The Neon Demon

Tolle Bilder ohne Inhalt


FilmClicks:
Schönheit, Blut und Make-Up: Elle Fanning im stylishen Horrorthriller „The Neon Demon” © Thimfilm
DIE STORY: Die Horror-Farce „The Neon Demon” verwöhnt das Publikum mit grandiosen Bildern, denen allerdings eine ganz und gar nicht grandiose Story gegenübersteht.
Der Plot: Die junge Jesse (Elle Fanning) kommt nach Los Angeles, um als Model Karriere zu machen. In der Stadt begegnen ihr jede Menge kuriose Gestalten wie der abgewrackte Motelbesitzer Hank (Keanu Reeves), die Stylistin Ruby (Jena Melone) oder die Top-Agentin Jan (Christina Hendricks).
Überall macht sie ihre Erfahrungen, blickt einer Karriere als neues Supermodel entgegen, schnappt gleich beim ersten großen Auftritt über, verliert den Bezug zur Realität und wird von einer Gruppe durchgeknallter junger Frauen grausam ermordet.

Überwältigt von und in Los Angeles: Elle Fanning als Jesse in „The Neon Demon” © Thimfilm

DIE STARS: Regisseur Nicolas Winding Refn („Drive“) hat ein großes Talent, Dinge wahlweise sehr schön oder sehr faszinierend aussehen zu lassen. Alle Frauen in „The Neon Demon“ profitieren davon.
Hauptdarstellerin Elle Fanning („Super 8“) – im wahren Leben nicht übermäßig schön – strahlt hier wie Schneewittchen 2016. Auch ihre Konkurrentinnen wie Jena Malone („Sucker Punch“) sind extrem edel in Szene gesetzt. Keanu Reeves („Matrix“) hingegen sah schon lange nicht mehr so fertig und doch interessant aus.
Vielleicht hätte Refn einfach Maler werden sollen. Die Oberfläche seiner Filme scheint ihn viel mehr zu interessieren als deren Inhalt. Wahrscheinlich sieht er sich als Nachfolger des genialischen Stanley Kubrick. Auch der konnte schwelgen bis zum Exzess. Aber in keinem seiner Filme herrschte so eine Leere hinter den Bildern.     

Die visuelle Eleganz ist das Beste an „The Neon Demon” © Thimfilm

DIE KRITIK: Mit „The Neon Demon“ ist es amtlich. Der Däne Nicolas Winding Refn, der sich in seinem neuen Film nur noch NWR nennt (und später möglicherweise mal „Formerly known as der Unverstandene“), ist eine künstlerische Eintagsfliege.
Sein Thriller-Meisterwerk „Drive“ (2011; mit Ryan Gosling) ist nach wie vor einer der Lieblingsfilme der Filmclicks-Redaktion der letzten Jahre. Doch alles, was er davor und danach gedreht hat, besteht aus Blendwerk und Langeweile.
Schon der ultrabrutale Reißer „Only God Forgives“ (2013) war eine Zumutung. Aber „The Neon Demon“ geht noch einen Schritt weiter. Refn liefert 117 Minuten lang wunderschöne Bilderwelten, die erst begeistern und nach spätestens 60 Minuten nur noch anöden.
Die große Frage für die Zuschauer ist, was Refn mit „The Neon Demon“ eigentlich erzählen wollte. Nach eigener Aussage einen Horrorfilm, der aber ohne die Mittel des Horrorfilme auskommen sollte. Fein, das ist ihm auf ganzer Linie gelungen. Er zieht die Spannung ab, schickt die Logik in den Urlaub. Und was bleibt? Schauspieler in unmöglichen Situationen, die jede für sich fantastisch aussehen, aber am Ende so überhaupt keinen Sinn ergeben.
Wollte NWR provozieren? Das haben andere vor ihm schon getan. Am Ende des Bilderbogens, als Los Angeles das junge Talent Jesse im wahrsten Sinne verschlingt (vielleicht ist es auch der titelgebende Neon Demon, der natürlich nie erklärt wird), als sie ermordet und zerteilt wird, da wird Refn plötzlich feige, macht einen Schnitt und zeigt nur die Täterinnen endlos lang nackt in der Dusche, wie sie sich das Blut von den Leibern waschen. Später wird ein Auge von Jesse noch einmal eine Rolle spielen, in einer der peinlichsten und ekelhaftesten Filmszenen der letzten Jahre.
„The Neon Demon“ ist ein Film über die Schönheit und den schönen Schein, der gern außergewöhnlich wäre. Und das ist er in einigen wenigen Szenen auch. Wenn Refn zu Beginn in die Partywelt von LA eintaucht und der Komponist Cliff Martinez Synthesizer-Klänge aus den tiefsten 80er Jahren zaubert, dann hat das was. Aber schon kurz darauf setzt wieder Langeweile ein. Wollte Refn zeigen, dass hinter der Modelwelt nicht viel steckt? Dafür hätte es nicht dieses unterirdischen Films bedurft.                 
 
IDEAL FÜR: Menschen, die im Kino gern oberflächliche Absurditäten anschauen, hinter denen sich Null Substanz verbirgt.  






Trailer
LÄNGE: 117 min
PRODUKTION: Dänemark / Frankreich / USA 2016
KINOSTART Ö: 23.06.2016
REGIE:  Nicolas Winding Refn
GENRE: Horror|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Elle Fanning: Jesse
Bella Heathcote: Gigi
Christina Hendricks: Jan
Jena Malone: Ruby
Keanu Reeves: Hank
Karl Glusman: Dean