Viggo Mortensen


„Peter Jackson verdanke ich sehr viel“

20.05.2014
Interview:  Peter Beddies

Kritik und Lob für „Ringe“-Regisseur Peter Jackson: Viggo Mortensen in Cannes © Katharina Sartena

Hollywood-Star Viggo Mortensen kam nach Cannes, um über seinen neuen Film „Jauja“ zu sprechen. Da Viggo aber seit ein paar Tagen im Netz mit den Worten zitiert wird, Teil 2 und 3 von „Der Herr der Ringe“ seien „a mess“ - also ein großes Durcheinander – gewesen, haben wir nachgefragt. Wie steht er denn im Frühjahr 2014 zu der Filmreihe, die ihn (in der Rolle des Aragorn) weltweit populär gemacht hat?


FilmClicks: Mr. Mortensen, es gibt verschiedene Lesarten Ihrer Aussage, „Herr der Ringe“ sei „a mess“. Sie könnten erklären, dass man Sie falsch zitiert hat.
Viggo Mortensen: Das wäre feige. Mache ich nicht. Es stimmt ja, dass ich das gesagt habe. Aber, wie das nun mal so häufig passiert, wurde nur der Teil abgedruckt, der spektakulär klingt.
 
Haben Sie Peter Jackson je gesagt, dass Sie mit zwei Teilen der Trilogie unzufrieden waren?
Das weiß er und das betrifft auch nicht nur mich. Beinahe alle im Team hatten das Gefühl, dass dieser Stoff niemals ein Riesenhit werden wird. Erst beim Filmfest Cannes 2001 bekamen wir einen kleinen Eindruck, wie groß die Sache werden könnte. Die Leute sprangen unglaublich auf die 20 Minuten an, die damals gezeigt wurden. Und mit dem ersten Teil habe ich auch überhaupt keine Probleme. Die fingen erst mit dem zweiten an.
 
Wieso?
Ach, das will ich nicht alles wiederholen. Meiner Ansicht nach hat Peter bei den beiden letzten Teilen zu sehr auf die Technik vertraut und zu wenig die Charaktere in den Mittelpunkt geholt. Und auch die ständigen Nachdrehs, zu denen wir kommen mussten, waren anstrengend. Aber all das hätte ich sicher nicht erwähnt, wenn mich ein englischer Journalist nicht danach gefragt hätte. Warum bitte soll ich denn lügen? Aber ich habe auch sehr viel Gutes über Peter Jackson gesagt, was ich in den letzten 13 Jahren ja immer tue.
 
Zum Beispiel?
Dass ich Peter Jackson sehr, sehr viel verdanke. Ohne ihn wäre ich nie so bekannt geworden. Ohne ihn hätte ich nicht die Karriere machen können, die ich gemacht habe. Meine beiden Filme mit David Cronenberg zum Beispiel hätte es sicher nicht gegeben. Ich hätte nicht soviel Zeit bekommen, meine anderen Leidenschaften wie das Schreiben und das Malen auszuleben. Ich hätte mich mehr um meine Schauspielerei kümmern müssen, weil man mir bestimmt nicht die Gagen gezahlt hätte, die ich heute bekomme. All das habe ich in dem Interview auch gesagt. Warum nur aus meiner Kritik eine Meldung wurde, muss ich Ihnen sicher nicht erläutern.
 
Es scheint so zu sein, dass Sie in letzter Zeit eine Pause eingelegt haben. Müde?
Keineswegs. Und ich sehe auch das mit der Pause nicht so. Zumindest habe ich nirgendwo faul herum gelegen. Ich weiß immer gar nicht so richtig, an welcher Kunstbaustelle ich mich zuerst austoben muss. Aber Sie nehmen mich nur als Schauspieler war, weil alles andere, das ich mache, nicht so sehr für eine größere Öffentlichkeit bestimmt ist. 
 
In Cannes hatte jetzt einer von drei Filmen Premiere, die dieses Jahr von Ihnen herauskommen. Was hat Sie an „Jauja“ interessiert?
Oh, dazu könnte ich jetzt stundenlang referieren. In der Kurzfassung geht die Geschichte so, dass es ein Ort ist, denn man erfunden hat, um Menschen dorthin zu locken, wohin sie eigentlich nicht wollen. Und Jauja soll ein Ort sein, an dem einem alle Wünsche erfüllt werden. An dem man fürs Nichtstun bezahlt wird. 
 
Mit anderen Worten, für Sie die Hölle.
Ohne Frage. Den lieben langen Tag nichts tun, das wäre für mich eine Art Hölle. Mich zieht persönlich nichts nach Jauja. 
 
Was würde Ihre „Herr der Ringe“-Figur Aragorn dort machen?
Entweder flüchten, eine Revolte anzetteln oder sich zu Tode langweilen.