Eddie The Eagle

Der Verlierer, der ein Sieger war


FilmClicks:
Stolz auf letzten Platz: Michael Edwards (Taron Egerton) & Trainer Bronson Peary (Hugh Jackman) © 2016 20th CenturyFox
DIE STORY: „Eddie The Eagle“ erzählt stark fiktionalisiert vom Leben des Briten Michael „Eddie“ Edwards, der schon als Kind den dringenden Wunsch verspürte, eines Tages an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Allerdings war er alles andere als sportlich, was ihm den Zugang naturgemäß sehr erschwerte.
Egal: Mit Fleiß, Tollkühnheit und eisernem Durchsetzungsvermögen machte Eddie wett, was ihm an Talent fehlte. Im wirklichen Leben brauchte er so um die 20 Trainer, bis er reif war für seine sagenumwobenen Auftritte als Skispringer bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary.
Im Film erscheint aber ziemlich schnell die erfundene Figur des Trainers Bronson Peary (Hugh Jackman): ein Ex-Ski-Ass, das nach einer kurzen Karriere abstürzte. Nun bekommt Peary mit Michael Edwards die Chance, sich im Ski-Zirkus zu beweisen. Gemeinsam kämpfen die Männer gegen alle Widerstände und dürfen sich am Ende feiern lassen.

Aller Anfang ist schwer: Hugh Jackman und Taron Egerton beim Training © Centfox

DIE STARS: Der englische Jungstar Taron Egerton („Kingsman: The Secret Service“) verwandelt sich ohne Wenn und Aber in Michael Edwards. Man erlebt ihn als leicht übergewichtigen und nicht unbedingt schönen jungen Mann mit ständig schief sitzender Brille, der immerzu Grimassen schneidet und seine Umwelt nervt. Zum Glück macht sich der Film über seine Hauptfigur nicht lustig. Mut, so etwas zu spielen, braucht man trotzdem.
An seiner Seite agiert - die tollste Rolle überhaupt - Hugh Jackman („Wolverine“) als Eddies Trainer mit leichtem Hang zum Overacting. Immerzu hat der notorisch schlecht gelaunte Mann eine kleine Pulle Schnaps am Hals und eine Zigarette im Mund. Aber das Herz sitzt bei ihm, wie könnte es anders sein, am rechten Fleck.
In kleineren Rollen glänzen Iris Berben als Wirtin in Garmisch und Christopher Walken als legendärer US-Trainer.

Iris Berben (mit Hugh Jackman) spielt eine Garmischer Gastronomin © Centfox

DIE KRITIK: „Eddie The Eagle“ ist ein Wohlfühlfilm, den man mit großem Vergnügen genießen kann. Die meisten Szenen der Wettkämpfe wurden auf den Schanzen in Garmisch, Oberstdorf und Seefeld gedreht (selbst jene, die eigentlich in Calgary spielen). Dort entfesselt Regisseur Dexter Fletcher ein wahres Ski-Feuerwerk.
Wahrscheinlich hat man noch nie in einem Kinofilm gespürt, was es wirklich bedeutet, auf einer 90-Meter-Schanze zu stehen und von dort oben hinunter zu springen. Dank kleiner Kameras bekommt man das Gefühl, mit den Sportlern ins Tal zu fliegen. Oder, im Fall von Eddie Edwards, ein ums andere Mal zu stürzen, sich Blessuren zu holen und Knochen zu brechen.
Diese Mischung aus Gefahr plus Faszination fängt der Film wunderbar ein. Wenn Eddie am Ende bei den Olympischen Spielen als Letzter der Skisprung-Bewerbe lautstärker gefeiert wird als der dreifache Gold-Gewinner Matti Nykänen, dann bietet der Film einige wunderschöne Gänsehaut-Momente.
Allerdings: „Eddie The Eagle“ hätte noch viel besser werden können. Leider vertraut der britische Regisseur Dexter Fletcher („Wild Bill“) seinem Protagonisten zu wenig. Er verdichtet das Leben von Michael Edwards - bei Biografien ein probates Mittel - und lässt fiktive Geschichten einfließen. Da man nicht weiß, was genau Fakt ist und was Fiktion, wird der Gesamteindruck des Films geschwächt.
Die Karriere des Skispringers, den alle Eddie The Eagle nannten, hätte dramatische Überhöhungen nicht unbedingt nötig gehabt. Auf seinem Weg vom Antitalent zu einem der meist gehypten Wintersportler aller Zeiten durchlief Edwards viele schöne Geschichten, die man hätte erzählen können, ohne sich etwas ausdenken zu müssen.
Gewiss: Es ist in jeder Szene ein pures Vergnügen, wenn man Hugh Jackman  in der Fantasie-Rolle des stets besoffenen Bronson Peary begegnet. Aber man hätte zum Beispiel darüber  berichten können, dass sich Michael Edwards bei seinem ersten Wettkampf die Ski von den Technikern der DDR-Mannschaft präparieren ließ.
Das war höchst bemerkenswert, denn damals herrschte noch der Kalte Krieg. Doch um die Weltpolitik scherte sich Eddie einen Dreck. Er wollte zu den Olympischen Spielen. Und genau das gelang ihm. Gegen alle Widerstände.
 
IDEAL FÜR: Skisprung-Fans und Bewunderer von Michael „Eddie“ Edwards, der dem Zuschauer zeigt, dass man die größten Ziele erreichen kann, wenn man niemals aufgibt.






Trailer
LÄNGE: 106 min
PRODUKTION: USA / Deutschland / Großbritannien 2016
KINOSTART Ö: 31.03.2016
REGIE:  Dexter Fletcher
GENRE: Biografie|Komödie


BESETZUNG
Taron Egerton: Michael Edwards
Hugh Jackman: Bronson Peary
Christopher Walken: Warren Sharp
Iris Berben: Petra

Interview
„Ich habe das olympische Motto gelebt“
Der Engländer Michael „Eddie“ Edwards, 52, berichtet im FilmClicks-Gespräch über seine wundersame Karriere als Skispringer Ende der 1980er Jahre, die jetzt in der Biografie-Komödie „Eddie The Eagle“ verfilmt wurde.  Mehr...