Michael Douglas ÜBER „ANT-MAN AND THE WASP“, REALE HELDEN UND SEINEN VATER KIRK DOUGLAS


„Unsere Welt bräuchte dringend einen Superhelden“

17.07.2018
Interview:  Astrid Hofer

Ein Spätberufener in der Marvel-Welt: Michael Douglas bei der Premiere von „Ant-Man And The Wasp“ © Marvel

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Michael Douglas (73) ist wieder in Marvel-Action-Mission unterwegs. Im Superhelden-Blockbuster „Ant-Man And The Wasp“ (Kinostart: 26. Juli) schlüpft er zum zweiten Mal in die Rolle des legendären Insektenforschers Hank Pym und muss gemeinsam mit dem Titel-Helden (Paul Rudd) und seiner Tochter Hope (Evangeline Lilly) die Geister der Vergangenheit bewältigen. FilmClicks sprach mit dem Oscar-Preisträger im Rahmen der Premiere in Paris über sein neues Science-Fiction-Abenteuer, über die Helden unserer Zeit und mehr als 50 Jahre im Hollywood-Geschäft.



FilmClicks: Mr. Douglas, große Action-Blockbuster sind nicht unbedingt Ihr Spezialgebiet, aber in „Ant-Man And The Wasp“ sieht man Sie jetzt schon zum zweiten Mal in dieser Superhelden-Serie. Als Ihnen „Ant-Man“ angeboten wurde – wieviel wussten Sie da über das Universum der Marvel-Comics?
Michael Douglas: Nichts. Sie haben mir erstmal die Comics der letzten zwei Jahre zum Nachlesen gegeben, damit ich den Film verstehe. Während ich das Drehbuch las, kam mein Sohn bei der Türe herein und sagte, Dad, das ist eine riesige Sache, das eröffnet dir ein ganz neues Publikum, du musst das machen!
 
Was war für Sie die größte Herausforderung beim Dreh?
Ich habe vorher noch nie in einer Green Box gedreht. Die Erfahrung ist verrückt. Es ist alles grün, nichts da. Und dann sagt dir der Regisseur, pass auf, hier werden Bären sein und sie werden auf dich losgehen – oder einfach an dir vorbeilaufen. Du hast Angst, dich lächerlich zu machen, aber du musst den Leuten vertrauen. Die meiste Zeit in deiner Karriere machst du Filme, bei denen du gleich nach der Aufnahme weißt, wie die Szene geworden ist. „Ant-Man And The Wasp“ habe ich zum ersten Mal bei der Premiere in Hollywood gesehen. Es ist unglaublich. Sie haben mich im Film auch 30 Jahre jünger gemacht. Und schauen Sie sich Michelle Pfeiffer an! Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals die Chance haben würde, mit ihr zu arbeiten. Sie ist wunderschön – und dann noch 30 Jahre jünger. Wow!
 
Glauben Sie, ist die Technik inzwischen so weit, dass wir Sie irgendwann als blutjungen Hank Pym aus den 80ern auf der Leinwand sehen können?
Vielleicht wird der nächste „Ant-Man“-Film ein Prequel, ja. Ich bin dabei, ich bin bereit. Ich bräuchte nur einen guten Stuntman (lacht).
 
Was macht die Marvel-Filme Ihrer Meinung nach so erfolgreich?
Sie sind technisch extrem gut und die Geschichten sind sehr ausgereift. Dazu haben die Produzenten ein Händchen dafür, großartige Talente zu casten, die obendrein noch nett sind. Die Besetzung ist oft ungewöhnlich und überraschend. Robert Downing Jr. etwa, der nach all seinen persönlichen Problemen als „Iron Man“ zurückkehrte. Oder Paul Rudd jetzt als „Ant-Man“.

Verbündete & Rivalen: Paul Rudd & Michael Douglas in „Ant-Man And The Wasp“ © Marvel

Paul Rudd alias Scott und Sie waren im ersten „Ant-Man“-Film nicht unbedingt beste Freunde. Wie entwickelt sich Ihr Verhältnis im zweiten Teil weiter?
Ich halte immer noch nicht viel von ihm (lacht). Er ist nicht der schlaueste. Aber er ist witzig. Dennoch: Er hat meinen Ant-Man-Anzug gestohlen und jetzt will er meine Tochter Hope (Evangeline Lilly, Anm.) stehlen! Das ist so ziemlich das letzte, was ich mir als Hank Pym vorgestellt hätte, dass er nun auch noch meiner Tochter schöne Augen macht!
 
Als Ant-Man kann Paul Rudd zwar auf Ameisengröße schrumpfen, aber er besitzt Superhelden-Kräfte. Wer ist für Sie der Superheld unserer Zeit?
Ich versuche jetzt, mich aus der Politik rauszuhalten, denn im Moment bräuchten wir in unserer Welt wirklich dringend einen Superhelden. Ich bin ein großer Bewunderer von Elon Musk. Er steht unter enormem Druck, aber er überrascht mich immer wieder. Ich bin gespannt, wohin ihn sein Weg noch führen wird.
 
Sie sind seit 53 Jahren auf der Leinwand. Schauen Sie oft auf Ihre Vergangenheit zurück?
Ich bin niemand, der in der Vergangenheit lebt – auch wenn 50 Jahre, wenn man darüber nachdenkt, schon ziemlich unglaublich sind. Ich sehe mir meine alten Filme nicht an. Ich liebe es, Filme zu drehen, aber ich muss gestehen, ich schaue mir selten welche an. Ich mag privat Dokumentationen lieber. 

„Ich sehe meine alten Filme nicht an“: Michael Douglas in „Wall Street“ © 1987 20th Century Fox

Wonach wählen Sie heutzutage Ihre Rollen aus?
Ich bin nicht nur Schauspieler, sondern auch Produzent. Das unterscheidet mich vielleicht von anderen. Wenn ich ein Drehbuch lese, sehe ich den fertigen Film vor mir und denke, das ist spannend, das ist sexy, das berührt mich. Danach sehe ich mir die Struktur des Drehbuchs an, ob sie funktioniert. Und erst dann beschäftige ich mich mit meiner eigenen Figur. Ich spiele lieber eine kleine Rolle in einem großartigen Film als eine große in einem schlechten. Ich war in vielen guten Filmen. Manchmal hatte Sharon Stone die bessere Rolle, aber das macht nichts. Wenn der Film gut ist, ist das gut für alle, wenn er schlecht ist, haben alle ein Problem. Mir passiert es oft, dass ich der Älteste am Set bin. Deshalb versuche ich, die Atmosphäre für alle so angenehm wie möglich zu machen, damit jeder sein Bestes geben kann. Manche sind eingeschüchtert, andere wollen sich in den Vordergrund spielen. Na und?
 
Frauen in Hollywood klagen oft, dass ab einem gewissen Alter das Rollenangebot dünn wird. Erleben Sie das auch als Mann?
Ich glaube, dass das nicht mehr zutrifft, auch nicht auf Frauen. Streaming-Plattformen wie Netflix und Amazon bieten mehr Möglichkeiten für Schauspieler denn je. Meine Frau Catherine (Zeta-Jones, Anm.) dreht gerade eine Serie für Facebook. Und ich bin ab November in „The Kominsky Method“ auf Netflix zu sehen. Früher gab es dieses Elitedenken: die einen haben fürs Kino gedreht, die anderen fürs Fernsehen. Aber das verschwindet. Es war noch nie einfacher, hin- und her zu wechseln. 
 
Was sagt Ihr Vater Kirk Douglas zu den „Ant-Man“-Filmen?
Er kommt heutzutage nicht mehr viel aus dem Haus. Aber es gibt diese wunderbaren Erfindungen, Facetime, Skype, großartig! Er mag es, mich anzurufen und dann kann ich ihm zeigen, wo ich gerade bin, insbesondere, wenn ich, wie jetzt, reise. Ich habe ihm einige Folgen meiner neuen Netflix-Serie gezeigt. Aber „Ant-Man“ ist die Art von Filmen, die er liebt.
 



Kritik
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