Timbuktu

Attacke gegen den Fundamentalismus


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Zurückweichen vor der Gewalt: Dschihadisten kontrollieren in „Timbuktu“ eine Passantin © Filmladen
DIE STORY:  Das Drama „Timbuktu“ war im Mai 2014 der erste Film aus Mauretanien, der im Wettbewerb des Festivals Cannes antrat. Bald könnte es der erste Film aus Mauretanien sein, der den Oscar gewinnt. „Timbuktu“  wurde als einer von fünf Kandidaten für den Preis des besten fremdsprachigen Films nominiert.
Das Drama widmet sich mit visionärer Aktualität den Ereignissen, wie sie heute in den von Fundamentalisten beherrschten Gebieten der muslimischen Welt vorkommen.  Hier liefert die Stadt Timbuktu im afrikanischen Mali, die 2012/13 für einige Monate in die Hände von Dschihadisten geriet,  die Kulisse. Es ist eine Welt, in der fast alles, was das Leben ausmacht, verboten wird: Das Lachen, die Musik, die ausgelassenen Begegnungen von Freunden und Liebenden.
Den Bewohnern von Timbuktu bleibt nichts übrig, als den Terror zu ertragen – und sich mit eigenen Mitteln zu wehren. In einer der eindrucksvollsten Szenen, die an eine Sequenz aus Antonionis „Blow Up“ erinnert, sieht man zwei Mannschaften, die auf einem Sportplatz Fußball spielen. Mit vollem Einsatz – aber ohne Ball. Denn der Ball ist verboten.
 
DIE STARS: Keine Stars. Vor der Kamera agiert ein Ensemble von begabten und couragierten Darstellern. Autor/Regisseur Abderrahmane Sissako ist der bekannteste Filmkünstler seines Heimatlandes Mauretanien.
 
DIE KRITIK: „Timbuktu“ ist in doppelter Hinsicht ein außergewöhnlicher Film. Das Drama ist die wohl schärfste Attacke gegen den Wahn islamistischer Fundis, die bisher auf die Leinwand kam. Doch es war möglich, diesen beinharten Film in Arabien zu drehen. In der Islamischen Republik Mauretanien.
Ausgangspunkt für den Film war, so Regisseur Sissako, die Nachricht von der Steinigung eines Elternpaares, das getötet wurde, weil es ohne Trauschein zusammenlebte.  „Timbuktu“ zeigt diese Szene; kurz, aber in aller Grausamkeit. Der Film zeigt noch etliche Grausamkeiten der Machthaber mehr. Menschen werden im Namen Gottes getötet, weil sie musiziert haben. Weil sie Feste feierten. Oder weil sie aus anderen, absurden, Gründen die Aufmerksamkeit der Gotteskrieger weckten, die mit Jeeps und Gewehren durch die menschenleere Stadt patroullieren.
„Timbuktu“ beeindruckt nicht nur mit seiner starken politischen Message, sondern auch mit streckenweise betörenden Bildern, die den Gegensatz zwischen der märchenhaften Wüstenlandschaft und dem albtraumhaften Regime krass illustrieren. So wird das Drama auch zu einem Filmkunstwerk von höchster ästhetischer Qualität, das unabhängig von seiner Handlung beim Betrachter tiefen Eindruck hinterlässt. Meisterhaft.
 
IDEAL FÜR: Cineasten, die mehr über den real existierenden Schrecken in der islamischen Welt erfahren wollen.






Trailer
LÄNGE: 100 min
PRODUKTION: Mauretanien / Frankreich 2014
KINOSTART Ö: 16.01.2015
REGIE:  Abderrahmane Sissako
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Ibrahim Ahmed: Kidane
Abel Jafri: Abdelkerim
Toulou Kiki: Satima