Daisy Ridley über die „Star Wars“-Saga und den Abschlussfilm „Der Aufstieg Skywalkers“


„Dieser Abschied ist für immer“

17.12.2019
Interview:  Peter Beddies

„Ich weiß genau, was ich der Serie zu verdanken habe“: Daisy Ridley in „Der Aufstieg Skywalkers" © 2019 Lucasfilm

So schnell kann das gehen mit der Karriere. Vor fünf Jahren war die damals 22-jährige Engländerin Daisy Ridley noch eine unter vielen begabten jungen Schauspielerinnen; hatte außer großen Träumen nichts vorzuweisen. Dann bekam sie den Zuschlag für die Hauptrolle der Schrottsammlerin und Kämpferin Rey in „Das Erwachen der Macht“, dem siebten Teil der „Star Wars“-Saga. Jetzt macht „Der Aufstieg Skywalkers“, der neunte und letzte Teil der Serie, im Kino Furore - und Daisy Ridley ist ein Hollywood-Star, der sich seine Projekte nach Belieben aussuchen kann. FilmClicks hat mit der Londonerin während ihres Berlin-Besuches im September im Soho-House gesprochen.


FilmClicks: Miss Ridley, ist „Star Wars“ für Sie ein Traum, der immer so weitergehen könnte?
Daisy Ridley: Also, ich weiß genau, was ich der Serie zu verdanken habe. Ohne „Star Wars“ würde ich wahrscheinlich heute noch irgendwo kellnern und von  der großen Karriere träumen. Ich habe Rey auch drei Mal sehr, sehr gern gespielt. Aber nun ist Schluss!
 
Ernsthaft? Keine Pläne für die Streaming-Plattform „Disney Plus“?
Nein, auf keinen Fall! Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich eines Tages noch mal eine Idee oder ein Pitch überzeugen könnte, in diesem Universum eine Rolle zu spielen. Was Rey hier tut, wie sie am Ende des Filmes dasteht, das hat eine klare Botschaft: Dieser Abschied ist für immer!
 
Und wie war der Abschied? Können Sie sich an den letzten Drehtag erinnern?
Oh ja, und wie ich das kann. Ich war am Set und musste einige kleine Szenen drehen. Darunter war eine sehr emotionale, in der ich weinen sollte. Was überhaupt kein Problem war, weil ich plötzlich anfangen musste zu weinen. Und zwar so stark, dass ich froh war, auf einem Fleck stehen bleiben zu können. Ich hätte nirgendwohin gehen können. Denn ich habe nichts mehr gesehen. So sehr musste ich weinen. Danach habe ich eine kleine Rede gehalten, von deren Inhalt ich keinen Schimmer mehr habe. Und dann sind wir feiern gegangen.
 
Viele Fans auf der ganzen Welt warten schon seit Monaten auf den Kinostart „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“. Und damit auf die Erkenntnis, ob Rey ihren Filmeltern begegnen.
Ja, spannende Frage! Was soll ich sagen? Keine Ahnung, was der Regisseur von den Szenen, die wir gedreht haben, auch benutzt (lacht). Und ansonsten denke ich, dass damit die Frage beantwortet ist, oder?!
 
Der siebte Teil von „Star Wars“, also der mit Ihrem ersten Auftritt, wurde gefeiert. Die Episode VIII, „Die letzten Jedi“, fiel bei den Fans durch.
Kann passieren. Wenn man Filme macht, die für die Fans mehr sind als Filme, dann liegen Hass und Begeisterung dicht beieinander. Auch der neue Film wird nicht allen gefallen. Das ist mir schon klar. Aber es bringt ja nichts, sich dann hinzustellen und zu sagen: „Sorry!“  
 
Wieso wird der neue „Star Wars“-Film nicht jedem gefallen?
Weil Regisseur J. J. Abrams eine radikale Art hat, seine Vision umzusetzen. Ich stehe dazu und bin komplett begeistert. Man hört auch manchmal, dass die Leute seine Weise, Geschichten in „Star Wars“ zu zeigen, als albern empfinden. Aber das ist doch der Spaß! „Star Wars“ war schon immer zu einem Teil albern. Und das darf es auch heute sein. Nur bierernst, das würde nicht gutgehen. Es muss meiner Ansicht nach stets eine Portion Überhöhung dabei sein. Erst dann wird das Märchen aus der fernen Galaxie zu einem Film, den alle sehen wollen.

Daisy Ridley (li.) in einer spektakulären Szene von „Der Aufstieg Skywalkers“ © Lucasfilm

Ein Film mit einer Heldin, die jetzt alles anders macht?
Ach wo! Nur, weil die Frau, die ich da spiele, jetzt die Heldin ist? Weil sie die Ansagen macht? Also, nicht dass Sie mich falsch verstehen. Ich war in meinen ersten beiden „Star Wars“-Filmen gern die Lernende. Nun diejenige zu sein, die sagt, wo es langgeht, die im Zentrum der Weltenrettung steht, das ist eine feine Sache. Aber deshalb haben wir nicht gleiche eine neue Geschichte erzählt. Es ist die alte Geschichte, nur dieses Mal mit einer Frau im Zentrum.

Und mit einer anderen großen Frau aus der „Star Wars“-Familie – nämlich Carrie Fisher – dazu. Wie war das, die Szenen auf der Leinwand zu sehen und zu wissen, dass sie schon drei Jahre tot ist?
Also die Szenen zu drehen, das war erst einmal keine so besondere Sache. Aber dann zu sehen, was J. J. Abrams daraus gemacht hat! Wie er das Material mit ihr aus dem Dreh der Episoden VII und VIII benutzt, um hier eine Geschichte zu erzählen, die nicht nur Carrie Fisher ehrt, sondern die wichtig ist für die ganze Story: Das hat mich schwer beeindruckt. Und das wird den Fans sicher auch so gehen.

Die Fans hatten ja zwischendurch mal heftig diskutiert, ob Sie und der von Adam Driver gespielte Schurke Kylo Ren im Film eine Affäre haben könnten. Irgendwelche Erkenntnisse, wie es mit den Beiden weitergeht?
Alles, was ich dazu sagen kann: Rey fühlt eine Verbindung zur dunklen Seite. Im neuen Film wird man auch erfahren warum. Aber dass es mit Kylo nochmal was wird? Ich kann es mir nicht vorstellen. In den Trailern sieht man ja schon, dass sie miteinander kämpfen. Also, nach Liebespaar sieht das nicht aus, oder?     

Ziemlich beste Feinde: Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) © Lucasfilm

Durften Sie von den Requisiten und Kostümen aus dem Film etwas behalten? Vielleicht ein Leuchtschwert?
Nein, das nun ausgerechnet nicht. Aber es gibt eine Szene mit der Dunklen Rey…
 
…oh, erzählen Sie mehr!
Netter Versuch! Das kann man sich im Kino ansehen. Jedenfalls trage ich in dieser Szene, die seit der Veröffentlichung in einem Trailer für viel Wirbel gesorgt hat, einen Ring. Diesen Ring hat man mir am Ende der Dreharbeiten geschenkt. Und auch das Kostüm, das ich die meiste Zeit im Film trage, gehört jetzt mir.
 
Wissen Sie schon, wie es von jetzt an weitergeht? Nur noch große Filme?
Das auf keinen Fall. Ich bin sehr offen für neue spannende Projekte. Egal, ob sie groß oder klein sind. Es tut auf jeden Fall auch mal gut, in kleineren Filmen mitzuspielen. Habe ich schon getan und musste danach auch mit der Erkenntnis leben, dass sich niemand diesen Film anschauen wollte. Kein Erlebnis, das ich ständig brauche. Aber hin und wieder nicht schlecht, um wieder geerdet zu werden.