Hilde Dalik


„Für das Casting von ,Die Werkstürmer' habe ich Steirisch gelernt“

23.07.2013
Interview:  Gunther Baumann

Hilde Dalik mit Michael Ostrowski (li.) und Karl Fischer in "Die Werkstürmer" © Rühm/Novotny Film

Klassenkampf in einem Dorf am steirischen Erzberg: Das örtliche Metallwerk steht vor dem Ruin, weil es an Finanzhyänen verkauft wurde. Das ist die Ausgangs-Situation von „Die Werkstürmer" (Kinostart: 25. Juli); einem Film, der das Zeug zum Austro-Blockbuster hat. Der Kino-Erstling von Andreas Schmied ist eine packende Mischung aus Sozialdrama und Romanze. Für Josefstadt-Star Hilde Dalik könnte die Komödie den großen Durchbruch beim Film bedeuten: Sie brilliert in der Rolle einer Gewerkschafts-Anwältin, die wegen des Arbeits-Konflikts in ihr Heimatdorf zurückkehrt - und dort ihrem Ex-Freund (Michael Ostrowski) wiederbegegnet. Hilde Dalik im FilmClicks-Interview.



Wie sind Sie zu „Die Werkstürmer“ gekommen?
Hilde Dalik: Ich wurde zum Casting eingeladen. Man schickte mir das Drehbuch und ich wusste gleich, hier wäre ich wahnsinnig gern dabei. Also habe ich schon für das Vorsprechen steirisch gelernt und die alten Bergschuhe meiner Großmutter angezogen. Ich hatte gleich nach dem Casting ein richtig gutes Gefühl. Es war ein angenehmes Erlebnis.

Wie würden Sie Filmfreunden den Besuch von „Die Werkstürmer“ ans Herz legen?
Ich würde sagen, „Die Werkstürmer“ ist ein typisch österreichischer Film, obwohl er nicht den üblichen Sehgewohnheiten entspricht – als vergnüglicher Film, der zugleich eine ernsthafte Geschichte erzählt. Es gibt eine Dorfgemeinschaft, die in einer schwierigen Situation zusammenhält, und es gibt eine Liebesgeschichte, die einen mitnimmt und neugierig macht. Das ist eine gute Mischung.
 
Sie liefern eine großartige Leistung als Gewerkschafts-Anwältin ab.
Beim Fernsehen habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass mich manche als lustige blonde Hilde sehen, die immer gut gelaunt ist. So will ich mich selber überhaupt nicht sehen. Ich mag es nicht, in Schubladen gezwängt zu werden. Andreas Schmied, der Regisseur von „Die Werkstürmer“, ist jemand, der nicht in Schubladen denkt. Er hat mir die Anwältin anvertraut – so etwas stärkt einen natürlich, und es führt dazu, beim Dreh mehr von sich zu verlangen und mehr aus sich herauszuholen. Andreas Schmied sieht, was man als Schauspieler mitbringt, und er regt einen an, noch phantasievoller zu werden.


 
Sie spielen Theater, vorwiegend an der Josefstadt in Wien, und Sie drehen Filme. Streben Sie eine hauptberufliche Filmkarriere an oder wollen Sie beiden Metiers treu bleiben?
Theater ist immer ein gutes Training. Es macht viel Freude, bei den Proben sechs Wochen gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Mein Ideal wäre es, Film und Theater gleichzeitig machen zu können. Bis jetzt geht das sehr gut. Das ist ein großes Glück, denn man nimmt immer vom einen Metier zum anderen etwas mit, das man verwenden kann.
 
Kann man eine Filmkarriere planen oder ist man von Zufällen abhängig?
Wahrscheinlich gibt es Schauspieler, die das planen können.  Ich allerdings bin nicht der planende Typ. Vielleicht ist das ein Fehler, aber ich plane meine Schritte nicht, sondern ich folge meinem Gefühl, was im Moment richtig für mich ist und was nicht. Ich bin keine Strategin, aber ich kann für ein Projekt, das mich reizt, auch kämpfen.
 
Waren Sie auch schon  bei Castings, wo Sie die Rolle dann nicht bekommen haben?
Ja. Einmal hätte ich eine Rolle so gern gehabt, dass ich nach der Absage dem Regisseur schrieb und ihm mitteilte, dass ich die richtige Wahl gewesen wäre. Immerhin: Ich bekam einen netten Brief zurück. Wenn man das Gefühl hat, man gehört in eine Produktion hinein, dann zehrt eine Absage schon länger an einem. Zum Glück ist mir das selten passiert.
 
Wissen Sie schon während eines Drehs, ob der Film, an dem Sie arbeiten, gut wird?
Ich glaube, dafür habe ich ein gutes Gespür bekommen. Man erkennt am Set, was die Leute können und ob sie mit Leib und Seele bei der Produktion dabei sind. Vor allem die Haltung des Regisseurs hat großen Einfluss auf die Arbeit.
 
Macht es Ihnen Spaß, sich auf einer großen Kinoleinwand zu sehen?
Ja. Aber nicht, weil ich mich so gerne anschaue und mir selber zeige, wie schön ich bin, sondern weil ich durch die Sicht von außen etwas lernen kann. Ich sehe schon beim Set gern auf den Monitor. Wenn ich dann bei einem Take das Gefühl habe, ich hätte zu viel gemacht oder zu manieriert gespielt, kann ich das beim nächsten Take wieder ändern. Manche Regisseure wollen es nicht, dass die Darsteller auf den Monitor blicken. Doch ich fand es toll, dass uns Andreas Schmied beim Dreh von „Die Werkstürmer“ immer die Aufnahmen gezeigt hat. Ich sitze aber nie zu Hause und schau‘ mir meine Filme an. Das wäre mir zu langweilig. 
 
Reizt Sie die Vorstellung, Sie könnten ein Filmstar werden?
Ich versuche, nicht an solche Dinge zu denken. Das wäre eine eigenartige Selbstwahrnehmung. Natürlich freue ich mich, wenn Leute zu mir kommen und sagen, dass ihnen eine Arbeit von mir gefallen hat. Aber wir Schauspieler arbeiten nicht für den Applaus. Die große Freude an diesem Beruf liegt woanders. Zum Beispiel im Geschichtenerzählen, in der Auseinandersetzung mit Themen, die speziell und universell sind, in der Verwandlung und letztendlich in der absoluten Hingabe. Luxus ist es, das mit Menschen zu tun, mit denen man sich gut versteht, und zu sehen, dass das funktioniert.
 
Würden Sie gern auch im Ausland drehen?
Wahnsinnig gerne.  Ich würde gern mit meinem Beruf viel reisen – und dabei viel lernen.  Aber es gibt natürlich eine sprachliche Barriere, obwohl ich mich bemühe, auch andere Sprachen zu lernen.  Bis jetzt bin ich noch viel zu wenig in der Welt herumgereist. Wenn sich das mit dem Beruf vereinbaren ließe, wäre es ein großes Geschenk.