Mary Shelley

Ein Teenager schreibt einen Jahrhundertroman


FilmClicks:
Mit dem Schreibblock am Grab der Mutter: Elle Fanning als Mary Shelley © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: „Mary Shelley“ ist episch erzähltes Arthaus-Kino über die Erschaffung des Gruselklassikers „Frankenstein“.
 
DIE STORY: Die Engländerin Mary Shelley (1797 – 1851) schrieb mit 18 Jahren anonym einen Roman, der auch heute noch gelesen und verkauft wird: „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“. Der Film erzählt, wie es dazu kam. Aus welchen Verhältnissen Mary stammte. Wie sie von ihrem liberalen Elternhaus geprägt wurde. Wie sie schon mit 16 Jahren die Liebe ihres Lebens fand. Mit einem verheirateten Mann eine offene Beziehung lebte. Wie sie Lord Byron traf und in einem Wettbewerb um die beste Schauergeschichte die Siegerin wurde. Was nicht hieß, dass man ihr sofort glaubte, dass sie die Autorin von „Frankenstein“ war. 

Große Liebe: Mary Shelley mit ihrem Gefährten Percy (Douglas Booth) © Polyfilm

DIE STARS: Die saudische Regisseurin Haifaa Al-Mansour machte 2012 international Schlagzeilen: Ihr Erstling „Das Mädchen Wadjda“ war der erste Kinofilm, der komplett in Saudi-Arabien entstand.
Für ihren zweiten Film „Mary Shelley“ hat Al-Manour nun Jung-Star Elle Fanning  engagiert, und die darf sich in der Titelrolle so richtig austoben. In dem einen Moment ist sie noch beinahe Kind. Fühlt sich aber durch ihre sehr gute Erziehung schon dem Leben als Frau gewachsen. Sie kämpft darum, ihr Leben so leben zu dürfen, wie sie sich das vorstellt. Mary Shelley eckt immer wieder an und gibt nie auf. Elle Fanning spielt das einfach hinreißend.
Die Männer an ihrer Seite – wahrscheinlich eine bewusste Entscheidung der Filmemacherin – bleiben blass. Weder der Vater (Stephen Dillane) noch ihr Lebenspartner und späterer Gatte Percy Shelley (Douglas Booth) oder Lord Byron (Tom Sturridge) können mit dieser femininen Kraft Schritt halten.      

Schauergeschichten: Mary Shelley mit Percy und Lord Byron (Tom Sturridge) © Polyfilm

DIE KRITIK: „Mary Shelley“ dürfte für alle eine Enttäuschung sein, die denken, dass sich hinter dem Titel ein waschechter Gruselfilm verbirgt. Zwar steht hier ein Horror-Klassiker im Vordergrund. Und es gibt auch ein paar atmosphärisch schöne Szenen, in denen Monster und Untote auftauchen. Aber der Film von Haifaa Al-Mansour ist eher ein Sittenbild der Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts.
Regisseurin Haifaa Al-Mansour hatte schon mit „Das Mädchen Wadjda“ gezeigt, dass sie sehr starke weibliche Charaktere inszenieren kann. Da führte sie vor, wie sich ein kleines Mädchen das Recht erkämpft, Fahrrad fahren zu dürfen. Obwohl es in der saudischen Gesellschaft unüblich ist, dass Mädchen Rad fahren.
Bei ihrem neuen Film berichtet sie nun von einer jungen Frau, die darum kämpft, sich nicht vorschreiben zu lassen, wie sie lebt. Diese Mary Shelley ist ein Wesen, das – aus heutiger Sicht – wie erfunden für einen schön schaurigen Kostümfilm wirkt. Sie hat in jungen Jahren die Mutter verloren. Stets blass und in ihren selbst erdachten Schauergeschichten lebend, findet sie nur am Grab der Mutter Ruhe und ein wenig Zuversicht. Das schreit förmlich nach Konflikt.
Zum Glück ist Haifaa Al-Mansour nicht auf Skandal aus. In einer angenehm ruhigen Stimmung entfaltet sie ein Bild der damaligen Zeit. Sie lässt der Stimmung ihren Raum, damit sie sich entfalten kann. Stück für Stück begleitet man Mary auf ihrem Weg zu „Frankenstein“, der aber viel mehr ein Weg zu sich selbst ist.    
                
IDEAL FÜR: Arthaus-Kinogänger, die toll bebilderte literarische Zeitreisen schätzen.






Trailer
LÄNGE: 120 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2018
KINOSTART Ö: 28.12.2018
REGIE:  Haifaa Al-Mansour
GENRE: Biografie|Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Elle Fanning: Mary Shelley
Douglas Booth: Percy Shelley
Stephen Dillane: William Godwin
Tom Sturridge: Lord Byron