The Visit

Bei Oma und Opa sitzen die Schrauben locker


FilmClicks:
„The Visit“: Die Großeltern von Tyler (Ed Oxenbould) sind etwas wunderlich © Universal
DIE STORY: „The Visit“ erzählt von den zwei Geschwistern Tyler und Becca (Ed Oxenbould und Olivia DeJonge), die auf Besuch zu ihren Großeltern fahren. Auf einer abgelegenen Farm sollen sie eine Woche mit den Altvorderen verbringen.
Eigentlich ein Traum für jedes Kind - würde Oma nicht nachts wie eine Wahnsinnige an Wänden kratzen und Opa immer wieder zu einer Hütte pilgern, die ein Geheimnis zu bergen scheint.
Wenn schließlich Oma die Enkelin bittet, „kriech doch ganz in den Backofen ganz hinein, um ihn zu reinigen“ - dann wissen alle Zuschauer genau, dass diese Großeltern perfekt in jedes Grimm‘sche Märchen passen würden.     

Die Oma (Deanna Dunagan) will Becca (Olivia DeJonge) zum Backofen locken © Universal

DIE STARS: Für Regisseur M. Night Shyamalan, den einstigen Gruselkino-Wunderknaben, sind nach einigen Flops die Zeiten vorbei, als die Kosten seiner Filme keine Rolle spielten.  „The Visit“ wurde mit einem Minimalbudget realisiert, und da war es nicht drin, bekannte Stars zu verpflichten.
Aber diese neue Bescheidenheit tut dem Film sehr gut. Man achtet nicht darauf, an welcher Stelle denn eventuell eine bekannte Nase um die Ecke lugt.
In „The Visit“ weiß besonders die Theater-Schauspielerin Deanna Dunagan zu überzeugen. Diese Großmutter, die innerhalb von Sekunden von Backe-backe-Kuchen-Lächeln auf Psycho-Modus umschalten kann und ihre Enkeltochter schon mal mit dem Spruch erschreckt, „die dunklen Dämonen sind wieder da“, ist einfach großartig. So eine Figur hätte Stephen King sicher gern erfunden.     
 
 
Telefonkonferenz mit der Mutter (Kathryn Hahn): Mama, was sollen wir tun? © Universal

DIE KRITIK: M. Night Shyamalan – dieser Name hatte mal einen richtig guten Klang. Mit seinem dritten Spielfilm hatte er seinen Stil gefunden. Mit Geschichten, die erst scheinbar normal beginnen. Und dem Zuschauer dann am Ende mit einem so genannten Plot Twist den Boden unter den Füßen wegziehen.
Das war eine Sensation bei seinem überragenden Erstling „The Sixth Sense“. Es funktionierte prächtig bei „Unbreakable“ und „Signs“.
Allerdings: Bei „The Village“ murrten dann schon viele. Und „The Happening“ fiel durch. Ebenso wie die Blockbuster-Versuche „Die Legende von Aang“ und „After Earth“. Danach hatte der Name Shyamalan überhaupt keinen guten Klang mehr in Hollywood. Die Karriere galt als beendet.
Aber nun „The Visit“. Shyamalan, der Amerikaner mit indischer Herkunft, hat sich auf seine filmischen Wurzeln besonnen und einen kleinen, fiesen Gruselschocker hergestellt, der den Zuschauer erneut packt.
Da ihm nach seinen Flops wohl niemand in Hollywood Geld gegeben hätte, musste der Regisseur sammeln gehen. Fünf Millionen Dollar (nach 130 für „After Earth“) kamen zusammen für dieses Experiment, das sicher nicht jedem Zuschauer gefallen dürfte. Denn der Filmemacher vergisst einfach mal, dass er 45 Jahre alt ist und legt einen extrem frischen, jungen Film vor, der sehr gewöhnungsbedürftig ist.
Ja, es gibt am Ende wieder einen Twist, durch den die Story eine neue Richtung nimmt. Aber ansonsten ist vieles neu bei Shyamalan. „The Visit“ ist unerwartet komisch, gemixt mit zum Teil deftigen Horror-Einlagen. Auf Filmmusik wird komplett verzichtet. Stars gibt es weit und breit nicht. Gedreht wurde nach der Methode des „Found Footage“-Materials mit wackeligen Bildern.
Shyamalan findet einen sehr originellen Ansatz für diesen Stil. Becca, das junge Mädchen (Olivia DeJonge), möchte Filmemacherin werden und einen Film über ihre Großeltern drehen. Deshalb macht es Sinn, dass sie ständig die Kamera dabei hat und immerzu filmt. Die ganze Story wird aus ihrer Sicht erzählt.
 Ganz nebenbei kann der in den letzten Jahren so oft gescholtene Regisseur dem jungen Mädchen harsche Sätze in den Mund legen, die er so oder so ähnlich wohl schon lange mal seinen Kritikern sagen wollte.
Besonders interessant verspricht übrigens die DVD-Veröffentlichung von „The Visit“ werden. Denn M. Night Shyamalan war sich nicht ganz sicher, wie sein Film funktionieren würde. Und so hat er neben dem Finale der Kinoversion noch zwei weitere Enden gedreht. Vielleicht werden sie als Bonus der DVD beiliegen.
 
IDEAL FÜR: Fans des Überwältigungskinos von M. Night Shyamalan, der seit „The Sixth Sense“ seine Zuschauer immer wieder gern mit einem Kniff in letzter Sekunde überrascht.






Trailer
LÄNGE: 95 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 24.09.2015
REGIE:  M. Night Shyamalan
GENRE: Horror
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Olivia DeJonge : Becca
Ed Oxenbould: Tyler
Kathryn Hahn: Mom
Peter McRobbie: Pop Pop
Deanna Dunagan: Nana