Nymphomaniac - Teil 1

Federleicht und zugleich bleischwer


FilmClicks:
Kein Szenenfoto, sondern ein Gruppenbild: Das Personal von „Nymphomaniac – Teil 1“ © Filmladen
DIE STORY: Lars von Trier lässt „Nymphomaniac – Teil 1“ so beginnen: Der alte Seligman (Stellan Skarsgard) findet in seinem Hinterhof eine Frau (Charlotte Gainsbourg ), die brutal zusammengeschlagen wurde. Joe will weder einen Krankenwagen noch die Hilfe der Polizei. Gegen einen Tee mit Milch aber hat sie nichts einzuwenden. In Seligmans Zimmer  beginnt sie nun ihre Lebensgeschichte zu erzählen, die einer Nymphomanin. Und da wir uns daran gewöhnt haben, nicht viel mehr als zwei Stunden am Stück Kino zu schauen, wird die vierstündige Saga unterbrochen, als Joe mitten in der Jugend den Spaß am Sex verliert. Fortsetzung folgt im April.
 
DIE STARS: Jede Menge – durchgeknallte wie Shia La Beouf, bis auf die Knochen amerikanische wie Christian Slater, Kultstars wie Uma Thurman. Den Vogel aber schießen Stellan Skarsgard und Charlotte Gainsbourg ab. Welche Rededuelle die beiden einander liefern, das ist ganz große Kinokunst. Ach so, und die Darstellerin der jungen Joe – Stacy Martin – sollte künftig auch Star genannt werden. 
 
DIE KRITIK: Es hätte nach dem Willen von Lars von Trier furchtbar werden können. Ein Riemen schwebte ihm vor, unersättlich in der Lust, nacktes Fleisch zu zeigen und unerbittlich in der Kunst der endlosen Dialoge. Aber zum Glück stand er sich wohl selbst im Wege. Lars von Trier ist derzeit auf dem Zenit seines Schaffens. Und „Nymphomaniac“ ist der Film des Jahres 2014. Vielleicht kommt Christopher Nolan mit „Interstellar“ im November an dieses Niveau heran. Aber bis dahin gilt: So viel verdichtetes Leben und zugleich Kunst in einen Film zu packen, das schafft nur Lars von Trier.
„Nymphomaniac“ erzählt von Joe (in jungen Jahren Stacy Martin, später dann Charlotte Gainsbourg), die einem alten Mann, den sie nicht kennt (Stellan Skarsgard in einer wunderschön verrätselten Rolle), ihre Lebensgeschichte anvertraut. Da sie nicht weiß, wie sie beginnen soll, orientiert sie sich an Dingen, die in Seligmans Zimmer hängen. Das kann ein Angelhaken sein, eine Ikone oder, oder, oder. Und die Geschichten der jungen Frau, die von Entjungferung und Begehr, von viel nacktem Fleisch und Lust berichten, werden in der Brechung der Dialoge zwischen Joe und Seligman zu so viel mehr. Da geht es um Schuld und Moral, den Einfluss von Edgar Allen Poe und Johann Sebastian Bach. Selbst eine - unvergesslich komische - Szene über das Fliegenfischen kommt vor.
Lars von Tier, und das ist wohl das größte Geschenk an seine Fans, findet Einstellungen, die man nicht mehr aus dem Kopf heraus bekommt. Und damit sind nicht die zahlreichen Sexszenen gemeint. Die sind übrigens so abtörnend gefilmt wie nur irgendwas. Es ging und geht von Trier darum, zu zeigen, wie sehr er selbst an dieser Welt leidet. Wie schwer es ihm fällt, Filmkunst herzustellen. Das sieht man diesem federleichten und zugleich bleischweren Film in jeder Szene an. Hier werden die Dinge verhandelt, um die es im Leben geht. So schön es wäre, das gesamte Werk auf einmal zu sehen: In gewisser Weise tut es gut, wenn man nach zwei Stunden erst einmal eine Pause machen kann.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die sich gern Filmkunst aussetzen, auch wenn es mal wehtut. Dieser Film trifft jeden Menschen, der sich öffnet, mitten ins Herz. Und nicht tiefer, wie man vielleicht vermuten könnte. 






Trailer
Interview
„Das ist kein Porno, sondern der ultimative Liebesfilm!“
Die noch völlig unbekannte 22-jährige Britin Stacy Martin spielt die Hauptrolle in Lars von Triers Kunst-Porno  „Nympomaniac“. Im Interview erzählt sie über Liebe, Nacktheit und Sex vor der Kamera.  Mehr...
LÄNGE: 118 min
PRODUKTION: Dänemark / Deutschland / Frankreich 2013
KINOSTART Ö: 20.02.2014
REGIE:  Lars von Trier
GENRE: Drama|Erotik
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Charlotte Gainsbourg: Joe
Stellan Skarsgard: Seligman
Shia LaBeouf: Jérome
Stacy Martin: Junge Joe
Uma Thurman: Mrs. H