Black Mass

Johnny Depp als eiskalter Killer


FilmClicks:
Der Gangster und der FBI-Agent: Johnny Depp und Joel Edgerton in „Black Mass“ © Warner Bros.
DIE STORY: Johnny Depp spielt im Thriller „Black Mass“ den Bostoner Mafia-Boss James „Whitey“ Bulger, dessen Bruder  William „Billy“ Bulger (Benedict Cumberbatch) als angesehener Politiker Karriere macht.
Der FBI-Agent John Conolly (Joel Edgerton) verpflichtet seinen Ex-Schulfreund Whitey als Informant. Der Mafiaso willigt ein. Doch der Gangster nutzt seinen Nebenjob vor allem dazu, die lokale Konkurrenz der italienischen Mafia zu schwächen. Als die Affäre auffliegt, kommt es zum Skandal.

Gefährliche Nähe: Dakota Johnson und Johnny Depp © Warner Bros.

DIE STARS:  Kalte Augen, schüttere Haare, eine harte Stimme und eine rundum bedrohliche Statur:  Wer Johnny Depp als Piraten-Kapitän oder aus märchenhaften Filmen wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ liebt, wird ihn im Outfit von Gangsterboss Whitey Bulger nicht wiedererkennen.
Benedict Cumberbatch schenkt die aristokratische Noblesse, die er in vielen Filmen hervorkehrt, auch der Figur das Senators und rechtschaffenen Gangster-Bruders Billy Bulger.
Der Australier Joel Edgerton, bislang in vielen großen Filmen ein erster Mann für die zweite Reihe, zeigt als übereifriger FBI-Agent Conolly, dass er auch in Hauptrollen glänzen kann. Dakota Johnson („Fifty Shades of Grey“) soll in ihrem kleinen Part eines halbseidenen Girlies sexy sein, ist es aber nicht.

Ein Gefühlsmensch nur in der Familie: Whitey Bulger (Depp) mit Mutter © Warner Bros.

DIE KRITIK: „Black Mass“ erzählt eine wahre und einigermaßen groteske Episode aus der US-Kriminalitäts-Geschichte. Den Mafioso James Bulger, mittlerweile 86, gibt es wirklich. Als seine krummen Deals mit dem FBI bekannt wurden, gelang ihm 1997 die Flucht. Erst 2011 wurde er in Los Angeles gefasst. Wegen seiner Verbrechen wurde er zu einer Strafe verurteilt, die wenig Hoffnung für einen Lebensabend in Freiheit lässt: Bulger bekam zwei Mal lebenslänglich und als Draufgabe noch fünf Jahre dazu.
In „Black Mass“, dem Film, begegnen wir dem irisch-katholischen Gangster in den Siebziger Jahren, auf dem Höhepunkt seiner kriminellen Schaffenskraft. Sympathisch ist dieser schwere Junge definitiv nicht. Johnny Depp füllt als stets gewaltbereiter Macho und Mafioso, der nur Macht und Geld im Auge hat, zwei Stunden lang auf monströse Weise die Leinwand. Er porträtiert den finsteren Mann grandios. Erstmals seit langem bleibt Depp ganz nah und authentisch an einer Figur, ohne ihr durch überdrehtes Spiel Wirkung zu rauben.
Authenzität ist auch ein oberstes Ziel von Regisseur Scott Cooper (2010 verhalf er Jeff Bridges mit seinem Erstling, dem Musikdrama „Crazy Heart“, zum Oscar). „Black Mass“ ist eine wahre Geschichte, also entspricht die Erzählform eher einer Reportage als einem Thriller, der auf die Zuspitzung der Konflikte ausgerichtet ist.
Zu Beginn geht das Konzept auf.  Man erlebt Whitey Bulger als gnaden- und skrupellosen Mafioso und Killer, der nur im Eigenheim gelegentlich Gefühle zeigt. Wenn es um seine Mutter geht oder seinen kleinen Sohn.
Dann folgt die Sequenz, in der Bulger als FBI-Verbindungsmann angeheuert wird. Dem geschäftigen FBI-Agent Connolly (Joel Edgerton spielt ihn furios mit öligem Charme) gelingt es, seine Bosse zu ködern. Sein Argument: Whitey, damals schon Chef eines mächtigen, irisch geprägten Kartells, seit der ideale Mann, um die italienische Konkurrenz ausspionieren. Bulger macht mit, schreibt die Regeln aber insgeheim zu seinen Gunsten um:  Während er dem FBI in sehr sparsamen Häppchen Informationen zukommen lässt, vergrößert er unter den halb geschlossenen Augen der „Feds“ seinen Einflussbereich.
Der Film funktioniert recht gut als glänzend gespieltes Dokudrama, als Insiderblick hinter die Kulissen der Mafia. Nur mit der Spannung geht’s im Lauf der Zeit bergab. Das Finale handelt von der Demaskierung Bulgers und vom Versuch, ihn zu schnappen. Doch dieser Showdown wirkt abermals mehr wie eine Reportage denn als Thriller.
Es gibt zwar einen Schurken, Whitey, aber keinen Helden, dem man bei der Lösung des Falls die Daumen drückt. So bleibt das kühle Werk unterm Strich ein Zwitter. „Black Mass“ ist ein sehr realistischer Gangsterfilm, dem allerdings wichtige Gangsterfilm-Zutaten fehlen, um das Publikum so richtig zu fesseln. Daran kann auch der gloriose Johnny Depp nichts ändern.
 
IDEAL FÜR: Freunde von Gangsterfilmen und Fans von Johnny Depp.






Trailer
LÄNGE: 123 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 15.10.2015
REGIE:  Scott Cooper
GENRE: Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Johnny Depp: James Whitey Bulger
Joel Edgerton: John Connolly
Benedict Cumberbatch: Billy Bulger
Dakota Johnson : Lindsay Cyr
Corey Stoll: Fred Wyshak
Peter Sarsgaard: Brian Halloran
Kevin Bacon: Charles McGuire

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