The Big Short

Die große Gier und der große Crash


FilmClicks:
Heavy Metal im Ohr und die Kurse im Blick: Hedgefonds-Manager Dr.med. Michael Burry (Christian Bale) © Paramount
DIE STORY: „The Big Short“ unternimmt den Versuch, dem globalen Finanz-Crash der Jahre 2007 und 2008 mit den Mitteln der Komödie beizukommen.
Die Fakten sind natürlich überhaupt nicht lustig. Banken und Anleger brachten das weltweite Finanzsystem mit irrwitzigen Kreditvergaben und Spekulationen an den Rand des Ruins.  Doch was dann geschah, hat Elemente einer grotesken Farce.
Während die Gier den Profitgeiern das Gehirn vernebelte, begannen ein paar coole Jungs aus der Finanzindustrie, zu rechnen. Das Resultat: sie kamen zur Überzeugung, dass die Finanzblase früher oder später zerplatzen müsse – vor allem auf dem Immobilienmarkt. Also begannen sie, auf den Zusammenbruch zu wetten. Und sie steckten dann, als der große Crash kam, gigantische Summen ein. Die Banker waren derweil bereits zu den Regierungen unterwegs, um die Kosten der großen Krise den Steuerzahlern umzuhängen.

Der Aussteiger Ben Rickert (Brad Pitt) wird vor dem Crash noch einmal aktiv © Paramount

DIE STARS: Hollywood entsendet einige seiner berühmtesten Helden, um in „The Big Short“ den Urknall der Finanzkrise zu erklären. Christian Bale und Steve Carell, Brad Pitt und Ryan Gosling spielen ganz hinreißend die Finanzjongleure, die damals den Durchblick hatten.
Autor/Regisseur Adam McKay betritt mit diesem bitterernsten Lustspiel Neuland. Er machte sich mit vergleichsweise harmlosen Komödien wie der Mediensatire „Anchorman“ oder dem Strafverfolger-Schwank „Die etwas anderen Cops“ einen Namen, wobei er meist auf Will Ferrell als Hauptdarsteller setzte. Der ist in „The Big Short“ allerdings nicht dabei.

Auf den Crash wetten? Niemand glaubt Steve Carell (M.) und Ryan Gosling (re.) © Paramount

DIE KRITIK: Wissen Sie, liebe Leser, was eine CDO ist, eine „Collateralized Debt Obligation“? Oder deren besonders giftige Schwester, die synthetische CDO? Wissen Sie, worüber bei einem ISDA Agreement verhandelt wird? Nein? Hm. Ein wenig Grundkenntnis über solche Begriffe könnte nicht schaden, um in „The Big Short“ wirklich zu verstehen, was vor ein paar Jahren beim großen Finanz-Crash ablief.
Das Tröstliche für Laien: Die Spezialisten wussten damals zum Teil auch nicht, was sie in ihren Hypothekenpaketen verpackten, die so rasch vom Wertpapier zum Wertlospapier werden sollten.
Und „Big Short“-Regisseur Adam McKay nutzt kleine Kunstgriffe, um das Fachchinesisch begreifbar zu machen. Etwa dann, wenn er eine schöne Blondine beim Schaumbad ins Bild rückt. Die hat ein Champagnerglas in der Hand und rüde Kommentare im Mund. Hypotheken-Darlehen? „Denken Sie an Scheiße.“
„The Big Short“ zeigt anhand der Aktionen einiger verhaltensauffälliger (und realer) Männer aus dem Finanz-Gewerbe, wie man die Scheiße zu Gold veredeln konnte. Während die Banken krachten und unzählige Bürger ihre Häuser verloren.
Ober-Sonderling des Films ist Dr. med. Michael Burry (Christian Bale), ein autistisch angehauchter Neurochirurg, der zum Hedgefonds-Manager wurde. Während er barfuß in seinem Büro sitzt und Heavy Metal hört, hat er auf seinen Bildschirmen die Fieberkurven der Börsen im Blick.
Dieser Blick verheißt ihm schon früh, dass auf dem US-Immobilienmarkt die große Krise droht. Als die Bankenwelt noch im Boom-Wohlgefühl schwelgt, beginnt Burry, gegen den Markt zu spekulieren. Mit Hunderten Millionen Dollar aus dem Hedgefonds-Vermögen. Womit er sich bei den Anlegern erst mal keine Freunde macht.
Dann bekommt Mark Baum (Steve Carell), auch er ein Hedgefonds-Mann, aber einer von der bissigen Art, Wind von der Sache – und er beginnt, Burrys Beispiel zu folgen. Der Wertpapierhändler Jared Venett (Ryan Gosling), ein windiger Typ, windet sich in alle Richtungen, bis auch er auf die Baisse-Spekulation setzt. Und der vollbärtige Ben Rickert (Brad Pitt), ein Aussteiger aus der Investment-Welt, wird noch einmal aktiv,  um zwei jungen Finanz-Greenhorns auf die Sprünge zu helfen.
Mit gekonnt geknüpften Handlungssträngen erzählt der Film, wie diese vier Männer ihrer Linie trotz vieler Widerstände treu bleiben. Und wie sie schließlich die ganz dicken Schecks lukrieren, als die Finanzblase wirklich platzt.
Dank des Talents der Hauptdarsteller und vieler trockener Pointen ist „The Big Short“ ein unterhaltsamer Film geworden. Wenn man mit allerhöchster Konzentration zuschaut, dann kapiert man sogar halbwegs, was die Banker und die Profitmaximierer damals angestellt haben.
Dass einem in dieser Komödie häufig das Lachen im Hals steckenbleibt, ist allerdings Absicht. Schließlich waren die Folgen der Finanzkrise fürchterlich – und sie sind es bis heute. Die aberwitzigen Milliardenbeträge, die die Staaten (und damit die Steuerzahler) nachher aufbringen mussten, um die Banken aus ihrem Schlamassel herauszuhauen, haben das gesellschaftliche Gefüge rund um den Globus ins Wanken gebracht.
 
IDEAL FÜR: alle, die über den globalen Finanz-Crash lieber wütend lachen als weinen wollen.   






Trailer
LÄNGE: 130 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 14.01.2016
REGIE:  Adam McKay
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Christian Bale: Michael Burry
Steve Carell: Mark Baum
Brad Pitt: Ben Rickert
Ryan Gosling: Jared Vennett
Marisa Tomei: Cynthia Baum
Melissa Leo: Georgia Hale