Leberkäsjunkie

Deftig-bajuwarische Krimi-Kost


FilmClicks:
Schmeckt's? Der Eberhofer (Sebastian Bezzel) und die Mooshammer Liesl (Eva Mattes) haben Hunger © Constantin
GESAMTEINDRUCK: „Leberkäsjunkie“ ist die sechste Krimi-Komödie um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer. Wie immer gibt’s deftigen bajuwarischen Humor und eine nervenschonend zubereitete Krimi-Handlung.
 
DIE STORY: Der Gesetzeshüter Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel) hat’s diesmal gleich mehrfach schwer. Erstens wird er, der „Leberkäsjunkie“, aus dringenden medizinischen Gründen auf Leberkäs-Entzug gesetzt. Zweitens liefert seine ewige Nähe-Distanz-Gefährtin Susi (Lisa Maria Potthoff) den gemeinsamen Sohn Pauli bei ihm ab. Der Einjährige ist von nun an bei den Ermittlungen dabei. Und drittens gibt‘s auch noch einen Mordfall zu lösen: Eine junge Frau, die ein Hotelprojekt plante, wird als verschmorte Leiche gefunden. Wer war’s? Bei den Ermittlungen kann sich der Eberhofer wie immer auf die Hilfe des Privatdetektivs Rudi Birkenberger (Simon Schwarz) verlassen.   

Ermittlung: Michael Ostrowski, Simon Schwarz, Sebastian Bezzel und Baby Pauli © Constantin

DIE STARS: Regisseur Ed Herzog bietet natürlich auch in der neuen Verfilmung eines Provinz-Krimis von Rita Falk das gewohnte Personal auf. Sebastian Bezzel, Lisa Maria Potthoff und Simon Schwarz bilden das Fundament des Ensembles. Eisi Gulp (als Papa Eberhofer) und Kabarettist Sigi Zimmerschied (als Dienststellenleiter Moratschek) dürfen nicht fehlen.
Kleine Casting-Pointe: Eine derbe Dörflerin namens Mooshammer Liesl wird von Eva Mattes gespielt, die als Kommissarin im „Tatort“ Konstanz viele Jahre lang die Chefin von Eberhofer-Darsteller Sebastian Bezzel war. Dass Eva Mattes einen hohen Ruf als herausragende Theater-Schauspielerin genießt, würde man aufgrund ihres bajuwarisch-robusten Spiels in „Leberkäsjunkie“ nicht unbedingt vermuten.
Wie bei den Eberhofer-Krimis üblich, sind auch Darsteller aus Österreich im Einsatz. Neben Simon Schwarz und Michael Ostrowski (als Gerichtsmediziner) wurden diesmal Manuel Rubey und Robert Stadlober engagiert, die ein versnobtes schwules Pärchen spielen.

Bezzel & Schwarz verhören Robert Stadlober und Manuel Rubey © Constantin

DIE KRITIK: Kennst du einen, kennst du alle: Das ist das Muster, nach dem die Eberhofer-Krimis entstehen. „Leberkäsjunkie“ schenkt den Fans exakt das, was sie erwarten. Einen gemütlichen Provinz-Thriller also, in dem Wortwitz und Slapstick bedeutend wichtiger sind als der Kriminalfall, der aufgeklärt werden soll. Einmal mehr wird im  Nest Niederkaltenkirchen, dem (fiktiven) Schauplatz, lieber mit Pointen als mit Patronen geschossen. Was nun durchaus sympathisch ist.
Änderungen von diesem Konzept gibt’s nur in kleiner Dosierung. „Leberkäsjunkie“ ist, so kommt’s dem Rezensenten vor, etwas greller und ordinärer geworden als die Vorgänger-Filme. Die Provinz-Krimis waren ja noch nie für die feine Klinge berühmt. Aber diesmal wird mit einem besonders groben Keil auf einen besonders groben Keil gehauen.
Das beginnt beim Titelthema, dem Leberkäs. Dass der Eberhofer Franz nach einem Blackout nun Gemüse statt Junkfood verzehren soll, wird so massiv wie nur möglich ausgespielt. Mal kocht die Oma Tofu-Eintopf (bäh!), mal schleicht sich der Franz zum Fleischhauer, um sich heimlich eine weltrekordverdächtige Leberkäs-Semmel reinzuwürgen (schmatz!). Während der ersten 20 Minuten gibt es nur wenige Szenen, bei denen keine Nahrungsmittel ins Bild kommen. Doch die werden nicht genussvoll verspeist, sondern voll Gier verschlungen (oder verschmäht).
Auch die Spielweise ist noch trampelnder als sonst, wobei sich erstaunlicherweise vor allem die feinsinnige Eva Mattes als Klamauk-Beauftragte hervortut. Die Ermittler-Darsteller Sebastian Bezzel und Simon Schwarz können diesen Stil, der sich durch das ganze Geschehen hindurchzieht, immerhin mit viel Charme abmildern. Aber sensibles Spiel ist schwierig, einerseits wegen der unsensiblen Scherze, die im Drehbuch stehen. Und andererseits, weil sich die Profi-Mimen den Platz auf der Leinwand oft mit Eberhofers Baby Paul und seinem Hund teilen müssen. Was immer wieder hübsch aussieht, die Inszenierungs-Arbeit aber nicht leichter macht.
Doch genug bekrittelt: Natürlich ist auch „Leberkäsjunkie“ ein herzensgut gemeinter Film, der sein Publikum unterhalten möchte und der obendrein auch gesellschaftliche Themen anspricht. Etwa dann, wenn in einer Sequenz heftig gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus Stellung bezogen wird.
Die meisten Fans der Serie werden somit gewiss zufrieden sein, woran auch die Darsteller der Episodenrollen beteiligt sind. Manuel Rubey und Robert Stadlober etwa haben erkennbar Spaß daran, sich als blasiertes männliches Liebespaar zu stilisieren. Ach ja, und vielen Zuschauern wird der Trainer des Fußballclubs von Niederkaltenkirchen bekannt vorkommen. Der wird nämlich von Klaus Augenthaler gespielt. Der Ex-Weltmeister und FC-Bayern-Star bewies ja schon vor Jahren in einem legendären Fußball-Sketch mit Hape Kerkeling in Graz, dass er das Zeug zum Mimen hat.
 
IDEAL FÜR: die große Fangemeinde der  Eberhofer-Provinzkrimis.






Trailer
LÄNGE: 97 min
PRODUKTION: Deutschland 2019
KINOSTART Ö: 01.08.2019
REGIE:  Ed Herzog
GENRE: Komödie|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Sebastian Bezzel: Franz Eberhofer
Simon Schwarz: Rudi Birkenberger
Lisa Maria Potthoff: Susi
Eisi Gulp: Papa Eberhofer
Sigi Zimmerschied: Dienststellenleiter Moratschek
Eva Mattes: Liesl Moshammer
Michael Ostrowski: Gerichtsmediziner
Manuel Rubey: Conny Ziegler
Robert Stadlober: Raphael Schäfer