Diagonale

Expeditionen jenseits des Kino-Alltags

08.03.2014
von  Gunther Baumann
Nina Proll und Karl Fischer in Michael Glawoggers „Die Frau mit einem Schuh“ © Petro Domenigg
500 Einreichungen. 192 Filme und Videos, davon 106 im Wettbewerb. 146 Vorstellungen. Vier Kinos:  Das sind die Kenndaten der Diagonale 2014, die vom 18. bis 23. März in Graz stattfindet. Das Festival des österreichischen Films rechnet wieder mit rund 25.000 Besuchern. Intendantin Barbara Pichler empfahl den Cineasten bei der Programm-Präsentation, den Neugier-Modus einzuschalten: „Man soll einfach kreuz und quer ins Kino gehen, um Dinge zu sehen, die nicht Teil des normalen Kino-Alltags sind.“ Der Karten-Vorverkauf hat am 12. März begonnen.
Wettbewerb. Im Wettbewerb der Diagonale erkennt Intendantin Barbara Pichler in diesem Jahr eine gewisse Trendwende: „Nach der großen Menge an Spielfilmen 2013 ist es auffallend, wie stark der Dokumentarfilm heuer ist“, sagt sie. Da passt es ins Bild, dass am 13. März bei der Eröffnungs-Gala eine Doku gezeigt wird (die freilich spannender und unterhaltsamer als so mancher Spielfilm ist): Das Festival in Graz beginnt mit einem Blick auf Wien, und da ganz konkret aufs Kunsthistorische Museum. Regisseur Johannes Holzhausen zeigt seinen bereits bei der Berlinale preisgekrönten Film „Das große Museum“.
 
„Trend zum Dokumentarfilm“: Diagonale-Intendantin Barbara Pichler © Daniel Hermes

Bei der Festival-Eröffnung in der Grazer List-Halle erhält Georg Friedrich den Großen Diagonale-Schauspielpreis: Ein Werk der international renommierten Künstlerin Eva Schlegel. In den Tagen danach läuft dann der Wettbewerb in insgesamt 18 Kategorien, wobei wie immer die Großen Diagonale-Preise des Landes Steiermark in den Kategorien Spielfilm und Dokumentation im Mittelpunkt stehen. Mit jeweils 21.000 Euro dotiert, sind sie die wertvollsten Filmpreise, die in Österreich verliehen werden.
 
In der Spielfilm-Sektion stehen hier 15 Produktionen zur Wahl. Einige kennt man schon aus dem  Kino; etwa die Publikums-Hits „Bad Fucking“ von Harald Sicheritz, „Das finstere Tal“ von Andreas Prochaska oder „Die Werkstürmer“ von Andreas Schmied. Dazu gibt es vielversprechende Premieren. Michael Glawogger, derzeit für sein nächstes Filmprojekt auf Weltreise, ist mit dem TV-Thriller „Die Frau mit einem Schuh“ im Rennen. Johanna Moder zeigt den beim Ophüls-Preis in Saarbrücken ausgezeichneten Film „High Performance“. „Fräulein Else“ von Anna Martinetz bietet eine aktuelle Sicht auf den Klassiker von Arthur Schnitzler, „Der letzte Tanz“ ist der neue Film von Houchang Allahyari.
 
Bei den Dokumentationen bewerben sich gleich 23 Filme um den Großen Diagonale-Preis. Auch hier sind Produktionen zu sehen, die bereits im Kino Furore machten – voran Erwin Wagenhofers „Alphabet“, mit bisher 119.000 Besuchern Österreichs erfolgreichster Kinofilm des Jahrgangs 2013. Auch Claude Lanzmanns „Der Letzte der Ungerechten“, Stefan Ruzowitzkys „Das radikal Böse“ oder Werner Bootes „Population Boom“ fanden breite nationale und internationale Resonanz.
 
Bei den Österreich-Premieren ist natürlich als erstes der Eröffnungsfilm „Das große Museum“ zu nennen. Gespannte Erwartung gibt’s für neue Werke wie „Und in der Mitte, da sind wir“ von Sebastian Brameshuber, „Kick Out Your Boss“ von Elisabeth Scharang oder Malte Ludins Musikfilm „D.U.D.A.“ über den großen Jazz-Interpreten, Komponisten und Spaßvogel Werner Pirchner.