Victoria & Abdul

Keine Scheu vor Majestäten


FilmClicks:
„Victoria & Abdul“:Die Queen (Judi Dench) weiht ihren Vertrauten (Ali Fazal) in Staatsgeschäfte ein © Universal
DIE STORY:  „Victoria & Abdul“ – dieser Film ist eine Komödie und ein Drama. Und unglaublicherweise ist er auch noch wahr. Regisseur Stephen Frears erzählt von der einst mächtigsten Frau der Welt, der britischen Queen Victoria (1819 – 1901),  die in ihren letzten Lebensjahren immer stärker dem Rat eines  indischen Lakaien namens Abdul Karim vertraute.
Judi Dench spielt die späte Queen Victoria. Von den vielen Jahrzehnten ihrer Regentschaft längst erschöpft, spult die Monarchin mit eiserner Disziplin ihr Programm ab, das aus komplett durchgetakteten Tagen besteht.
Eines Tages steht der Inder Abdul Karim (Ali Fazal) vor ihr, der in der Heimat dazu ausgewählt wurde, der Queen (die damals auch über den Subkontinent regierte) eine Ehrenmünze zu überbringen. Victoria nimmt Abdul erst einmal überhaupt nicht wahr – und dann umso mehr.
Zum Entsetzen des Hofes kommt die Queen ins Gespräch mit dem aufgeweckten, neugierigen und etwas naiven Mann, der keine Scheu vor Majestäten kennt. Zum noch größeren Entsetzen des Hofes will sie ihn bald ständig an ihrer Seite haben. Victoria erörtert Regierungsgeschäfte mit Abdul und ernennt ihn zu ihrem Munshi,  ihrem spirituellen Berater.         
Und Victorias angestammtes Team, von der Regierung bis zu ihrem Sohn Bertie, dem späteren König Edward VII.?  Das wird von der resoluten Herrscherin mehr und mehr schachmatt gesetzt. Was die hochmögenden Damen und Herren bei Hofe abwechselnd an den Rand des Wahnsinns oder zu Kündigungsgedanken treibt.

Landpartie mit der Queen: Abdul wird kleidungsmäßig zum schottischen Inder © Universal

DIE STARS: Die phänomenale Judi Dench, die 1977 zum ersten Mal in London den Laurence Olivier Award gewann (fünf weitere sollten folgen), macht eine glanzvolle Alters-Karriere.
2012 beendete sie in „Skyfall“ nach sieben Filmen ihre Laufbahn als Geheimdienst-Chefin M in den Bond-Thrillern. Ein Jahr später drehte sie das grandiose Mutter-Sohn-Drama „Philomena“, das ihr ihre siebte Oscar-Nominierung einbrachte (1999 hatte sie für „Shakespeare in Love“ einen Academy Award gewonnen). Gut möglich, dass die 82-jährige Britin für „Victoria & Abdul“ die nächste Nominierung bekommt.

Hofzeremoniell: Im Palast sieht man den Aufstieg des Inders gar nicht gern © Universal

DIE KRITIK: Der große britische Regisseur Stephen Frears, der filmisch gern bei den Royals vorbeischaut (er inszenierte den Superhit „Die Queen“ mit Helen Mirren), verleiht der leicht skurrilen Geschichte um Königin Victoria und ihren indischen Vertrauten jede Menge Leben, Humor und Emotion.
Zu Beginn gibt er dem Affen Zucker, wenn eine komödiantische Filmsequenz  die nächste jagt. Die Ankunft des Inders in London, das strenge Zeremoniell im Palast und die royale Entrüstung,  wenn der Fremdling der Monarchin näher kommt: Daraus entstehen köstliche Szenen, bei denen es viel zu lachen gibt.
Gegen Ende hin nimmt der Film dann die Wende zum Drama. Weil der Widerstand des Londoner Stabes gegen Abdul immer größer wird. Und, vor allem, weil Queen Victoria ihren letzten Lebenstagen entgegengeht. Die Todesszene der Monarchin ist überwältigend sensibel und melancholisch gespielt.
Das liegt natürlich an Judi Dench,  die mit diesem Porträt der Queen ihrer eigenen Karriere quasi die Krone aufsetzt. Judi Dench setzt ihr staunenswertes Repertoire an kleinen Gesten, Blicken und Bewegungen ein, um die Stimmugnen (und Stimmungswechsel) von Victoria auszuspielen. So entsteht mit winzigen Mitteln größtmögliche darstellerische Intensität. Das verleiht diesem höchst unterhaltsamen Film, der nicht nur Royals-Fans begeistern wird, noch eine zusätzliche Dimension.

IDEAL FÜR:  Royals-Fans, Judi-Dench-Fans und Stephen Frears-Fans. Und für alle Filmfreunde, die sich gern von guten Geschichten unterhalten lassen.






Trailer
LÄNGE: 112 min
PRODUKTION: Großbritannien / USA 2017
KINOSTART Ö: 28.09.2017
REGIE:  Stephen Frears
GENRE: Biografie|Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Judi Dench: Queen Victoria
Ali Fazal: Abdul Karim
Eddie Izzard: Bertie, Prince of Wales
Tim Pigott-Smith: Sir Henry Ponsonby
Olivia Williams: Lady Churchill
Michael Gambon: Lord Salisbury