Premiere von „Eddie The Eagle“ © 2016 20th CenturyFox

Der Engländer Michael „Eddie“ Edwards, heute 52, wurde 1988 zum weltweit gefeierten Sport-Helden, als (und weil) er bei den Olympischen Winterspielen in Calgary als Skispringer den letzten Platz belegte.  Sein sagenhafter Mut und Einsatzwillen machten „Eddie The Eagle“, der erst ein Jahr vor Olympia so richtig mit dem Skispringen begann, zur bis heute verehrten Kultfigur. „Eddie The Eagle“ ist auch der Titel der komödiantischen Biografie mit Taron Egerton und Hugh Jackman, in der Edwards‘ Karriere jetzt verfilmt wurde. Der Ex-Sportler ist mit dem Resultat, wie er im FilmClicks-Interview verrät, äußerst zufrieden.  


„Eddie The Eagle“: Michael Edwards (M.) mit den Darstellern Hugh Jackman und Taron Egerton © 2016 20th Century Fox

FilmClicks: Mr. Edwards, wie fühlt es sich für Sie an, seit der Premiere von „Eddie The Eagle“ auf einmal wie ein Filmstar hofiert zu werden?

 
Michael Edwards: Unfassbar gut. Ich hätte während meiner aktiven Zeit bei den Olympischen Spielen in Calgary 1988 niemals daran gedacht, dass mein Leben einmal verfilmt werden könnte. Das ist einfach fantastisch.
 
Haben Sie es genossen, sich selbst auf der Leinwand zu sehen?
Ja, das war eine sehr schöne Erfahrung. Taron Egerton, der mich spielt, sieht exakt so aus, wie ich damals ausgesehen habe. Auch meine Ticks hat er übernommen. Da wurde vom Filmteam ganze Arbeit geleistet.
 
Schauen Sie heute noch zu, wenn Skisprung-Übertragungen laufen?
Auf jeden Fall. Die Technik hat sich geändert. Der Sport scheint sicherer geworden zu sein. Die Springer sind heute andere als zu meiner Zeit. Aber die Leidenschaft, mit der ich diesen Sport immer ausgeübt habe, diese Leidenschaft stelle ich auch heute noch fest.
 
Doch man findet im Weltcup keinen waghalsigen Anfänger, wie Sie einer waren.
Stimmt. Unglücklicherweise gibt es so verrückte Vögel nicht mehr. Sie haben Recht. Eigentlich wäre es an der Zeit für „The Return Of Eddie The Eagle“.
 
Bei allem Respekt. Aber nicht mit Ihnen, oder?
Haben Sie eine Ahnung! Ich bin heute fitter denn je. Verglichen mit 1988 bin ich in einer weitaus besseren körperlichen Verfassung.

Perfekte Haltung: Eddie hüpft © 2016 20th Century Fox

Das heißt, Sie würden noch mal von einer 90-Meter-Schanze springen?
Keine Frage. Das war 1988 mein Traum. Und ich würde es glatt noch einmal tun.
 
Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 1988 in Calgary denken?
Woran ich mich erinnere? An die Menschenmassen, die mir zugejubelt haben. An den Mut, den ich aufbringen musste, um von den Schanzen zu springen. Und dass ich mich wie ein David gegen Goliath gefühlt habe. Der kleine Engländer, der gegen die großen Skinationen antritt. Das werde ich sicher nie vergessen. Und dass ich wahrscheinlich der Einzige war, der das olympische Motto dort richtig gelebt hat: „Dabei sein ist Alles!“ Alle anderen wollten unbedingt Medaillen. Mir hat es genügt, dass ich dabei sein durfte. Manchmal kommt es mir vor, als wären die Olympischen Spiele gerade gestern gewesen. Denn das ist das Schöne, wenn man so etwas wahrhaft Ergreifendes erlebt hat: Man kann es immer wieder abrufen.
 
Im Film ist Hugh Jackman als Ihr Trainer Bronson Peary zu sehen. Hat es so einen Typen – ein schlampiges Genie, das als Aktiver die eigenen Chancen nicht nutzte –  wirklich gegeben?
Nein, dieser Bronson Peary  ist  eine Art Schmelztiegel all der Trainer, die ich getroffen habe. Auf meinem Weg zu den Olympischen Spielen habe ich mit 20 bis 30 Trainern zusammengearbeitet. Der älteste war um die 70. Der jüngste – ein Springer – gerade mal zwölf. Ich war damals wie ein Schwamm. Egal, wo ich war, ich habe überall nachgefragt und mich erkundigt. Jeder wurde von mir ausgequetscht. Ob ich nun mit dem österreichischen Nationalteam unterwegs war oder mit einer Schulklasse, das war mir völlig egal. Ich wollte einfach alles wissen, was es zum Thema Skisprung zu wissen gibt.   
 
Seit Ihrem Karriere-Höhepunkt 1988, als Sie als Letzter wie ein Olympiuasiger gefeiert wurden, sind 28 Jahre vergangen. Was machen Sie denn heute beruflich? 
Sie meinen, wenn ich nicht auf roten Teppichen entlanglaufe und über mein Leben rede? Dann gehe ich einer geregelten Tätigkeit nach, wie auch schon mein Vater. Auf dem Bau. Ich baue Häuser für andere Menschen.
 
Das könnte man als Abstieg bezeichnen.
Könnte man. Aber so sehe ich es nicht. Ich hatte ja meine – wenn auch kurze – Karriere. Seither sorgt mein Handwerkerberuf  dafür, dass ich nicht abhebe. Und außerdem bleibe ich immer schön fit. Das ist ein angenehmer Nebeneffekt.



Kritik
Eddie The Eagle
„Eddie The Eagle“ erzählt die Geschichte des berühmten, aber talentfreien britischen Skispringers Michael „Eddie“ Edwards, der 1988 bei den Olympischen Spielen in Calgary als Letzter der Sprungbewerbe zum Star wurde. Mehr...