Jan Delay über seine Sprecher-Rolle in „Die Biene Maja“


„Einen anderen Willi als mich hätte ich nicht akzeptiert!“

09.09.2014
Interview:  Peter Beddies

Ein Bienen-Mann und seine Stimme: Jan Delay spricht in „Die Biene Maja“ den Willi © Universum Film

Jan Delay: Eigentlich rockt er ja derzeit die europäischen Bühnen mit seinem neuen Album „Hammer und Michel“. Wie all seine Alben der letzten Jahre stieg auch dieses sofort in den Hitlisten auf die vordersten Plätze. Nun allerdings kommt uns der Hip-Hop-, Reggae-, Soul-, Rock- und Funk-Musiker mal ganz anders. In „Die Biene Maja – Der Kinofilm“. Jan spricht den besten Freund der Biene Maja:  Willi. FilmClicks hat den Rockstar in seiner Heimatstadt Hamburg besucht.


FilmClicks: Wann haben Sie „Biene Maja“ zum ersten Mal gesehen?
Jan Delay: Weiß ich nicht mehr so genau. Vielleicht war ich fünf oder sechs. Man darf ja nicht vergessen, dass es damals – wir reden vom Ende der 70-er und Anfang der 80-er Jahre – nicht so viel Fernsehen gab wie heute. Ich durfte auch kaum fernsehen. Und wenn ich mal durfte, dann konnte man zwischen fünf Sendungen für Kinder wählen. Pro Woche wohlgemerkt.
 
Als Ihnen die Rolle jetzt angeboten wurde: Haben Sie aus Nostalgie zugesagt?
Nein, das würde ich nicht sagen. Zum einen hat es Stimmbänder-Gründe, dass ich so klinge, wie ich klinge. Also ziemlich dicht an Willi dran. Dann war ich natürlich geehrt, so eine Kult-Rolle sprechen zu dürfen. Und dann wäre ich wahrscheinlich auch schwer beleidigt gewesen, wenn jemand anders die Rolle gesprochen hätte. Einen anderen Willi als mich hätte ich nicht akzeptiert.
 
Was hat Sie an Willi fasziniert – damals und heute?
Um ehrlich zu sein – nichts! (lacht) Ich wurde gefragt und habe zugesagt. Was allerdings die Vergangenheit angeht, da kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich „Biene Maja“ geschaut habe, weil ich Willi so cool fand. Das war so meine Identifikationsfigur. Bei Maja wäre das schlecht gegangen. Die war ja ein Mädchen.
 
Wieviel Willi steckt in Ihnen?
Ach, auf jeden Fall ein oder zwei Prozent mehr als nur die Stimmbänder. Ein bisschen faul bin ich auch. Schiss hatte ich auch als Kind. Und Willi ist ja durchaus nicht auf den Mund gefallen. Damit kompensiert er ja immer seine anderen fehlenden Eigenschaften. Der Willi und ich haben schon einige Dinge gemein.

Willi hält Siesta - Jan Delay: „Ein bisschen faul bin ich auch“ © Universum Film

Sie haben im Film, was Fans sicher schade finden, nur eine winzig kleine Musik-Einlage. Mal über eine Willi-Nummer nachgedacht?
Nein. Das liegt ja nicht in meinem Ermessen. Wenn man mich gefragt hätte, dann hätte ich sicher mal gesehen, was sich hätte machen lassen. Aber das hätte vom Studio kommen müssen.
 
Wenn wir über Musik reden, kommen wir an der Titelmelodie von „Die Biene Maja“ nicht vorbei. Die wird hier - wie schon bei der TV-Serie von 2012 – von Helene Fischer gesungen. Dabei ist doch die Musik untrennbar mit Karel Gott verbunden.
Sehe ich genauso. Das ist dem ZDF geschuldet, das die Serie damals ausgestrahlt hat. Die dachten sich wohl, dass sie jetzt modern sein müssen. Also soll das jetzt diese Helene Fischer singen, die ist so angesagt. Ich finde das nicht gut. Man kann ja eine neue Fassung machen. Aber dann muss Karel Gott die auch singen.
 
Die Bienen haben eine Digital-Kur verordnet bekommen. Einige Fans sind darüber verärgert.
Ja, weil sie damit aufgewachsen sind, das Neue schwer akzeptieren zu können. Ich halte es immer gern mit dem Satz: „Wenn es mit der Demoralisierung unserer Jugend so weitergeht, dann wird es in 200 Jahren keine Zivilisation mehr geben“. Das hat ein griechischer Philosoph 300 vor Christus gesagt. Aber der Satz hätte auch vor zwei Jahren gesagt werden können. Es gibt immer, egal in welche Generation man schaut, Konflikte mit dem Neuen.
 
Sie sind ein sehr umtriebiger Typ. Warum hat man Sie – außer in Ihren Videos - noch nicht als Schauspieler gesehen? Keine Angebote?
Doch. Was mich beim Synchronsprechen so begeistert: Ich gehe da hin, mache relativ fix meine Arbeit und bin dann wieder weg. Irgendwann kriege ich dann so ein geiles Ergebnis präsentiert und lache mich halbtot. Über meine Stimme und den Charakter und wie alles zusammenpasst. Aber als Schauspieler müsste ich ständig warten. Das hasse ich. Und wenn es nur das Warten wäre, das würde noch gehen. Würde ich einen Rechner mitnehmen und was arbeiten. Aber man muss ja immer auf den Punkt fit und in der Rolle sein. Da schauen Dir 20 Leute zu, wie Du Dein innerstes Seelenleben nach außen kehrst. Das ist nichts für mich.



Kritik
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