Judy

Zwischen Ruhm und Verzweiflung


Ein Leben mit viel Licht und Schatten: Renée Zellweger als Judy Garland © eOne Germany
GESAMTEINDRUCK: Renée Zellweger porträtiert die legendäre Diva Judy Garland: „Judy“ ist eine unterhaltsame Biografie sowie ein Lehrstück über Macht und Missbrauch in Hollywood.  
 
DIE STORY: Man schreibt das Jahr 1968. Die exzentrische Sängerin und Schauspielerin Judy Garland ist mal wieder pleite. Niemand in Hollywood will mehr mit ihr zusammenarbeiten. Da erreicht sie ein Angebot aus London. Fünf Wochen lang soll sie in einem Club auftreten. Judy lässt ihre Familie zurück und reist nach England. Aber ihre Süchte, das Heimweh nach ihren Kindern und das immer größer werdende Lampenfieber drohen das Gastspiel im Chaos enden zu lassen.

So sahen sie die Fans: Judy Garland (Renée Zellweger) als Entertainerin © eOne Germany

DIE STARS: Die Oscar-Preisträgerin Renée Zellweger („Cold Mountain“) war sich wohl selbst nicht so ganz sicher, warum der der britische Theater-Regisseur Rupert Goold sie für die Rolle der Judy Garland haben wollte. Im Nachhinein muss man sagen, dass der Mann genau den richtigen Riecher hatte. Denn Zellweger spielt all die Unsicherheiten der Garland, ihre Zweifel und Panikattacken großartig.
Nicht umsonst wird sie – nachdem man Madame Zellweger nun wirklich ein Weilchen nicht mehr auf dem Schirm hatte – als eine der Favoritinnen für die großen Filmpreise dieses Jahres gehandelt (eine Golden-Globe-Nominierung hat sie schon). Sogar die legendären Songs wie „Over The Rainbow“ singt Renée Zellweger, gesangserprobt in Musicals wie „Chicago“, selber. Sie bekommt es nicht so gut hin wie Judy Garland. Aber der Versuch ist aller Ehren wert. 

Die Kehrseite des Ruhms: Judy als Patientin © eOne Germany

DIE KRITIK: „Judy“ ist keine typische Biografie, die das Leben eines kreativen Menschen von der Wiege bis zur Bahre erzählt. Regisseur Rupert Goold berichtet vom letzten Lebensjahr der Judy Garland, die mit 46 Jahren nochmal einen Comeback-Versuch wagen wollte. Da sie in den USA den schlimmsten Ruf hatte, den man sich nur vorstellen kann – unzuverlässig, divenhaft, schlecht gelaunt – ging sie nach London, um dort in einem Club zu singen. Immer wieder baut Goold in seinen Zwei-Stunden-Film auch Erinnerungen an Garlands Kindheit und Jugend ein.
Die Szenen, die in den Sechziger Jahren spielen, sind durchweg gelungen. Was zum größten Teil Renée Zellwegers Verdienst ist. Sie spielt die magersüchtige Sängerin und Schauspielerin mit all ihren Macken so überzeugend, dass man davon ausgehen darf, dass die Zellweger auch ein bisschen ihr eigenes Leben und Scheitern durchschimmern lässt. 
Problematisch wird es immer, wenn der Film in die Vergangenheit reist. Wenn von den Anfängen der Karriere erzählt wird. Ein uns andere Mal geht es um die Dreharbeiten zum legendären Film „Der Zauberer von Oz“. Judy wurde während der Dreharbeiten 16 - ihre Anfänge auf Bühnen reichen 14 weitere Jahre zurück.
Sie wagt hin und wieder pubertäre Ausbrüche. Als ihr Geburtstag für Werbezwecke im Studio gefilmt wird (um später eine glückliche Judy zeigen zu können) und nur Statisten statt Freunden zugegen sind, Judy auch nichts von der Geburtstagstorte essen darf, rastet sie aus und springt in einen Pool. Wenig später muss sie zum gefürchteten Studioboss Louis B. Mayer (Richard Cordery). Der diesem Teenager mal so eben erzählt, dass er ihre Karriere zerstören könnte, weil sie nicht einmalig sei.
Auf der einen Seite ist es interessant, zu erleben, wie damals Stars gemacht wurden. Wie die Bosse die Talente nach ihrem Willen geformt -  und wenn nötig deren Willen gebrochen haben. Louis B. Mayer war derjenige, der die junge Judy mit Tabletten versorgte. Die zum Hunger-Unterdrücken, jene zum Einschlafen und die zum Aufwachen. Und wenn Mayer dann Judy in einer Szene zu streicheln beginnt, deutet der Film an, dass da mehr gewesen sein könnte. Man will es nicht sehen. Denn die Regeln des Missbrauchs werden auch so mehr als deutlich.
Dem Film tut das ständige Hin und Her aber nicht gut. Es reißt den Zuschauer aus den Szenen. Außerdem wirken die Sequenzen aus Judys Kindheit ein wenig bemüht und lehrbuchhaft. Was man eben in Zeiten von Weinstein und Co. so erwarten kann.
Aber immer, wenn Renée Zellweger ihre Version der Judy Garland auf der Bühne aufleben lässt, bekommt auch der Film eine Energie, von der man sich mehr gewünscht hätte. Besonders „Over The Rainbow“ am Ende – Judy ist überwältigt von den Emotionen und das Publikum im Londoner Club singt für sie weiter – geht ordentlich ans Herz. 
 
IDEAL FÜR: Filmfans, die gern Biografien großer Stars sehen.






Trailer
LÄNGE: 119 min
PRODUKTION: Großbritannien 2019
KINOSTART Ö: 02.01.2020
REGIE:  Rupert Goold
GENRE: Biografie|Drama|Musikfilm
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Renée Zellweger: Judy Garland
Rufus Sewell: Sydney Luft
Michael Gambon: Bernard Delfont
Finn Wittrock : Mickey Deans
Jessie Buckley: Rosalyn Wilder
Richard Cordery: Louis B. Mayer
Gemma-Leah Devereux: Liza Minelli