The Counselor

Wenn die Gier zum Abgrund führt


FilmClicks:
Der Counselor (Michael Fassbender) und Reiner (Javier Bardem) stoßen auf einen gefährlichen Deal an © CentFox
DIE STORY: Michael Fassbender spielt in „The Counselor“, dem neuen Thriller von Ridley Scott, die Titelfigur: Einen reichen Anwalt, der sich ohne Not von einem schillernden Klienten (Javier Bardem) dazu verführen lässt, bei einem Drogen-Deal mitzumachen. Weil ihm dabei 20 Millionen Dollar Profit winken. Wie man sich vorstellen kann, wird der Counselor seine Gier bald bitter bereuen.
DIE STARS: Noch mehr Star-Power als in diesem Film geht nicht. Neben den glanzvoll agierenden Herren Fassbender und Bardem sind auch Brad Pitt (als texanischer, sagen wir, Investor mit Cowboyhut) und Bruno Ganz (als Diamantenhändler) zu sehen. Bei den Damen bleibt Penélope Cruz als scheue, naive Gefährtin des Counselors erstaunlich blass. Während Cameron Cruz  mit erotischem Körpereinsatz und abwegigen Gedankenspielen dem Begriff der Femme fatale ganz neues Format verleiht.
KURZKRITIK: Neben seinen Hollywood-Helden hat Regisseur Ridley Scott noch einen weiteren Star an Bord: Drehbuchautor Cormac McCarthy, der den Coen Brothers die Story für ihren Hit „No Country For Old Men“ lieferte. Hier liegt allerdings das große Problem des Films. Der Romancier McCarthy hat keinen Thriller-Plot geschrieben, sondern eine Art Kino-Essay über Gier, Kriminalität und andere gesellschaftliche Fragen. Mit angehängter, aber reichlich verworrener Krimi-Handlung. Die Folge: Dem großen Filmmagier Ridley Scott gelingen zwar eindrucksvolle Szenen, doch die fügen sich nicht zu einem homogenen Ganzen. Zwischendurch wird’s ziemlich langatmig.
IDEAL FÜR: Freunde des eleganten Hochglanz-Kinos, die sich nicht daran stören, wenn der Thriller immer wieder mal in eine Sackgasse rauscht.
FilmClicks Kritik. So ungefähr nach 70 Filmminuten erfährt man endlich, was Sache ist. „Es geht nicht darum, ob du untergehen wirst“, sagt Brad Pitt zu Michael Fassbaender. „Es geht darum, wen du bei deinem Untergang mitnehmen wirst.“
 
Spätestens da weiß Fassbaender in der Titelrolle als „The Counselor“, dass sein Millionenspiel nicht aufgegangen ist. Der Drogen-Deal, der den reichen Mann noch reicher machen sollte, endet im Fiasko. Ein mit Kokain gefüllter Transporter wurde gestohlen. Das Drogenkartell in Mexiko, das den Laster losschickte, findet das nicht lustig und sucht sich den Counselor als Verantwortlichen aus. Schlechte Zukunftsaussichten also für den Mann, der sich so unangreifbar wähnte.
 
„The Counselor“, der Film, ist ein Puzzle-Spiel, bei dem endlos viel Zeit vergeht, bis das komplette Bild sichtbar wird. Schon in den ersten Minuten legen Regisseur Ridley Scott und Autor Cormac MacCarthy vier Handlungsstränge aus. Erstens: Der Counselor hat Sex mit seiner Geliebten Laura (Penélope Cruz). Zweitens: In Mexiko wird ein  Lastwagen, als Müll-Transporter getarnt, randvoll mit Kokain beladen.  Drittens: Mexikanische Armuts-Migranten versuchen, die Grenze nach Texas zu überwinden. Viertens: Der Society-Löwe Reiner (Javier Bardem) und seine Gespielin Malkina (Cameron Diaz) ergötzen sich an einem HighLife-Picnic in der Prärie. Mit dabei sind Malkinas vierpfotige Lieblinge, zwei zahme Geparden.
 
Es ist nicht das erste Ziel des Films, dem Publikum zu erklären, wie das alles zusammenhängt und welche Geheimnisse die Figuren verbergen. Ridley Scott setzt die einzelnen Sequenzen in meisterlicher Eleganz in Szene. Doch dann lässt er den Krimi immer wieder verweilen, weil Autor McCarthy  Monologe oder lange Dialoge  zu zeigen wünscht.
 
Auch die haben Klasse. Etwa dann, wenn Bruno Ganz als Diamantenhändler ins Fabulieren gerät. Oder wenn der Counselor  und der Geschäftsmann Westray (Brad Pitt) ins Gespräch kommen. Pitt ist hinreißend als zwielichtiger  Krösus, der den Counselor sehr eindeutig vor den Gefahren des Drogenhandels warnt. Und der doch selbst in dieser Branche mit drin steckt.
 
Nur, was soll’s? Der 80-jährige Kult-Autor Cormac McCarthy hatte womöglich – ähnlich wie bei „No Country For Old Men“ - eine pessimistische Zustandsbeschreibung der USA im Sinn, wo Gier nicht nur Reichtum erzeugt, sondern alle Menschlichkeit zerstört. Und wo die kleinen Leute im Konflikt zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden aufgerieben werden.
 
Vamp und Weibchen: Cameron Diaz und Penélope Cruz in „The Counselor“ © Centfox

Dummerweise gelingt es dem Film nicht, seine diskussionswürdigen Thesen nahtlos in die Thriller-Handlung einzupassen. Auf die Gesprächs-Szenen folgt immer wieder brutale Action: Ein Drogenkurier auf einem Motorrad verliert in einer Falle seinen Kopf. Einer der Protagonisten wird im Finale auf offener Straße und auf abscheuliche Weise hingerichtet. Auch Erotik kommt immer wieder ins Spiel. Die Szene, in der Cameron Diaz nicht auf, sondern mit einem Ferrari Sex hat,  ist wirklich mal was Neues.
 
Der Erkenntnisgewinn aus dem Film ist freilich gering – abgesehen davon, dass man möglicherweise vorsichtig sein sollte, wenn man einen Deal angeboten bekommt, bei dem 4.000 Prozent Gewinn winken. Im Grunde basiert der hochklassig bebilderte und gespielte Thriller  auf einer besonders schlichten Binsenweisheit: Unrecht Gut gedeihet nicht. Zumindest nicht bei jedem.   





Trailer
LÄNGE: 117 min
PRODUKTION: USA 2013
KINOSTART Ö: 28.11.2013
REGIE:  Ridley Scott
GENRE: Thriller


BESETZUNG
Michael Fassbender: Counselor
Penélope Cruz: Laura
Javier Bardem: Reiner
Cameron Diaz: Malkina
Brad Pitt: Westray