Katharina Mückstein


Film-Debüt „Talea“: Von der Sinnlichkeit des Kinos

16.09.2013
Interview:  Matthias Greuling

Die „Talea“-Regisseurin Katharina Mückstein studierte bei Michael Haneke an der Wiener Filmakademie © Filmdelights

Die Wiener Regisseurin Katharina Mückstein, 31, über ihren ersten Kinospielfilm „Talea“, in dem Nina Proll und Sophie Stockinger als Mutter und Tochter zueinander finden wollen.


FilmClicks: Frau Mückstein, Sie haben eine sensibel vorgetragene Mutter-Tochter-Geschichte gedreht. Was war Ihre Grundidee dazu?
Katharina Mückstein: „Talea“ ist ein Film über die 14-jährige Jasmin, die bei ihren Pflegeeltern lebt, weil ihre Mutter Eva lange Zeit im Gefängnis war. Dieses Mädchen hat den Wunsch, seine Mutter kennen zu lernen, um herauszufinden, wer es selbst ist. Das emotionale Thema der Geschichte ist die Suche nach sich selbst, aber auch die Suche nach Anerkennung. „Talea“ ist nicht so sehr eine Coming-of-Age-Geschichte, denn auf dieser Suche befindet man sich ja sein ganzes Leben.

Mutter und Tochter: Nina Proll und Sophie Stockinger in „Talea“ © Filmdelights

Sie studierten Regie bei Michael Haneke. Der sagt seinen Studenten gerne, sie sollen nur von Menschen erzählen, deren Milieu sie kennen. Wie sehen Sie das?
Da bin ich ganz bei Haneke: Man kann nur das erzählen, was man kennt. Ich glaube, Haneke meint das nicht so, dass man nur Plots erzählen kann, die man selbst erlebt hat. „Das weiße Band“ ist eine historische Geschichte, die kann er nicht selbst erlebt haben. Aber viele Aspekte davon stammen sicher aus dem eigenen Erfahrungsschatz. „Talea“ ist nicht meine eigene Geschichte, aber ich bin selbst die Tochter eine Mutter und weiß auch, wie es sich anfühlt, wenn man Nähe sucht.
 
Was ist die wichtigste Erkenntnis, die Sie aus Ihrem Filmstudium mitgebracht haben?
Ich war Michael Haneke gleich zu Beginn meines Studiums sehr dankbar, dass er uns darauf hingewiesen hat, dass man zum Filmemachen natürlich ein gewisses Talent mitbringen muss, es aber im Grunde um Disziplin geht. Man muss pragmatisch sein, jeden Tag am Film arbeiten, und manchmal auch beharrlich und stur sein können.
 
In „Talea“ fällt die klare Bildsprache auf, und die beruhigte Art, wie Sie schneiden.
Ich mag aufgeräumte Bilder sehr gerne. Klare Bilder, die den Schauspielern Raum geben. Ich sehe die Filmarbeit als eine Mischung aus Intuition und Intellektualität. Das heißt, ich kenne die Geschichte, die ich erzählen will, so genau, kenne die Meta-Ebene, habe mich damit detailliert beschäftigt, sodass ich am Set dann daraus intuitiv das richtige Bild machen kann. Ich bin außerdem daran interessiert, Bilder auf das Wesentliche zu reduzieren. Deshalb nehme ich mir vor, so wenig wie möglich zu schneiden, damit ich mit mir selbst streng sein muss und überprüfe, wie gut das ist, was ich da mache. Das heißt nicht, dass der Schnitt unwichtig ist, aber wann immer ich die Möglichkeit habe, ein Bild stehen zu lassen, tue ich es.
 
Die Langversion dieses Interviews ist in der aktuellen Ausgabe unseres Partnermagazins celluloid erschienen (www.celluloid-filmmagazin.com)
 



Kritik
Talea
„Talea“ dreht sich um die 14-jährige Jasmin (Sophie Stockinger) und ihre soeben aus der Haft entlassene Muter Eva (Nina Proll). Der Film der Wiener Regisseurin Katharina Mückstein ist ein gelungenes Debüt, das sich nicht viel um die großen Namen der heimischen Szene schert. Mehr...