The Death Of Stalin

Taktik statt Trauer


FilmClicks:
„The Death Of Stalin“: Chruschtschow (Steve Buscemi, 2. v. re.) macht sich als Nachfolger bereit © Filmladen
GESAMTEINDRUCK: „The Death Of Stalin“ ist eine knochentrockene Satire, bei der einem mehr als einmal das Lachen im Hals steckenbleibt.  
  
DIE STORY: Die Groteske „The Death Of Stalin“ erzählt von den Geschehnissen in Moskau im März 1953. Der Despot und Massenmörder Josef Stalin stirbt. Das Volk trauert. Es soll eine gigantische Totenfeier geben. Der engste Führungszirkel um Stalin jedoch hat mit ganz anderen Dingen zu tun. Man beginnt, sich zu zerfleischen. Denn jeder der korrupten Politiker denkt, dass er den Machthaber beerben könnte. Ein zynisches Spiel läuft an, das nicht alle Beteiligten überleben werden.   

Da liegt er nun: Die Sowjet-Spitzen versammeln sich um den toten Stalin © Filmladen

DIE STARS: Der Film des Schotten Armando Ianucci ist grandios besetzt. Die wichtigsten Rollen: Steve Buscemi („Fargo“) als Chruschtschow. Michael Palin („Ein Fisch namens Wanda“) als Molotov. Simon Russell Beale („Into The Woods“) als undurchsichtiger Geheimdienstchef Berija. Jeffrey Tambor („Der Grinch“) als Malenkov. Ex-Bond-Girl Olga Kurylenko („Ein Quantum Trost“) als Pianistin, deren Brief Stalin tötet.
Jeder darf hier dem Affen ordentlich Zucker geben. Denn nichts an dieser Satire ist fein und elegant. Hier wird – so waren die Sowjet-Zeiten wohl – mit dem Hammer draufgeschlagen.          

Liebesgrüße aus Moskau: Simon Russell Beale, Olga Kurylenko & Steve Buscemi © Filmladen

DIE KRITIK: In Russland hat die britisch-französische Satire „The Death Of Stalin" offenbar einen Nerv getroffen. Der Film darf dort nicht gezeigt werden. Begründung: Geschichtsverfälschung. In der Tat, man könnte diesen Film für glatte Übertreibung halten. Wenn man nicht aus Geschichtsbüchern wüsste, wie grausam die Zeit damals wirklich war.
Hier wird vom Alltag in höchsten politischen Kreisen Anfang der 1950er Jahre erzählt. Stalin feiert mit seinen engsten Genossen. Es wird reichlich getrunken und viel geredet. Zwischendurch auch mal nach alten Genossen gefragt, die längst den mörderischen Säuberungsprozessen zum Opfer gefallen sind.
Jeder beobachtet jeden mit Argusaugen. Weiß man doch nicht, ob der Freund von heute nicht vielleicht morgen schon der Feind sein könnte. Aber dann ändert sich alles von einer Minute auf die andere. Josef Stalin erleidet eine Herzattacke. Da niemand ungefragt sein Zimmer betreten darf, liegt er ohne Hilfe da und verstirbt. Am nächsten Morgen versammeln sich seine ehemaligen Getreuen um ihn. Für Trauer ist keine Zeit. Gilt es doch, sich selbst für die Nachfolge in Stellung zu bringen.
Wer „The Death Of Stalin“ mit Genuß sehen möchte, sollte sich vorher belesen, wie das damals war, als Stalin starb und er vom großen Weltenlenker quasi über Nacht zum Massenmörder erklärt wurde. Der Film von Armando Ianucci hört nicht auf die üblichen Spielregeln der Satire. Hier werden keine billigen Scherze gemacht. Das Lachen bei diesem bitterbösen und tiefschwarzen Film bleibt einem ein ums andere Mal im Halse stecken – wenn man die Politiker sieht, die nicht an ihr Volk denken, sondern nur daran, wie man selbst am besten überlebt.     
Stalin selbst würde möglicherweise den Kopf darüber schütteln, wie man in Russland mit diesem sehr erfrischenden Film umgeht. Hat er doch selbst gewusst, dass er einer der schlimmsten Potentaten des 20. Jahrhunderts war. Aber anders, diesen Schluss legt der Film nahe, anders konnte man dieses Riesenreich wohl damals nicht regieren. Den Film jetzt in Russland zu verbieten, wo ihn jeder im Netz finden kann, das ist einfach nur engstirnig und dümmlich. 
 
IDEAL FÜR: Freunde einer guten Satire, die davon lebt, dass sie Grenzen überschreitet.     
 






Trailer
LÄNGE: 108 min
PRODUKTION: Frankreich / Großbritannien 2017
KINOSTART Ö: 29.03.2018
REGIE:  Armando Iannucci
GENRE: Komödie


BESETZUNG
Steve Buscemi: Nikita Chruschtschow
Michael Palin: Wjatscheslaw Molotow
Jason Isaacs: Georgi Schukow
Jeffrey Tambor: Georgi Malenkow
Simon Russell Beale: Lawrenti Beria
Olga Kurylenko: Marija Judina