Oscars 2019

„Green Book“ ist der Film des Jahres

25.02.2019
von  Gunther Baumann
Bester Film: Viggo Mortensen und Mahershala Ali in Peter Farrellys „Green Book“ © 2018 20th CenturyFox
Es war eine Nacht mit vielen Gewinnern. Das Rassentrennungs-Roadmovie „Green Book“ wurde am 24. Februar bei der Oscar-Gala in Los Angeles zum besten Film des Jahres gewählt und holte obendrein noch die Academy Awards für den besten Nebendarsteller (Mahershala Ali) und das beste adaptierte Drehbuch. In absoluten Zahlen führt die Freddie-Mercury-Bio „Bohemian Rhapsody“ den Oscar-Reigen mit vier Preisen (darunter Rami Malek als bester Hauptdarsteller) an. Als größter Einzelsieger wiederum darf sich Mexikos Alfonso Cuarón fühlen, der für die Netflix-Produktion „Roma“ die Auszeichnungen für den besten fremdsprachigen Film, die beste Regie und die beste Kamera in Empfang nahm. Die 8.000 internationalen Juroren der Academy verteilten die Oscars auf insgesamt 15 Filme. 
Los Angeles. Oscar-Gala 2019: Die 91. Verleihung der Academy Awards musste zwar ohne Moderator auskommen, hatte aber trotzdem einen bärenstarken Beginn. Und das, obwohl zum Auftakt gar keine Filmstars auf die Bühne kamen. Sondern Popstars: Brian May und Roger Taylor von Queen spielten gemeinsam mit Vokalist Adam Lambert die Hits „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“.
 
Mit diesem Einstieg nahm das Fest gleich ordentlich Schwung auf, der dank des trockenen Humors der ersten Laudatorinnen Tina Fey, Amy Poehler & Maya Rudolph nicht nachließ. Die Show lief kurz (nur knapp über drei Stunden!) und kurzweilig ab, wobei aber anzunehmen ist, dass die Academy nächstes Jahr wieder einen Moderator als Pointenbeauftragten engagieren wird. Denn zwischendurch schlichen sich bei den Lob- und Dankesreden doch etliche Platitüden ein.
 
Freilich: Es gab auch bewegende Wortmeldungen. „BlacKkKlansman“-Regisseur Spike Lee etwa, als Drehbuchautor ausgezeichnet, rückte das Leid und die Leistungen der Afro-Amerikaner in der US-Geschichte in den Vordergrund. Rami Malek, für sein Spiel als Freddie Mercury in „Bohemian Rhapsody“ gewürdigt wurde, machte darauf aufmerksam, dass mit Mercury „der schwule Sohn von Migranten“ zu einem der größten Rockstars aller Zeiten wurde.

Und Lady Gaga, die für den Song „Shallow“ aus „A Star Is Born“ ihren ersten Oscar in Empfang nahm, erläuterte den Tränen nahe die Mechanismen des Showgeschäfts: „Hier geht es nicht um das Gewinnen, sondern um das Nicht-Aufgeben. Es geht darum, nach jeder Niederlage wieder aufzustehen und seinen Weg weiter zu verfolgen.“
 
Schaut man die Gewinnerliste an, so fällt auf, dass die Oscars vielfältiger werden. Das klassische, von „weißen alten Männern“ geprägte Hollywood-Kino kam bei den Preisen nur am Rande vor. Stattdessen gab es viele Auszeichnungen für Filme, in denen es um ethnische und/oder rassistische Themen geht. Und internationale Filmkünstler wie der Mexikaner Alfonso Cuarón oder die Engländerin Olivia Colman machen den US-Stars massiv Konkurrenz.

Was den Konflikt zwischen dem traditionellen Kino und den Streaming-Portalen betrifft, wurde Netflix mit den drei Preisen für seine Produktion „Rom“ willkommen geheißen. Der Schwerpunkt lag aber wie gewohnt bei Filmen, die fürs Kino gedreht wurden.  

Hier die komplette Liste aller Gewinner und aller Nominierten der 91. Oscar-Verleihung:
 
Bester Film
Gewinner:
„Green Book“
Regisseur Peter Farrelly („Verrückt nach Mary“) schildert die Reise eines dunkelhäutigen Pianisten (Mahershala Ali) mit seinem italo-amerikanischen Chauffeur (Viggo Mortensen) durch die Südstaaten der USA. Der Film spielt in den 1960er Jahren, als der Rassismus noch hohe Wellen schlägt. „Green Book“ war im Januar bereits Gewinner des Golden Globe als beste Komödie des Jahres. (Kinostart: 31. Januar 2019)

Ebenfalls nominiert:
„Black Panther“
Der Superhelden-Blockbuster, der großteils in Afrika spielt, ist einer der finanziell erfolgreichsten Filme des Jahres 2018 (Kino-Einnahmen 1,35 Milliarden Dollar: Der visuell sehr ästhetische Film hat einen spirituellen und politischen Touch. Gewinner von drei Oscars: Filmmusik, Kostüme und Produktions-Design. (Kinostart: 15. Februar 2018)
 
„BlacKkKlansman“
Die  Geschichte klingt wie erfunden, ist aber wahr: „BlacKkKlansman“ erzählt auf rabiat groteske Weise vom schwarzen Polizisten Ron Stallworth, der 1979 in Colorado Springs zum lokalen Chef des rassistischen Ku Klux Klan wurde.  Bei den Oscars mit dem Preis für das beste adaptierte Drehbuch ausgezeichnet. (Kinostart: 23. August 2018)
 
„Bohemian Rhapsody“
Die Rock-Biografie begeistert mit großartiger Musik von Freddie Mercury und Queen, leidet aber unter einem schwachen Drehbuch und einer verwackelten Regie. 15 Jahre der Geschichte der Band werden wie im Schneller-Vorlauf-Modus abgespult. Holte neben dem Hauptdarsteller-Oscar für Rami Malek auch drei technische Awards (Schnitt, Soundschnitt und Soundmischung). Gewinner des Golden Globe als bestes Filmdrama des Jahres. (Kinostart: 31. Oktober 2018)
 
„The Favourite“
Emma Stone, Rachel Weisz und Olivia Colman sind die Stars der Royals-Komödie von Yorgos Lanthimos. Stone und Weisz ringen im 18. Jahrhundert als verwandte, aber verfeindete Herzoginnen um die Gunst der von Colman gespielten Queen Anne. Aus zehn Nominierungen wurde schließlich nur ein Oscar  für Olivia Colman als beste Hauptdarstellerin. (Kinostart: 25. Januar 2019)
 
„Roma“
Regisseur Alfonso Cuarón („Gravity“) gewann mit der Netflix-Produktion im Herbst 2018 den Goldenen Löwen von Venedig. Der Regisseur blickt zurück auf seine Kindheit im Mexico City der 1970er Jahre: Keine bunten Farben, sondern betörendes Schwarz-Weiß. Keine großen Stars, sondern Darsteller aus Mexiko, die bei uns unbekannt sind, aber hervorragend spielen. Drei Oscars für Alfonso Cuarón. (Kinostart: 14. Dezember 2018)
 
„A Star Is Born“
Bradley Cooper gelang mit dem Remake der Musik-Romanze „A Star Is Born“ ein strahlendes Regiedebüt. Cooper spielt selbst die Rolle eines Countryrock-Stars, der eine hochbegabte junge Sängerin (Lady Gaga) entdeckt, die ihn karrieremäßig bald überholen wird. Auch bei den Oscars wurde Bradley Cooper (kein Preis) von Lady Gaga (bester Filmsong) überholt. (Kinostart: 4. Oktober 2018)
 
 „Vice“
Filmbiografie über Dick Cheney, den Vizepräsidenten der USA in der Ära von George W. Bush. Cheney wird von Christian Bale gespielt. Europa-Premiere im Februar bei der Berlinale. Neben „A Star Is Born“ einer der Verlierer im Oscar-Rennen: Acht Nominierungen, aber nur eine Auszeichnung für das beste Make Up.(Kinostart: 28. Februar 2019)
 
Bester Hauptdarsteller
Gewinner:
Rami Malek („Bohemian Rhapsody“)
Ebenfalls nominiert:
Christian Bale („Vice“)
Bradley Cooper („A Star Is Born“)
Willem Dafoe („At Eternity’s Gate“)
Viggo Mortensen („Green Book“)
 
Beste Hauptdarstellerin
Gewinnerin:

Olivia Colman („The Favourite“)
Ebenfalls nominiert:
Yalitza Aparicio  („Roma“)
Glenn Close („Die Frau des Nobelpreisträgers“)
Lady Gaga („A Star Is Born“)
Melissa McCarthy („Can You Ever Forgive Me?“)
 
Bester Nebendarsteller
Gewinner:
Mahershala Ali („Green Book“)
Ebenfalls nominiert:
Adam Driver („BlacKkKlansman“)
Sam Elliott („A Star Is Born“)
Richard E. Grant  („Can You Ever Forgive Me?“)
Sam Rockwell („Vice“)
 
Beste Nebendarstellerin
Gewinnerin:
Regina King („Beale Street“)
Ebenfalls nominiert:
Amy Adams („Vice“)
Marina de Tavira („Roma“)
Emma Stone („The Favourite“)
Rachel Weisz („The Favourite“)
 
Beste Regie
Gewinner:

Alfonso Cuarón („Roma“)
Ebenfalls nominiert:
Yorgos Lanthimos („The Favourite“)
Spike Lee („BlacKkKlansman“)
Adam McKay  („Vice“)
Pawel Pawlikowski („Cold War“)
 
Bestes adaptiertes Drehbuch
Gewinner:
„BlacKkKlansman“ (Charlie Wachtel, David Rabinowitz, Kevin Willmott & Spike Lee)
Ebenfalls nominiert:
„The Ballad Of Buster Scruggs“ (Joel & Ethan Coen)
„Beale Street“  (Barry Jenkins)
 „Can You Ever Forgive Me?“ (Nicole Holofcener & Jeff Whitty)
„A Star Is Born“ (Eric Roth, Bradley Cooper & Will Fetters)
 
Bestes Original-Drehbuch
Gewinner:
„Green Book“ (Nick Vallelunga, Brian Carrie & Peter Farrelly)
Ebenfalls nominiert:
„The Favourite“ (Deborah Davis & Tony McNamara)
 „First Reformed“ (Paul Schrader)
„Roma“ (Alfonso Cuarón)
„Vice“ (Adam McKay)
 
Bester fremdsprachiger Film
Gewinner:
„Roma“ (Mexiko)
Ebenfalls nominiert:
„Capernaum“  (Libanon)
„Cold War“ (Polen)
 „Shoplifters“  (Japan)
„Werk ohne Autor“ (Deutschland)
 
Bester Animationsfilm
Gewinner:
„Spider-Man: Into The Spider-Verse“
Ebenfalls nominiert:
„Chaos im Netz“
„Isle Of Dogs“
„Mirai“
 „Die Unglaublichen 2“
 
Bester Dokumentarfilm
Gewinner:
„Free Solo“
Ebenfalls nominiert:
„Hale County This Morning, This Evening“
„Minding The Gap“
„Of Fathers And Sons“
„RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit“
 
Beste Filmmusik
Gewinner:
„Black Panther“ (Ludwig Goransson)
Ebenfalls nominiert:
„Beale Street“ (Nicholas Britell)
 „BlacKkKlansman“  (Terence Blanchard)
 „Isle Of Dogs“  (Alexandre Desplat)
„Mary Poppins‘ Rückkehr“ (Marc Shaiman)

Bester Film-Song
Gewinner:
„Shallow“ (Lady Gaga; aus „A Star Is Born“)
Ebenfalls nominert:
„All The Stars“ (aus „Black Panther“)
„I’ll Fight“ (aus „RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit“)
„The Place Where Last Things Go“ (aus „Mary Poppins‘ Rückkehr“)
 „When A Cowboy Trades His Spurs For Wings“ (aus „The Ballad Of Buster Scruggs“)

Beste Kamera
Gewinner:
„Roma“ (Alfonso Cuarón)
Ebenfalls nominiert:
„Cold War“ (Lukasz Zal)
„The Favourite“ (Robbie Ryan)
 „A Star Is Born“ (Matthew Libathique)
„Werk ohne Autor“ (Caleb Deschamel)
 
Beste visuelle Effekte
Gewinner:
„Aufbruch zum Mond“
Ebenfalls nominiert:
 „Avengers: Infinity War“
„Christopher Robin“
 „Ready Player One“
„Solo: A Star Wars Story“
 
Bester Filmschnitt
Gewinner:
„Bohemian Rhapsody“
Ebenfalls nominiert:
„BlacKkKlansman“
 „The Favourite“
 „Green Book“
„Vice“
 
Bestes Production Design
Gewinner:
„Black Panther“
Ebenfalls nominiert:
„The Favourite“
„First Man“
„Mary Poppins‘ Rückkehr“
„Roma“
 
Bestes Kostümdesign
Gewinner:
„Black Panther“
Ebenfalls nominiert:
„The Ballad Of Buster Scruggs“
 „The Favourite“
„Maria, Königin von Schottland“
„Mary Poppins‘ Rückkehr“
 
Bestes Make-Up:
Gewinner:
„Vice“
Ebenfalls nominiert:
„Border“
„Maria, Königin von Schottland“
 
 
Bester Tonschnitt:
Gewinner:
„Bohemian Rhapsody“
Ebenfalls nominiert:
„Aufbruch zum Mond“
 „Black Panther“
„Roma“
„A Star Is Born“
 
Beste Tonmischung
Gewinner:
„Bohemian Rhapsody“
Ebenfalls nominiert:
„Aufbruch zum Mond“
 „Black Panther“
„A Quiet Man“
„Roma“
 
Bester Kurzfilm (Spielfilm)
Gewinner:
„Skin“
Ebenfalls nominiert:
„Detainment“
„Fauve“
„Marguerite“
„Mother“
 
Bester Kurzfilm (Animation)
Gewinner:
„Bao“
Ebenfalls nominiert:
„Animal Behaviour“
 „Late Afternoon“
„One Small Step“
„Weekends“
 
Bester Kurzfilm (Dokumentation)
Gewinner:
„Period. End Of Sentence.“
Ebenfalls nominiert:
„Black Sheep“
„End Game“
„Lifeboat“
„A Night At The Garden“