Das ewige Leben

Der Brenner hat einen Schuss


FilmClicks:
Einsam unterwegs auf den Boulevards von Graz: Josef Hader als Detektiv Simon Brenner © Dor Film
DIE STORY: „Das ewige Leben“ beginnt für den Ex-Polizisten und Detektiv Simon Brenner (Josef Hader) in Graz. Völlig pleite, kehrt er aus Wien in seine Heimatstadt zurück,  wo er im verrotteten Häuschen seiner verstorbenen Mutter wohnen kann. Und wo er alten Jugendfreunden aus der Polizeischule begegnet. Der Aschenbrenner (Tobias Moretti) ist jetzt Polizeichef. Der Köck (Roland Düringer) ist jetzt Altwarenhändler.
Eines Tages fällt ein Schuss. Die Kugel steckt in Brenners Kopf. Der überlebt und will nun herausfinden, wer der Schütze war. Gar nicht so leicht, denn Brenner fehlt die Erinnerung. Ganz langsam dämmert in ihm eine Ahnung: Der Vorfall könnte etwas mit einer Aktion aus alter Zeit zu tun haben, die die Ex-Polizeischüler alle miteinander am liebsten vergessen würden.

Der Mann ohne Erinnerung: Brenner (Josef Hader) nach dem Schuss © Dor Film

DIE STARS: Hader – Haas – Murnberger:  Dieses Trio steht jetzt zum vierten Mal an der Spitze eines Brenner-Thrillers. Josef Hader hat den Part des missmutigen Ermittlers Brenner zu seiner Glanzrolle gemacht. Wolf Haas hat die (mittlerweile acht) Brenner-Kriminalromane geschrieben. Und Wolfgang Murnberger ist der Regisseur. Bevor es an den Dreh ging, haben die Drei gemeinsam das Drehbuch verfasst.
Das Ensemble prunkt mit viel Prominenz aus Österreich: Tobias Moretti, Roland Düringer, Nora von Waldstätten, Johannes Silberschneider und Margarethe Tiesel sind an der Aufklärung bzw. Verschleierung des Falls beteiligt. Nicht alle von ihnen überleben auf der Leinwand.

Ein auffälliges Paar: Nora von Waldstätten und Tobias Moretti © Dor Film

DIE KRITIK: „Jetzt ist schon wieder was passiert“. Der berühmte erste Satz aus den Brenner-Romanen von Wolf Haas ist natürlich auch zu Beginn von „Das ewige Leben“ zu hören. Obwohl er diesmal ein wenig in die Irre führt. Denn passiert ist da noch gar nix. Zumindest nichts, was strafrechtlich irgendwie von Belang wäre.
Der Film nimmt sich erst einmal viel Zeit, um als Fundament jene Stimmung auszubreiten, die für die Brenner-Thriller so typisch ist: Melancholie & Elegie, durchsetzt mit gestochen scharfen Pointen. Wenn der Brenner von den Cops zur Führerschein-Kontrolle gebeten wird oder wenn er mit seinem Nachbarn  (Johannes Silberschneider) so ein Dings mit der Motorsäge anrichtet, dann ist das sehr komisch.
Später, nachdem der Schuss gefallen ist, zieht die Krimi-Spannung an. Der erinnerungslose Brenner  geht begreiflicherweise davon aus, dass er nicht selbst der Schütze war. Doch wer dann? Der Ermittler flieht aus dem Krankenhaus, obwohl ihn dort eine junge Psychiaterin mit dem schönen Namen Dr. Irrsiegler  (Nora von Waldstätten) sehr liebevoll bemuttert.
Aber er will den Fall aufklären. Und er gerät dabei quasi in ein Puzzle im 3D-Format. Denn einerseits passen in der Gegenwart viele Mosaiksteinchen zueinander. Andererseits aber auch in der Vergangenheit. Gemeinsam ergibt das dann ein schillerndes, wenngleich kein schönes Bild.
„Das ewige Leben“ hat nicht die von ultradunkelschwarzem Humor durchzogene Schärfe des letzten Brenner-Krimis „Der Knochenmann“. Das neue Werk ist zwar blutig, aber durchaus sanfter geraten. Seine größten Stärken liegen im Atmosphärischen. In den prachtvollen Dialogen, aus denen an den unmöglichsten Stellen viel überschäumender Witz hervorschauen kann, aber auch makabres Grauen.
Die Inszenierung von Wolfgang Murnberger ist wie aus einem Guss. Josef Hader hat seinen Brenner sowieso im kleinen Finger. Die anderen Stars zeigen viele schöne Facetten. Nora von Waldstätten hat man noch selten so komisch gesehen. Roland Düringer braucht nur kleine Gesten, um einen großen Rabauken zu porträtieren.  Johannes Silberschneider gestaltet voll Esprit einen vor Biederkeit triefenden Spießer. Und dem Tiroler Tobias Moretti nimmt man sprachlich in jeder Sekunde den Steirer ab: Ein hoher Polizist, aber nicht frei von niederen Instinkten.

Tobias Moretti spielt einen Polizeichef. Und ein Polizeichef hat eine Waffe © Dor Film

Murnberger zeigt darüber hinaus, dass er auch filmhandwerklich alle Anforderungen des Metiers außerordentlich gut im Griff hat. Die rasante Verfolgungsjagd in einem Tunnel, wenn der Mopedfahrer Brenner von einem dicken Auto gehetzt wird, ist aufregend und höchst gekonnt ins Bild gerückt. Die Szene schaut eher nach Hollywood aus als nach einem bescheiden budgetierten Film aus Österreich – Chapeau!
 
IDEAL FÜR: alle Thriller-Freunde – voran die Fans der Brenner-Krimis.






Trailer
LÄNGE: 123 min
PRODUKTION: Österreich / Deutschland 2014
KINOSTART Ö: 05.03.2015
REGIE:  Wolfgang Murnberger
GENRE: Komödie|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Josef Hader: Brenner
Tobias Moretti: Aschenbrenner
Roland Düringer: Köck
Nora von Waldstätten: Dr. Irrsiegler
Johannes Silberschneider: Nachbar
Margarethe Tiesel: Maritschi

Interview
„Die Geschichte, in der es dem Brenner am dreckigsten geht“
Star-Kabarettist Josef Hader ist endlich wieder in einer großen Kino-Hauptrolle zu sehen. Hader berichtet im FilmClicks-Interview über die Verfilmung des Wolf-Haas-Krimis „Das ewige Leben“, in der er seine Figur, den Detektiv Brenner, ganz neuen Abgründen aussetzt.  Mehr...