Le Passé - Das Vergangene

Schatten der Vergangenheit


FilmClicks:
„Le Passé – Das Vergangene" Marie (Bérénice Bejo) leidet noch immer unter alten Beziehungskonflikten © Thim Film
DIE STORY: „Le Passé – Das Vergangene“ erzählt meisterlich von den kleinen und großen Fehlern, die wir alle im Leben machen und die sich irgendwann rächen. Der Iraner Ahmad kommt für einen vermeintlich schnellen Termin nach Paris. Er soll die Scheidungspapiere unterschreiben, damit seine Ex-Frau (Bérénice Bejo) wieder heiraten kann. Schnell wird klar, dass der Aufenthalt länger dauern wird. Denn all die nicht verhandelten Probleme der letzten Jahre, die kleinen und großen Lügen, drängen ans Tageslicht.
DIE STARS: Bis auf Bérénice Bejo, die man vom Schwarz-Weiß-Film und Oscar-Gewinner „The Artist“ kennen könnte, findet man weit und breit keine großen Namen. Das hat einen guten Grund. Denn der iranische Regisseur Asghar Farhadi, der für „Nader und Simin“ einen Oscar bekam, hat so starke Geschichten, dass er für die Umsetzung keine Stars braucht.
KURZKRITIK: Welchen Stellenwert hat noch heute noch die Familie? Gelten nach wie vor die alten Werte oder ist doch eher das Heil in neuen Formaten wie Patchwork zu suchen? Asghar Farhadi legt eine Parabel vor, die so in die Tiefe geht, wie es momentan nur sehr wenige Filmemacher schaffen. Die Ausgangssituation ist simpel wie alltäglich. Ein Mann kommt in eine für ihn fremde Stadt, um endlich die Scheidung durchzuziehen, von der schon so lange die Rede ist. Seine Exfrau Marie (Bérénice Bejo in einer wunderbaren Rolle, die alle Zerrissenheit der Figur in wenigen Szenen deutlich zu machen versteht) hatte ihn darum gebeten. Aber einmal wieder in der alten Familie angekommen, zeigt sich, dass hier vieles nicht stimmt. Warum benehmen sich die Kinder so eigenartig? Wieso liegt die Ex-Frau des neuen Lebensgefährten von Marie im Koma? Wer könnte etwas damit zu tun haben? Intensive Studie und Psychothriller zu gleichen Teilen – ein Meisterwerk!
IDEAL FÜR: alle Arthausfans, die das Thema Familie im Kino in 130 Minuten in Bild und Dialog perfekt inszeniert serviert bekommen möchten.
FilmClicks Kritik. Schon 2011, als er mit dem iranischen Familien- und Religions-Drama „Nader und Simin“ den Goldenen Bären der Berlinale gewann, fürchtete der Filmemacher Asghar Farhadi, dass „mein Erfolg vom System im Iran missbraucht“ werden würde. Farhadi tat, was ihm möglich war, um diesen zweifelhaften Ehren zu entgehen. Er ging mit seiner Familie nach Frankreich und drehte dort „Le Passé“. Das Faszinierende an diesem Film: Er ist ein zutiefst persönlicher, aber er meint nicht nur das private Leben. All die Lügen und Scheinwahrheiten, hinter denen sich die Personen hier verstecken: das ist auch politisch gemeint.
 
Der Iraner Ahmad (Ali Mosaffa) reist von Teheran nach Paris, um endlich von seiner Ex-Frau Marie (Bérénice Bejo) geschieden zu werden. Marie hat mittlerweile Samir (Tahar Rahim) getroffen, den sie demnächst heiraten möchte. Bei Marie leben die beiden Töchter aus ihrer Ehe mit Ahmad und der Sohn aus der Ehe von Samir und seiner Ex-Frau.
 
Ahmad, der mit Geschenken anreist und so schnell wie möglich wieder Paris verlassen möchte, deckt nach und nach die Geschichten auf, die während seiner Abwesenheit passiert sind. Und es sind reichlich Dinge passiert, die nicht nur die Kinder leiden lassen. Aber besonders die Kinder verzweifeln, weil Wahrheiten nicht ausgesprochen und Lügen zu den neuen Wahrheiten erklärt werden. In brillanten Dialogen nähert sich Farhadi dem Kern der Geschichte an: Wie viel Kompromisse darf jeder einzelne machen, damit die Familie als Ganzes nicht zerbricht?
 
Da Asghar Farhadi ein sehr feines Gespür dafür hat, wie er sein Publikum intelligent unterhält, strickt er hier feine Maschen aus Drama und Suspense. Zum Ende hin wird es immer spannender, bis das Finale nicht alles auflöst, aber immerhin aufzeigt, wie diese Patchwork-Familie in das ganze Schlamassel geraten konnte. 





Trailer
LÄNGE: 130 min
PRODUKTION: Frankreich 2013
KINOSTART Ö: 31.01.2014
REGIE:  Asghar Farhadi
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Bérénice Bejo: Marie
Tahar Rahim: Samir
Ali Mosaffa: Ahmed