Mackie Messer - Brechts 3Groschenfilm

Gier und Geilheit und eine Welt am Abgrund


FilmClicks:
Gangsterboss Mackie Messer (Tobias Moretti) und Polizeichef Tiger Brown (Christian Redl) © Senator
GESAMTEINDRUCK: „Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm“ ist eine mitreißende Mischung aus der „Dreigroschenoper“ und einem Dokudrama über eine Verfilmung des Stoffs durch Bertolt Brecht, die nie realisiert wurde.
 
DIE STORY: Berlin, 1928. Die Uraufführung von Brecht/Weills „Dreigroschenoper“ wird zum Sensationserfolg. Nun soll das Theaterstück durch Bertolt Brecht (Lars Eidinger) verfilmt werden. Allerdings verstört Brecht die Produzenten mit Drehbuch-Ideen, die weit von der Bühnenversion abweichen. Es kommt zum Prozess – der Autor verklagt die Filmfirma wegen Missachtung seiner Urheberrechte. Parallel zum Streit, den Brecht schlussendlich verliert, läuft in „Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm“ geschickt montiert eine Kurzversion der „Dreigroschenoper“ mit ihren berühmten Liedern.

Ein Visionär mit Hang zur Arroganz: Lars Eidinger als Brecht (mit Peri Baumeister) © Senator

DIE STARS: Lars Eidinger, Tobias Moretti und Joachim Król. Hannah Herzsprung, Claudia Michelsen und Peri Baumeister: „Mackie Messer“ ist mit zahlreichen Darstellern aus der Elite der deutschsprachigen Film- und Bühnenstars hervorragend besetzt.
Autor/Regisseur Joachim A. Lang, Ressortleiter im deutschen Südwestrundfunk, blickt auf eine lange TV-Karriere zurück. 2013 wurde er für die Regie des TV-Films „George“ (Götz George spielte darin seinen Vater Heinrich George) mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

„Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm“ ist auch optisch ein Erlebnis © Senator

DIE KRITIK:  Die „Moritat von Mackie Messer“ und der „Kanonensong“. Die „Ballade von der sexuellen Hörigkeit“ und das Lied von der „Seeräuber Jenny“: In der „Dreigroschenoper“ jagt ein Ohrwurm den anderen – ausnahmslos Songs, die den Soundtrack des 20. Jahrhunderts mitgeprägt haben.
„Mackie Messer – Brechts 3Groschenoper“ bringt diese phantastischen Balladen nun im Kino wieder einmal zu Gehör, und allein das ist Grund genug, eine Kinokarte zu lösen. Mal bekommt man Komplettversionen der Songs ins Ohr geträufelt, ein andermal wird ein Lied nur angespielt, doch jedes Stück ist ein Schmuckstück, das Kurt Weills Kompositionen nur so strahlen lässt (musikalische Leitung: Der Wiener Komponist HK Gruber).
Wie am Theater üblich, hat man keine professionellen Sänger engagiert, sondern erstklassige Schauspieler, die auch gut singen können. Kurt Weills Klänge und Bert Brechts Moritatentexte und dazu die Stimmen von Tobias Moretti (als Mackie Messer), Hannah  Herzsprung (als Mackies jugendliche Angetraute Polly) oder Joachim Król (als Pollys Vater Peachum) – das passt einfach prima zusammen.
Die Musik begleitet die zwei schillernden Handlungsstränge des Films. Autor/Regisseur Joachim A. Lang hat für den Film eine kompakte Version der „Dreigroschenoper“ montiert, die manchen Längen des Theaterstücks ausweicht, aber alles Wichtige enthält. Es geht also um das Fressen und die Moral, es geht um die Frage, „was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Und natürlich geht es um Geilheit, Gier und Korruption in einer Welt am Abgrund.
Bei den Textstellen aus dem Stück stellt man immer wieder leicht erschrocken fest, wie aktuell vieles von dem klingt, was Brecht vor 90 Jahren schrieb. Dieser Eindruck verstärkt sich bei der (mit Brecht-Zitaten gespickten) Rahmenhandlung, in der die geplante Verfilmung der „Dreigroschenoper“ beleuchtet wird.
Da schaut man nicht nur einem großen Künstler über die Schulter (Lars Eidinger legt Brecht eindrucksvoll als visionären und arroganten Charakter an). Da werden auch die Gegensätze zwischen reiner Kunst und Profitinteressen, zwischen hochfliegenden Visionen und niederdrückendem Banausentum erörtert, die in den Kulturdebatten bis in die Gegenwart immer wieder zur Sprache kommen. Diese Sequenzen sind zwar gelegentlich eine Spur zu trocken und leicht oberlehrerhaft geraten, aber das ist auch schon der einzige Vorwurf, den man dem Film machen kann.
Regisseur Lang macht im Finale mit einem kurzen visuellen Ausflug in die Bankenwelt der Gegenwart deutlich, dass sich seit Brechts Zeiten hier nicht sonderlich viel zum Besseren gewendet hat – das Geld, eh klar, regiert auch weiterhin die Welt.
Von dieser Szene abgesehen ist „Mackie Messer – Brechts 3Groschenfilm“ optisch aber in der Vergangenheit daheim. Die Umsetzung ist ein Anlass mehr, ins Kino zu gehen: Der Film (Kamera: David Slama; Szenenbild: Benedik Herforth) schaut einfach phänomenal gut aus.
 
IDEAL FÜR: alle Filmfreunde, die die „Dreigroschenoper“ lieben oder entdecken wollen.     






Trailer
LÄNGE: 130 min
PRODUKTION: Deutschland / Belgien 2018
KINOSTART Ö: 14.09.2018
REGIE:  Joachim A. Lang
GENRE: Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Lars Eidinger: Bertolt Brecht
Robert Stadlober: Kurt Weill
Tobias Moretti: Mackie Messer
Joachim Król: Peachum
Claudia Michelsen: Frau Peachum
Christian Redl: Tiger Brown
Hannah Herzsprung: Carola Neher / Polly
Britta Hammelstein: Lotte Lenya / Jenny
Meike Droste: Helene Weigel
Peri Baumeister: Elisabeth Hauptmann
Max Raabe: Moritatensänger