Jason Blum


Der „Purge“-Produzent: „Horrorfilme sind wie eine Achterbahn“

29.07.2014
Interview:  Anna Wollner

Horrorfilm „The Purge: Anarchy“: Eine Nacht darf ohne Strafe gemordet werden © Universal

Wenn ein Kinofilm ein paar Hundert Millionen Dollar einspielt, hört sich das beeindruckend an. Viele Produktionen kosten aber auch ein paar hundert Millionen Dollar. Das relativiert dann das Ergebnis. Spannend wird es, wenn ein billiger Film viel Geld einspielt. Wie sich das anfühlt, weiß der Horrorfilm-Produzent Jason Blum. Mit Hits wie „Paranormal Activity“, „Insidious“ und „The Purge“ gehört er zu den erfolgreichsten Produzenten Hollywoods – mit Low-Budget-Filmen. Anna Wollner hat ihn zur Premiere von „The Purge: Anarchy“ zum Interview in Berlin getroffen.


FilmClicks: Mister Blum, Ihr mit Abstand erfolgreichster Film ist der Horror-Hit  „Paranormal Activity“. Wie findet man einen Film wie diesen?
Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich habe den Film bei einem Screening gesehen und nie damit gerechnet, dass er so erfolgreich werden wird. Aber ich wusste, dass er im Kino funktionieren könnte. Ich habe also den Regisseur angerufen und mich mit ihm getroffen. Er erzählte mir, dass bisher keiner seinen Film haben wollte und er die Video-on-Demand-Rechte für 100.000 Dollar verkauft habe. Ich habe ihn überredet mir eine Chance zu geben. Es hat drei Jahre gedauert, bis der Film endlich ins Kino kam.

„Purge“-Produzent Jason Blum: „Ich liebe es, Low-Budget-Filme zu machen“ © Universal

Worin liegt für Sie die Faszination von Horrorfilmen?
Einen Horrorfilm zu gucken ist wie Achterbahn fahren. Dein Adrenalinpegel steigt und dein Herzschlag wird schneller. Eben wie in der Achterbahn. Nur dass es im Kino noch gruseliger ist. Bei einer Achterbahnfahrt siehst du, was auf dich zukommt.  Bei einem Horrorfilm weißt du nie, was als nächstes passiert.
 
Selbst in einer Fortsetzung wie „The Purge 2: Anarchy“?
Sobald man ein funktionierendes Konzept vom ersten Film hat, muss man seinen Spielraum ein wenig erweitern. Der erste „The Purge“-Film ist ein ganz einfacher Einbruchs-Film. Das kann man einmal erzählen, aber nicht zweimal hintereinander. Wir mussten uns also etwas Neues ausdenken. Was passiert in der Nacht der „Säuberung“, wenn jeder ohne Strafe morden darf, draußen auf den Straßen? Unsere Fortsetzungen sind aber immer noch wesentlich billiger als das durchschnittliche Hollywood-Sequel, obwohl die meist nicht mehr können als der erste Teil.
 
Sind die „The Purge“-Filme ein Spiegel der Gesellschaft?
Das wäre einfach nur furchtbar. „The Purge“ ist ein abschreckendes Beispiel. Es gibt so viele Schießereien in den Vereinigten Staaten. Es gab tatsächlich Überlegungen, um Schießereien in Schulen zu verhindern, solle man doch einfach bewaffnete Männer an die Eingänge stellen. Was für ein Schwachsinn. Die Idee von „The Purge“ ist für einen Film gut, aber eine Umsetzung in der Realität wäre furchtbar.
 
Ihre Filme kosten selten mehr als ein paar Millionen Dollar, spielen aber ein Vielfaches ein. Woher diese Bescheidenheit?
Die Leute in Hollywood haben riesengroße Egos. 99 Prozent aller Produzenten denken, sobald sie erfolgreich werden, dass sie teure Filme machen müssen. Wenn sie bisher Filme um 30 Millionen Dollar gemacht haben, wollen sie jetzt 80 Millionen-Dollar-Filme machen. Nur weil es extravagant ist. Aber daran habe ich überhaupt kein Interesse. Wenn man uns einen teuren Film anbietet, dann sage ich ganz offen, „klingt interessant, aber wir sind die Falschen dafür.“ Ich liebe es einfach zu sehr, Low-Budget-Filme zu machen
 
Und dennoch haben Sie sich mit der Komödie „Zahnfee auf Bewährung“ einmal an das große Budget gewagt.
Erinnern Sie mich nicht daran. Wie jeder in Hollywood wollte auch ich mal einen teuren Film produzieren. Mit „Zahnfee auf Bewährung“ hab‘ ich es einfach gemacht. Das Projekt hat mich in eine tiefe Krise gestürzt. Endlich hatte ich, was ich wollte - und ich habe es gehasst. Alles wurde in der Gruppe entschieden. Allein 13 Leute waren daran beteiligt, zu entscheiden, wie das Kostüm der Zahnfee aussieht. Ich habe mich gelangweilt.
 
War das der größte Fehler ihrer Karriere?
Definitiv nein. Das war etwas Anderes.
 
Welcher?
Ich habe für Miramax und Harvey Weinstein gearbeitet und habe „The Blair Witch Project“ vorbeiziehen lassen. Harvey lässt mich das bis heute nicht vergessen.
 



Kritik
The Purge: Anarchy
„The Purge: Anarchy“ ist die Fortsetzung des letztjährigen Horrorhits „The Purge“. Die Story: Eine Nacht pro Jahr dürfen US-Bürger ihre Mitmenschen straflos quälen und töten.  Mehr...