„Fünf Freunde 4“: Dreh in Tunesien

Das große Schwitzen in der Wüste

28.01.2015
N. Nickel, J. Schlingensiepen, V. Eisenbart, Q. Oettl und Hund mit Regisseur Mike Marzuk © Constantin
George, Anne, Julien, Dick und Timmy der Hund – das sind die „Fünf Freunde“ aus den gleichnamigen Büchern und Hörspielen von Enid Blyton. Seit ein paar Jahren gibt es die Abenteuer auch auf der Kinoleinwand. Für die neue Fortsetzung „Fünf Freunde 4“, die jetzt anläuft, haben sich die Macher um Regisseur Mike Marzuk einen spektakulären Drehort ausgesucht: Die Wüste Tunesiens, die im Film Ägypten darstellen soll. So wurde der Dreh im Sommer 2014 zum Abenteuer-Märchen zwischen „Tausend und Einer Nacht“ und „Indiana Jones“. Wir haben FilmClicks-Reporterin Anna Wollner in die Wüste geschickt.
Und Action! Der Filmset für „Fünf Freunde 4“ in der Wüste Tunesiens © Anna Wollner


Dünen-Dreh.
Es wirkt wie aus einer anderen Welt. Mitten in der tunesischen Wüste, eine Autostunde von der Oasenstadt Touzeur entfernt, hinter ein paar haushohen Sanddünen, stehen Vermummte in schwarzen Kutten. Im Hintergrund sind drei Berberzelte mit orientalischen Teppichen auf dem Boden aufgebaut, in der Mitte der kleinen Dünenlichtung ist ein Loch im Boden mit einer Grabplatte darauf. Der Anführer der Vermummten bedroht zwei Kinder mit einer Pistole. „Wo habt ihr die anderen gelassen?“ schreit er die Kinder an. „Kommt raus, oder soll ich?“.
 
Aus dem Off ruft jemand „Cut – Dankeschön“. Die Männer in den schwarzen Kutten lockern ihre Haltung, der Oberbösewicht nimmt die Pistole runter, alle lachen. Es ist zum Glück alles nur gespielt. Aber mitten in der Wüste, jenseits der Zivilisation, hat die Szenerie etwas Bedrohliches.
 
Das Tal heißt „Jabab Ad Jamal“. Die Bergformation im Hintergrund sieht einem Kamel ähnlich, erklärt Regisseur Mike Marzuk am Rande. Er hat – wie fast alle anderen auch – einen selbstgewickelten Turban auf dem Kopf und eine Wasserflasche in der Hand.

Hitziger Dreh: Regisseur Mike Marzuk (mit Turban) und Kameramann Philip Peschlow © Anna Wollner

Um uns herum, nur Sand. So weit das Auge reicht. Am Horizont eine Fata Morgana. Es ist unerträglich heiß, mehr als 45 Grad – noch nicht mal im Schatten, denn den gibt es nicht. Zumindest keinen natürlichen. Wer nicht arbeiten muss, sucht Schutz unter Zelten oder Regenschirmen, die zu Sonnenschirmen umfunktioniert werden.
 
Die Kinderdarsteller Valeria Eisenbart, Neele Marie Nickel, Justus Schlingensiepen und Quirin Oettll sind die Stars am Set. Sie sitzen in der Drehpause in einem kleinen provisorischen Zelt und fächeln einander gegenseitig Luft zu. „Wir haben immer ein paar einheimische Helfer an unserer Seite, die uns Sonnenschirme hinhalten“, sagt Valeria, die die Rolle der George spielt. „Wir müssen einfach viel trinken“. Neele-Marie Nickel schiebt hinterher: „Die Maskenbildner legen uns feuchte Ledertüchter auf die Stirn. Das ist dann so ein Traum wie im zehnten Himmel.“
 
Schminke. Nicht nur die Kinder schwitzen und kämpfen gegen die glühende Hitze. Für die Maskenbildnerin Dorothea Goldfuss ist die Hitze genauso eine Herausforderung wie für die Kinder. Denn ihre Schminke schmilzt in ihrem Schminkkoffer, trotz der Kühlakkus, und der drohende Sonnenbrand bei den Schauspielern stellt sie vor kreative Herausforderungen. „Wir schminken den Sonnenbrand der Kinder im Film, müssen sie aber trotzdem gut eincremen. Wenn sie von der Sonne zu viel Farbe bekommen, wirkt die Schminke anders.  Braune Haut kann man schlecht heller schminken und wir kriegen Anschlussprobleme.“
 
Während die Menschen alle vom Pool träumen, träumt Timmy vermutlich von einem Knochen aus Eis. Timmy heißt eigentlich Bobby, ist der Filmhund und liegt während der Drehpausen am liebsten im kühlen Technikwagen. Immer in Begleitung von seinem Tiertrainer Robin.
 
Es sei nicht ganz Timmys Temperatur hier draußen, gibt Robin lachend zu. „Er ist da ein bisschen ärmer dran als die Kids, denn sein schwarzes Fell kann er nicht einfach ausziehen und wechseln.“ Damit Bobbys Füße im heißen Wüstensand nicht verbrennen, trägt er richtige Lederfüßlinge an den Pfoten – und kann so die kurzen Einsätze vor der Kamera gut überstehen.
 
Wo geht's zum nächsten Brunnen? Die Freunde und Film-Hund Timmy © Constantin

Timmy lässt die Zunge hängen und schlabbert Wasser aus einer Schale. Dass um ihn rum über 100 Leute den Set umbauen, beeindruckt ihn nicht. Von rund 120 Teammitgliedern kommen knapp 40 aus Deutschland – der Rest aus Tunesien. Drei Sprachen schallen durchs Tal, Deutsch, Englisch und Französisch, mal funktioniert die Verständigung auch nur mit Händen und Füßen.
 
Das Zusammenspiel klappt – fast perfekt, meint Regisseur Marzuk. „Wir hatten gleich am ersten Drehtag vierundzwanzig tunesische Komparsen, die eigentlich nur im Bild stehen und beten mussten. Nach zwei Stunden Dreh wollten sie nicht mehr aus dem Zelt rauskommen. Ihnen war zu heiß. Drehstillstand“.
 
Nur mit großen Überredungskünsten und einer höheren Gage haben die Komparsen das Zelt verlassen – die Arbeit konnte nach kurzer Unterbrechung weitergehen. Marzuk kann über so etwas nur schmunzeln. „Die Tunesier sind einfach nicht so doof, um im Hochsommer in die Wüste zu gehen. Die arbeiten von 13 – 18 Uhr einfach gar nicht. Wir ziehen das mit unserer Mentalität durch. Und schwitzen eben ohne Ende.“

FilmClicks-Redakteurin Anna Wollner am alten „Star Wars“-Set © Anna Wollner

Star Wars. Damit ist das Team von „Fünf Freunde 4“ übrigens in bester Gesellschaft. Denn eine Düne weiter hat in den Neunzigern George Lucas Teile von „Star Wars“ gedreht. Das Dorf, in dem Anakin Skywalker von Obi-Wan Kenobi aufgelesen wird. Die Kulissen stehen heute noch, sind begehbar. Mitten in der Wüste – eine willkommene Abwechslung für das Team auf dem Weg zurück ins Hotel. Wo jeden Abend der Pool wartet. Mit dem Wissen, dass Darth Vader auch geschwitzt haben muss. Irgendwie beruhigend.




Kritik
Fünf Freunde 4
„Fünf Freunde 4“: Die neue Folge der Kinder-Abenteuerserie entführt die jungen Helden auf der Leinwand und das Publikum nach Ägypten.  Das Abenteuer aus Tausend und einer Wüste bedient sich der üblichen Stereotypen.  Mehr...