Mamma Mia! Here We Go Again

Wann kommt endlich Meryl Streep?


FilmClicks:
Sie begegnen einander nur in einer Traumszene: Meryl Streep & Amanda Seyfried als Mutter & Tochter © Universal
GESAMTEINDRUCK: „Mamma Mia! Here We Go Again“ ist ein Musical, das einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Aus dem Original, einem heiteren Film mit melancholischen Momenten, wurde ein schwermütiger Film mit heiteren Einsprengseln. Hauptfigur Donna lebt nicht mehr, weshalb Meryl Streep nur einen Kurzauftritt hat.
 
DIE STORY: Die Fortsetzung des Musical-Megahits „Mamma Mia!“ mit den Hits von Abba erzählt zwei Geschichten. Im Jahr 1979 übersiedelt die junge Donna (Lily James) nach Griechenland – ein Trip, auf dem sie die drei Jungs Harry, Bill und Sam kennenlernt, die dann alle als Väter ihrer Tochter Sophie in Frage kommen. 35 Jahre später will Sophie (Amanda Seyfried) das Insel-Anwesen ihrer mittlerweile verstorbenen Mutter als Luxushotel „Belladonna“ fortführen.  Zur Eröffnung reisen Harry, Bill und Sam sowie Donnas Freundinnen Tanya und Rosie an. Auch Donnas exzentrische Mutter Ruby (Cher) fliegt ein.

Zurück auf der griechischen Insel: Colin Firth, Stellan Skarsgard & Pierce Brosnan © Universal

DIE STARS: Durch die zwei Zeitebenen braucht „Mamma Mia! Here We Go Again“ viel Personal. Die Hauptdarsteller des ersten Films sind wieder dabei; voran Colin Firth, Stellan Skarsgard und Pierce Brosnan als Harry, Bill und Sam, Amanda Seyfried als Sophie und Christine Baranski & Julie Walters als Tanya & Rosie. Meryl Streep kommt im Finale in Traumsequenzen mit zwei Songs vor.
Neu im Spiel sind unter anderem Lily James als junge Donna, Cher als Sophies Großmutter und Andy Garcia,  der einen charmanten Hotelmanager namens Fernando Cienfuegos spielt. Der britische Regisseur und Co-Autor Ol Parker wurde durch die Drehbücher zu den zwei „Best Exotic Marigold Hotel“-Komödien bekannt.

Auftritt im Abba-Stil: Christine Baranski, Amanda Seyfried & Julie Walters © Universal

DIE KRITIK: Hätte man die Millionen Fans von „Mamma Mia!“ vor dem Drehstart gefragt, was sie von der Fortsetzung wünschen, so hätte die Antwort wohl gelautet: Möglichst viele Abba-Songs. Und möglichst viele Szenen mit Meryl Streep.
Die Abba-Hits bekommt man geboten. Meryl Streep nicht. Mit der Eliminierung der Rolle der Donna begibt sich der neue Film ohne Not in ein Schlammassel, aus dem er bis zum Finale nicht mehr herausfindet.
Denn durch das Fehlen der Zentralfigur merkt man erst, wie stark Meryl Streep für das Gelingen des Originals verantwortlich war. Sie schenkte der Lebenskünstlerin Donna jene Mischung aus Unbeschwertheit, Herzenswärme und Humor, die den ganzen Film trug. Außerdem konnte sie prächtig singen und tanzen.
„Here We Go Again“ hat eine ungewöhnliche Struktur. Der Film ist eine Mischung aus Was-zuvor-geschah und Was-danach-geschah; eine Kombination aus Prequel und Sequel von „Mamma Mia!“ also.
Die Rückschau-Szenen haben den Nachteil, dass die Qualität des Spiels nicht übertrieben hoch ist. Gewiss, Lily James bringt als junge Donna viel Charme mit und sie singt auch recht schön, aber tänzerisch ist sie Meryl Streep unterlegen.
Die drei Jung-Mimen Hugh Skinner, Josh Dylan und Jeremy Irvine, die Donnas Lover spielen, wurden so gecastet, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu ihren erwachsenen Vorbildern Colin Firth, Stellan Skarsgard und Pierce Brosnan unübersehbar ist. Auch im Spiel müssen sie den Älteren nacheifern. Da bleibt nicht viel übrig für individuelle Rollengestaltung, und so sieht das Ganze dann auch aus.
Die aktuellen Szenen rund um die Hoteleröffnung wiederum leiden darunter, dass die Story hier ziemlich blass ist. Erstaunlicherweise wird kaum erörtert, warum die Zentralfigur Donna verstorben ist. Quasi in einem Nebensatz erfährt man, Donna sei tot, und damit hat sich’s. Statt dessen gibt’s viel unerhebliches Tam-Tam voll Insel-High-Life, Flirt und Feierlaune, dem es trotz gelungener Pointen an Substanz fehlt.
Eine Qualität von „Mamma Mia!“, dem Original, war die Tatsache, dass Donna als Aussteiger-Freigeist viel fortschrittlicher war als ihre spießig angehauchte Tochter Sophie. Da hätte man in „Here We Go Again“ gern gesehen, wie sich das Mutter-Tochter-Verhältnis fortentwickelt. Denn Amanda Seyfried legt die Sophie jetzt noch konservativer an als im ersten Film.
Das „Hotel Belladonna“, das sie zu Ehren der Mutter einrichtet, ist eine austauschbare Luxusherberge, welcher der schlampige Charme von Donnas kleiner Inselpension komplett fehlt. Sophie will in jeder Hinsicht perfekt sein und sie will eine internationale Jet-Set-Klientele für ihr Haus. Gut möglich, dass ihr die Mama wegen solcher Ideen die Ohren langgezogen hätte. Aber da Donna nun mal tot ist, braucht’s einen großen Sturm, der den eleganten Gastgarten wegbläst, um Sophie zu zeigen, dass ihre Bäume nicht in den  Himmel wachsen.   
Amanda Seyfried spielt die Sophie immerhin mit viel Elan, und auch die Herren Firth, Skarsgard & Brosnan bemühen sich, aus ihren Rollen so viel wie möglich herauszuholen (auch wenn sie wenig Gelegenheit zum Glänzen bekommen). Überflüssig ist hingegen der Auftritt von Oma Ruby alias Cher, die als ungebetener Gast per Helikopter in den Film flattert. Der Story helfen ihre Szenen nicht weiter, und gesanglich ist ihre dunkle, melodramatische Stimme ein wenig (zu) schwer für die behende flirrenden Abba-Arrangements.
Womit wir bei der Musik wären. Bei „Mamma Mia!“, das ja auf dem gleichnamigen Bühnenstück basiert, hatte man das Gefühl, in einem richtigen Musical zu sitzen, das die Tanz- und Gesangsnummern stets dort einsetzt, wo sie dramaturgisch hingehören.
In „Here We Go Again“ hingegen wirken die Hits der Abba-Masterminds  Björn Ulvaeus und Benny Andersson, von „Waterloo“  über „Dancing Queen“ bis „Fernando“ (und natürlich „Mamma Mia!“), gelegentlich wie wohlklingende Rettungsanker – ausgeworfen von Regisseur Ol Parker, wenn er mit der Geschichte nicht weiterweiß.
Zwar bleibt die Story im Mittelteil manchmal stehen wie ein Segelboot bei Windstille, aber das Bestreben, mit Musik frischen Schwung zu entfachen, geht auf. Die Abba-Songs haben so viel Ohrwurmqualität, dass man sich stets gern von ihnen mitreißen lässt. Auch wenn sie in „Here We Go Again“ viel schwermütiger aus den Lautsprechern strömen als in „Mamma Mia!“. Aber das gilt für den ganzen Film: „Here We Go Again“ ist weniger eine Komödie als ein Drama, in dem immer wieder mal gelacht werden darf.
 
IDEAL FÜR: „Mamma Mia!“-Fans, die freilich damit zurechtkommen müssen, dass Meryl Streep diesmal nur am Rande auftritt.






Trailer
LÄNGE: 116 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2018
KINOSTART Ö: 18.07.2018
REGIE:  Ol Parker
GENRE: Musikfilm
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Amanda Seyfried: Sophie
Lily James: Donna (jung)
Meryl Streep: Donna
Colin Firth: Harry
Hugh Skinner: Harry (jung)
Stellan Skarsgard: Bill
Josh Dylan: Bill (jung)
Pierce Brosnan: Sam
Jeremy Irvine: Sam (jung)
Christine Baranski: Tanya
Julie Walters: Rosie
Dominic Cooper: Sky
Andy Garcia : Fernando Cienfuegos
Cher: Ruby