Erster Blick auf „Das ewige Leben“

Der Brenner überquert den Semmering

16.01.2015
von  Gunther Baumann
Der Brenner ermittelt in eigener Sache: Josef Hader mit Nora von Waldstätten in „Das ewige Leben“ © Luna Film
Die Hader-, Brenner- und Haas-Fans zählen schon die Tage: Am 5. März geht in Österreichs Kinos „Das ewige Leben“ an den Start. Es ist die vierte Verfilmung eines Wolf-Haas-Thrillers, in dem Josef Hader den melancholischen Ermittler Simon Brenner spielt. Am 16. Jänner gab’s das erste Presse-Screening. FilmClicks war dabei. Unser Eindruck: „Das ewige Leben“ liefert exakt das, was die Fans der Serie erwarten. Also einen vertrackten Kriminalfall, coole Sprüche und herben Humor, von Regisseur Wolfgang Murnberger punktgenau in Szene gesetzt. Nach Wien („Komm, süsser Tod“), Salzburg („Silentium“) und dem steirischen Nest Klöch („Der Knochenmann“) ist diesmal Brenners Heimatstadt der Schauplatz: Graz.
Film & Roman. „Jetzt ist schon wieder was passiert“. Der berühmte erste Satz aus den Brenner-Romanen von Wolf Haas ist natürlich auch zu Beginn von „Das ewige Leben“ zu hören. Obwohl er diesmal ein wenig in die Irre führt. Denn passiert ist da noch gar nix. Zumindest nichts, was strafrechtlich irgendwie von Belang wäre.
 
Das Passierte ist privat. Brenner ist pleite, endgültig. Und während er noch beim Amt sitzt, wo ihm wenigstens die Mindestsicherung winkt, fällt ihm ein: Er hat ja doch noch einen kleinen Besitz. Das verfallende Häuschen in Graz-Puntigam, das seine verstorbene Mutter hinterlassen hat. Also überquert der Brenner widerstrebend den Semmering Richtung Süden. Obwohl er weiß: „Mit der Heimat ist das für jeden Menschen so ein bisschen Dings.“


 
Im eigenen Blut. In seinen bisherigen Kino-Kriminalfällen folgte der Brenner den Spuren mörderischer Sanitäter,  zwielichtiger Klosterbrüder und abgekochter Gastwirte. „Das ewige Leben“ stellt ihn vor neue Anforderungen. Er ermittelt in eigener Sache. Denn wenn nach 30 Filmminuten wirklich was passiert, findet sich der Brenner im eigenen Blut wieder. Mit einem Kopfschuss, aber ohne Erinnerung.
 
Da Brenner begreiflicherweise nicht von einem Selbstmordversuch ausgeht (den hätte er, der Ex-Polizist, wohl erfolgreich hingekriegt), muss es jemand geben, der ihm nach dem Leben trachtet. Nur wer? Auf der Spurensuche macht der Brenner bei alten Freunden aus der Jugendzeit (und der Polizeischule) Station. Beim Ex-Polizisten Köck (Roland Düringer), jetzt Altwarenhändler, und beim aktiven Polizisten Aschenbrenner (Tobias Moretti), jetzt Chef des Landeskriminalamtes. Einen dritten Freund aus den Siebzigern, den Irrsiegler, kann Brenner nur noch auf dem Friedhof besuchen. Der hatte seinerzeit motorradfahrenderweise sein junges Leben ausgehaucht.

Alte Bekannte: Der Brenner (Josef Hader) und der Aschenbrenner (Tobias Moretti) © Luna Film

Atmosphäre & Stars. Natürlich wollen wir jetzt noch nicht verraten, wie der Kriminalfall weitergeht. Nur so viel: Die Atmosphäre ist exakt so, wie man das aus den ersten drei Brenner-Filmen gewohnt ist. Also dunkel, sarkastisch, makaber. Josef Hader strahlt als Brenner wieder alle Melancholie und Hoffnungslosigkeit der Welt aus – verbunden mit Neugier, bitterem Humor und beachtlichem Überlebenswillen.
 
Roland Düringer lässt mit rauem Spiel die Erinnerung an seine großen Kino-Hits („Hinterholz 8“, „Poppitz“) aufkeimen. Der Tiroler Tobias Moretti fügt dem Kosmos seiner großen Rollen eine weitere  perfekt ausmodellierte Figur hinzu:  Er beeindruckt als (schwer durchschaubarer) Steirer.
 
Nora von Waldstätten fühlt sich als junge Psychiaterin fürs allgemeine Wohlbefinden zuständig (wobei sie zu unorthodoxen Maßnahmen fähig ist). Margarethe Tiesel weckt als resche Wirtin Maritschi bei den Herren Brenner und Aschenbrenner Erinnerungen an die Jugendzeit. Und Johannes Silberschneider demonstriert als spießiger Nachbar, dass spießige Nachbarn manchmal ganz schön hilfreich sein können.
 
Potenzieller Hit. Mehr demnächst im Lichtspieltheater Ihres Vertrauens. Am 5. März geht’s los. „Das ewige Leben“, von Wolfgang Murnberger mit präzisem Gefühl für Spannung, Scherz und Pointen in Szene gesetzt, hat das Zeug zu einem großen Austro-Kinohit.