Beste Chance

Zwischen Arthaus und Komödienstadl


FilmClicks:
Winter in Bayern: Kati (Anna Maria Sturm) will dringend fort nach Indien © Filmladen
DIE STORY: „Beste Chance“, der neue Film von Marcus H. Rosenmüller („Wer früher stirbt ist länger tot“), ist ein ländlicher Schwank, der einen Abstecher von Bayern nach Indien macht. Der Plot: Kati (Anna Maria Sturm) bekommt eine dringende Nachricht von ihrer besten Freundin Jo (Rosalie Thomass), die schon lange Zeit in Indien weilt. Kati glaubt, die Freundin sei in Not und fliegt stantepede nach Delhi, um Jo zu helfen.
Die Abreise alarmiert die Eltern der Frauen. Die Väter von Kati und Jo (Andreas Giebel und Heinz Josef Braun) fliegen Kati eilends hinterher, ohne sie jedoch am Ziel zu treffen. Da alle drei Neuankömmlinge keine Ahnung von Indien haben, werden sie natürlich zum Opfer etlicher unerfreulicher Abenteuer. Die fesche Jo (sie ist schwanger!) kehrt währenddessen nach Bayern zurück und löst heftige amouröse Verwirrungen unter ihren alten Freunden aus. Und Regisseur Rosenmüller jongliert so lange mit seinen Figuren herum, bis einander die richtigen Paare in die Arme schließen. Wie es sich für einen ländlichen Schwank gehört.

DIE STARS: Das Stamm-Ensemble aus „Beste Chance“ ist Rosenmüller-Fans längst bekannt. Der Film schließt die Heimat-Trilogie ab, die mit „Beste Zeit“ und „Beste Gegend“ begann. Anna Maria Sturm (im „Polizeiruf 110“ Partnerin von Matthias Brandt) spielt also wieder die Kati und Rosalie Thomass („Das Leben ist nichts für Feiglinge“) die Jo. Heinz-Josef Braun, auch bekannt als langjähriger Bassist der kultigen Bayern-Band Haindling, ist als Jos Vater dabei.

DIE KRITIK: Sagt ein Freund zum anderen: „Du, ich hab’ gehört, du heiratest.“ Antwortet der Ehekandidat: „Irgendwann muss jeder ins Gras beißen.“
Sakra! Witze wie dieser rissen schon vor 100 Jahren niemand mehr vom Sessel. Jetzt gibt ihnen Marcus H. Rosenmüller in „Beste Chance“ eine neue Chance. Die verstreicht ungenutzt. Der Film ist eine Promenadenmischung aus alternativem Arthaus-Kino und spießigem Komödienstadl, die außer Langeweile nicht viel zu bieten hat.
Die bayerischen Szenen sind Rosenmüller noch halbwegs gelungen. Im dritten Teil seiner „Heimat“-Trilogie begegnet man vertrautem Personal, das allerdings zunehmend seinen jugendlichen Schwung verliert. Die Leute sind mit Hausbau und Elternschaft unterwegs ins bürgerliche Heldenleben. Für die Jungs reicht es zwar noch zum gelegentlichen Rocken im Musikkeller. Aber dann wird weiblicherseits bald ihr Urteil gefragt, welche Muster die Eckbank-Polsterung bekommen soll.
Die löwenmähnige Kati (Anna Maria Sturm legt sie köstlich hysterisch und willensstark an) ist da anders. Als Indien-Reisende steht sie aber auf verlorenem Posten. Denn das Indien-Bild, das hier gezeichnet wird, kommt über die Klischees von buntem Chaos, schlitzohriger Klein-Kriminalität und europäischen Sinnsuche-Touristen, die hingebungsvoll „Omm“ summen, nicht hinaus.
„Wer die Reichtümer Indiens heimbringen will, muss die Reichtümer Indiens in sich tragen,“ heißt es in einem Sprichwort. Dieser Film trägt diesbezüglich leider gar nix in sich. Stattdessen setzt „Beste Chance“ bei den Indien-Szenen so massiv auf die Macht des Zufalls, dass es jeder Beschreibung spottet.
Beispiel eins: Kati teilt ihre Tage in Indien mit einem Globetrotter aus der Schweiz. Als sie eines Tages sein Telefon abhebt, ist Bayern am Apparat - ihre schwangere Freundin Jo ruft an. Und Kati erfährt, dass eben dieser Schweizer der Vater von Jos werdendem Kind ist. Beispiel zwei: Ihres Passes und ihres Bargelds beraubt, findet sich Kati wenige Tage später auf einer ländlichen Polizeistation ein. Und wer sitzt dort, gleichfalls ohne Papiere und ohne Geld? Ihr Vater mit seinem Kumpel, dem Vater von Jo. Tja, wie klein doch die Welt ist! Zumindest im Kino, wenn ein Drehbuch nicht mehr weiter weiß.
Fazit: Bei diesem bayrisch-indischen Lustspiel biegt man sich nicht vor Lachen. Hier wird die Story über alle Belastungsgrenzen hinaus gebogen, um irgendein Ende zu finden. Das macht keinen Spaß. Das ist peinlich.

IDEAL FÜR: Fans der wunderbaren Komödie „Wer früher stirbt ist länger tot“, die wissen wollen, womit sich deren Schöpfer Marcus H. Rosenmüller derzeit beschäftigt.






Trailer
LÄNGE: 102 min
PRODUKTION: Deutschland 2014
KINOSTART Ö: 27.06.2014
REGIE:  Marcus H. Rosenmüller
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Anna Maria Sturm: Kati
Rosalie Thomass: Jo
Heinz-Josef Braun: Walter