Denzel Washington , Chris Pratt über das Remake des Western „Die Glorreichen Sieben“


„Damals verlief die Zeit deutlich langsamer“

23.09.2016
Interview:  Peter Beddies

Stars mit Pferd: Denzel Washington & Chris Pratt bei der Venedig-Gala von „Die Glorreichen Sieben“ © LaBiennale

Denzel Washington und Chris Pratt als Western-Helden: Die beiden Topstars spielen die Hauptrollen im Remake des Klassikers „Die glorreichen Sieben“, der jetzt im Kino angelaufen ist. Im September kamen sie zur Europa-Premiere des Films zum Festival Venedig. Vor der Gala blieben sie nicht allein: Auf dem roten Teppich hatten sie auch ein edles Ross dabei. FilmClicks traf Washington und Pratt am Lido zum Interview.


FilmClicks: Hatten Sie Bedenken, dass „Die glorreichen Sieben“,  dieses Remake eines der berühmtesten Western aller Zeiten, schief gehen könnte?  
DENZEL WASHINGTON: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mit Regisseur Antoine Fuqua schon „Training Day“ und „The Equalizer“ gedreht und vertraue ihm voll und ganz. Seine Filme sind originell. Er käme nie auf die Idee, irgendetwas abzukupfern.  
CHRIS PRATT: Ich weiß auch nicht, ob man wirklich immer in die Vergangenheit schauen muss. Es gibt so viele junge Menschen, die „Die glorreichen Sieben“ aus dem Jahr 1960 gar nicht kennen. Die eventuell noch nicht mal wissen, ob sie Western mögen. Ich bin mir sicher, wenn sie unseren Film anschauen, dann werden sie Western mögen.

Denzel Washington: „Für einen Western muss man gut trainiert sein“ © Sony

Wer in einem Western mitspielt, muss gut schießen können.
WASHINGTON: Da würde ich Ihnen gern widersprechen. Wer in einem Western mitspielt, der muss sehr gut trainiert sein. Diese Männer, die wir da spielen, waren allesamt in sehr guter Verfassung. Sie konnten tagelang reiten, mussten entbehrungsreich leben.   
PRATT: Und sie mussten gut schießen können. Das ist schon wahr. Mir ist das nicht schwergefallen, weil ich ein Naturjunge bin. Da, wo ich aufgewachsen bin, bekam man den Umgang mit dem Gewehr schon als Kind beigebracht. Aber die Höfe lagen so weit auseinander, dass sich keiner verletzen konnte, wenn man mal danebengeschossen hat.
 
Chris Pratt: Den Umgang mit Schusswaffen lernte er schon als Kind © Sony

Mögen Sie es auch heute noch, zu schießen?

PRATT: Oh ja, ich habe eine Sammlung von Waffen und schieße regelmäßig. Ich gehe auch gern auf die Jagd.
  
Und Sie, Mister Washington?
WASHINGTON: Meistens, wenn ich in den Supermarkt gehe, habe ich das Gefühl, auf der Jagd zu sein (lacht). Nein, Jagd und Waffen sind nichts für mich privat. Wissen Sie, ich bin in New York in der Bronx aufgewachsen. Und ich habe dort etliche Schießereien erlebt. Wenn man das er- und überlebt, bekommt man ein ganz anderes Verhältnis zu solchen Sachen.
 
Wie bereitet man sich auf einen Film vor, der im Jahr 1879 spielt? Es gibt sicher Fotos, aber kaum Filmmaterial.
WASHINGTON: In solchen Momenten bin ich immer sehr froh, herrlich altmodisch zu sein. Ich habe ein analoges Inneres.
 
Was bedeutet das?
WASHINGTON: Nun ja, ich komme aus einer Zeit, als man nicht ständig auf diese digitalen Dinger in seinen Händen schaute. Fragt mich doch mein Sohn letztens, wie spät es ist. Und ich meine, dass er eine Uhr um hat. Und was hat er gesagt: „Papa, das ist nur Schmuck!“. Aber ich schweife ab. Wissen Sie, was ich schön finde? Ich kann mir noch Telefonnummern merken. Ich kann mich an Dinge erinnern, ohne sie zu googeln. Ich kann mir vorstellen, wie die Dinge früher waren. Mich in die Zeit hineinversetzen. So bereite ich einen solchen Film vor.
 
Was hat Sie am meisten überrascht, als Ihnen Antoine Fuqua über die damalige Epoche erzählte?
PRATT: Damals verlief die Zeit deutlich langsamer als heute. Hektik war eine Seltenheit. Man musste die Zeit irgendwie rumkriegen. So viel Ablenkung wie heute in unserer Freizeit und mit den technischen Dingen, die uns umgeben, gab es nicht. Also sind die Menschen langsamer gelaufen, sie haben langsamer gesprochen. Das ist mir beim Spielen schwerer gefallen als gedacht. Denn ich bin dann doch eher quirlig unterwegs.
 
Es sieht sehr elegant aus, wie Sie in „Die glorreichen Sieben“ die Waffen ziehen, schnell schießen und sie erst rotieren lassen, bevor sie wieder im Holster verschwinden.
PRATT: Alles Woche für Woche geübt. Jeden Tag mehrere Stunden immer an den Abläufen gearbeitet, bis es fließend aussieht.
 
Ist das harte Arbeit?
WASHINGTON: Chris, dein Bruder ist doch Polizist, oder?
PRATT: Ja, das stimmt.
WASHINGTON: Sehen Sie, Polizist zu sein – das ist harte Arbeit. Was wir vor der Kamera machen, darüber sollten wir uns nicht beschweren. Wir sind dafür zuständig, dass die hart arbeitenden Menschen mal für ein paar Stunden nicht an ihr hartes Leben denken müssen. Wir sind Schauspieler. Wir sind für die Zerstreuung zuständig.
PRATT: Und was man auch nicht vergessen darf. Filme wie „Die Glorreichen Sieben“ können nur entstehen, wenn Hunderte von fleißigen Menschen irgendwo mitten im Nirgendwo hart daran arbeiten, dass die Illusion entsteht, wir würden im späten 19. Jahrhundert um eine Stadt kämpfen. In Wahrheit sind diese Leute aus der Filmcrew den ganzen Tag beschäftigt, diesen Traum entstehen zu lassen. Und wir Schauspieler sitzen an einem Tisch, reißen Witze und müssen auf das Stichwort hin unsere Sätze aufsagen. In Wahrheit ist das ein großer Spaß.
WASHINGTON: Das stimmt, Chris. Ein großer Spaß, den wir da jedes Mal erleben dürfen.



Kritik
Die glorreichen Sieben
Das Remake des Western-Klassikers „Die glorreichen Sieben“ ist ein klassischer Western geworden: Sehr cool, sehr macho, sehr blutig. Denzel Washington, Chris Pratt und Ethan Hawke spielen Desperados, die den Bürgern eines Städtchens im Kampf gegen einen üblen Schurken beistehen. Mehr...