Run All Night

Familie, Ehre und Blutvergießen


FilmClicks:
Wenn der Vater mit dem Sohne: Liam Neeson und Joel Kinnaman stehen aufrecht, das Auto liegt quer © Warner Bros.
DIE STORY: „Run All Night“: Der New Yorker Jimmy Conlon (Liam Neeson), beruflich ein Meister seines Fachs, blickt gern tief ins Glas und obendrein dem Ruhestand ins Auge. Er will aufhören. Das sollte viele Menschen in seiner Umgebung beruhigen, denn Conlon, genannt „Der Totengräber“, ist ein professioneller Killer. Gemeinsam mit dem Mafia-Paten Shawn Maguire (Ed Harris), seinem Freund und Auftraggeber seit vielen Jahren, stößt er auf die alten und die neuen Zeiten an.
Die Innigkeit der beiden Männer ist allerdings nur noch von kurzer Dauer. Verantwortlich dafür sind ihre Söhne. Danny (Boyd Holbrook), der durchgeknallte Sprössling des Mafia-Bosses, begeht einen Mord, bei dem Mike (Joel Kinnaman), der friedfertige Sohn des Killers Conlon, zufällig Zeuge wird. Auch er soll nun sterben. Als Danny schießen will, ist der alte Conlon zur Stelle und schießt schneller. Danny ist tot. Vater Maguire wird durch die Nachricht komplett aus der Spur geworfen. Er will Rache – und fordert den Kopf von Conlon junior.

Große Schauspielkunst - große Gangster: Ed Harris (li.) und Liam Neeson © Warner Bros.

DIE STARS: Der Nordire Liam Neeson begann seine große Karriere als Charakterdarsteller. 1993 erhielt  er für die Titelrolle in „Schindlers Liste“ eine Oscar-Nominierung. Seit seinem Auftritt im Blockbuster „Batman Begins“ (2005) hat er aber das Action-Genre für sich entdeckt, wo er etwa mit der „96 Stunden“-Trilogie oder jüngst mit dem Thriller „Ruhet in Frieden“ reüssierte.
Ed Harris, geboren in New Jersey, kann auf vier Oscar-Nominierungen und zwei Golden-Globe-Gewinne zurückblicken. Sein Spektrum reicht ebenfalls vom Arthaus- bis zum Blockbuster-Kino, wobei viele Cineasten einen Film besonders hervorheben: In „Pollock“ spielte Ed Harris 2001 die Titelfigur, den großen amerikanischen Maler Jackson Pollock.
Der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra hat sich aufs Thriller-Genre spezialisiert, und offenkundig ist Liam Neeson sein Lieblings-Star: „Run All Night“ ist bereits der dritte gemeinsame Film der beiden.
 
DIE KRITIK: Ein Thriller wie „Run All Night“ kann im Grunde nur aus den USA kommen. Aus dem Land, in dem der Western entstand und der Gangsterfilm seine natürliche Heimat hat. Wo bei vielen Bürgern bis heute der Colt im Nachtkästchen liegt und die Verwendung des Schießeisens kein Tabu ist.
Der Film spielt zwar im New York von heute, doch „Run All Night“ folgt den archaischen Regeln des Westerns. Zwei klar definierte Gruppen stehen einander gegenüber. Die hoh(l)en Werte von Ehre, Stolz  und Familie rechtfertigen jedes Blutvergießen. Alles steuert einem Showdown Mann gegen Mann entgegen.
Als „Totengräber“ ist der von Liam Neeson gespielte Mafia-Auftragskiller (sprich: Serienmörder) Jimmy Conlon der Prototyp eines Schurken. In „Run All Night“ wird er trotzdem zum Helden. Weil er seinem blutigen Gewerbe entsagen will. Weil er seinen Sohn beschützt, der nichts mit der Mafia zu tun hat. Und weil er einem noch größeren Schurken gegenüber steht: Ed Harris macht sich als Pate Shawn Maguire zwar selten persönlich die Hände schmutzig, weiß aber stets, wo er anrufen muss, wenn er einen Mord bestellen will.
Die gemeinsamen Szenen von Neeson und Harris – erst als alte Kumpels, dann als unversöhnliche Feinde – sind großes Kino. Da spürt man aus jedem Satz, aus jeder Geste die schauspielerische Klasse, denen die beiden ihren Star-Ruhm verdanken. Die offenkundige Sympathie zwischen den alten Gangstern lässt ihre spätere Gegnerschaft um so drastischer wirken.
Diese Dialog-Passagen bilden den Ruhepol des Films, der ansonsten auf Spannung und Action setzt. Die komplette Handlung von „Run All Night“ konzentriert sich, wie der Titel andeutet, auf eine Nacht. Der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra sorgt dafür, dass dem Film niemals das Tempo ausgeht und den Schießeisen nie die Patronen.
Die Polizei, vertreten durch den abgebrühten Detective Harding (Vincent D’Onofrio) kommt in diesem Gangster-Stück kaum über die Beobachter-Rolle hinaus. Die harten Jungs erledigen ihre Angelegenheiten lieber selbst. Dabei sinken viele von ihnen tödlich getroffen in den Staub: „Run All Night“ ist ein sehr rauher und drastischer Thriller. Ein Macho-Film, der weitgehend humorbefreit ist und in dem Frauen nur als Randerscheinungen vorkommen.
 
IDEAL FÜR: Fans von Thriller-Action, die es schätzen, wenn ein Gangsterfilm durch große Schauspieler wie Liam Neeson und Ed Harris geadelt wird.






Trailer
LÄNGE: 114 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 17.04.2015
REGIE:  Jaume Collet-Serra
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Liam Neeson: Jimmy Conlon
Ed Harris: Shawn Maguire
Joel Kinnaman: Mike Conlon
Boyd Holbrook: Danny Maguire
Vincent D'Onofrio: Detective Harding