Max Boublil


Der Comedy-Star aus „Große Jungs“: „Kenne in meiner Komik keine Grenzen“

05.07.2014
Interview:  Peter Beddies

Kino-Kassenschlager „Große Jungs“: Max Boublil (re.) und Alain Chabat © Thim Film

In seiner Heimat Frankreich ist Max Boublil das, was Michael Mittermeier in unseren Breiten ist: Ein Stand-Up-Comedian, der auf seinen Tourneen jede Halle füllt. Der Unterschied: Boublil (Jahrgang 1981) hat schon in mehr als 30 Filmen mitgespielt. Jetzt ist er gemeinsam mit Alain Chabat im Komödien-Hit „Große  Jungs“ zu sehen -  sein bisher größter Erfolg an der französischen Kinokasse.


FilmClicks: Wie sind Sie auf die Idee zu „Große Jungs“ gekommen? Oder wurde Ihnen die Story über einen 30-Jährigen, der mit einem 50-Jährigen um die Häuser zieht, vorgeschlagen?
Max Boublil: Nein, das war meine Idee! Oder besser gesagt, die Idee von mir und meinem Ideen-Partner Anthony Marciano, der jetzt auch Regie geführt hat. Wir hatten vor ein paar Jahren für meine Bühnen-Show die „Fuck the 30!“-Phase. Und als wir ständig rumgeblödelt haben, kam einer von uns beiden damit um die Ecke, wie die 30 aus der Sicht eines 50-Jährigen aussieht.
 
In einer wichtigen Szene von „Große Jungs“ ist Rockstar Iggy Pop zu sehen. Wie kam denn der in den Film?
Wir hatten nach etwas gesucht, das 30- und 50-Jährige miteinander verbindet. Bei Iggy Pop und seinem Hit „Lust for Life“ gibt es keine Frage. Da singt jeder mit.
 
Und wie kriegt man Iggy dazu, mitzuspielen?
Da muss ich sagen, auch wenn es etwas arrogant klingt: mit einem guten Drehbuch. Das Problem war nur, Iggy dazu zu bekommen, es zu lesen. Wir mussten mehrere Monate immer wieder Iggys Manager anrufen, der uns dann immer wieder vertröstet hat. Aber dann hat Iggy das Buch gelesen und sofort zugesagt.
 
Ein cooler alter Sack, oder?
Unglaublich. Nach dem Dreh hatten wir noch ein Essen und Anthony Marciano, unser Regisseur, hat mich immer wieder angestupst: „Wir essen mit Iggy Pop!“ Was für ein cooler Typ. Beim Dreh entsprach er natürlich dem Klischee. Nackter Oberkörper, Jeans und Lederjacke. Zum Essen kam er dann angezogen. Wenn man so altert,  ist auch die 70 noch völlig OK.      
 
Bei Ihrer Filmfigur Gilbert hat man das Gefühl, dass er nichts verpassen will.
Gilbert - das sind wir beide in einer Person, also Anthony Marciano und ich. Wir haben uns beiden in der Person von Gilbert ein Denkmal gesetzt, da es für uns nichts Schlimmeres gibt, als an einem Ort zu sein und an einem anderen geht gerade die Party des Jahrzehnts ab. Ich habe immer Angst, irgendetwas zu verpassen. Auch davon erzählt der Film.

„Ich habe immer Angst, etwas zu verpassen“: Max Boublil im Film mit Mélanie Bernier © Thim Film

Ändert sich das mit den Jahren nicht ein wenig? Es ist doch klar, dass man nicht alles mitmachen kann.
Herrlich! Erzählen Sie das mal meinem Kopf! Ich habe mittlerweile die Abmachung mit mir selbst, dass ich nur dann das Gefühl habe, etwas verpasst zu haben, wenn ich genau weiß, was ich verpasst habe. Alles andere versuche ich auszublenden.
 
Kann man Dinge wie die Midlife-Crisis auf der Bühne durchleben und sie damit weniger schlimm machen?
Ich hoffe das ganz stark. Keine Ahnung, welcher Freak aus mir geworden wär, wenn ich meine Auftritte auf der Bühne nicht hätte, bei denen ich alles Mögliche ausprobieren und in unterschiedliche Charaktere schlüpfen kann.
 
Es gibt das Klischee, dass sich Comedians auf der Bühne einfach austoben.
Genau das ist es - ein Klischee. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man solche Auftritte absolut penibel vorbereiten muss. Natürlich gibt es an einer Stelle den Moment, an dem hoffentlich alles anfängt zu fließen. Aber wenn der nicht kommt, braucht man tausend Ideen, um Lücken zu füllen oder Spannung aufzubauen.
 
Würde es funktionieren, wenn Sie Ihre sprachliche Wohlfühl-Zone verlassen würden und nach Deutschland oder Österreich kämen?
Ich habe größten Respekt für jeden, der grenzüberschreitend lustig sein kann. Das geht bei mir leider überhaupt nicht. Wenn man mir die Sprache nimmt, dann nimmt man mir mein zentrales Element der Komik. Nein, ich befürchte, dass es mit einer Karriere in einer anderen Sprache nichts werden wird.
 
Woher nehmen Sie Anregungen für Ihre Komik? Sie hätten da tolle Staatsmänner wie Sarkozy oder Hollande.
Sind Sie verrückt? Da müsste ich ja jeden Monat meine Sketche umschreiben. Nein, es geht ganz einfach. Man muss sich unter Menschen begeben und Menschen beobachten. Das ist in meinem Fall langsam etwas schwierig, weil die Menschen mich erkennen. Aber wenn ich genug beobachtet habe, mache ich mir Notizen und gehe damit zu Anthony Marciano. Wenn ich ihm etwas erzähle und er fängt an zu lachen, dann weiß ich, dass es auch in der Öffentlichkeit funktioniert.
 
Komiker sind oft furchtlos.
Ich würde das nie über mich sagen. Aber andere Menschen sagen das über mich. Was ich bestätigen kann, ist, dass ich in meiner Art der Komik keine Grenzen kenne. Ich schrecke vor nichts zurück und will alles ausprobieren. Erst wenn ich auf`s Maul kriege, weiß ich, dass ich zu weit gegangen bin.
 
Und dann?
Putze ich mich kurz ab. Ich überlege, was schief gegangen ist, und versuche es erneut.



Kritik
Große Jungs
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