Hotel Rock'n'Roll

Ein Besuch im Rock-Komödienstadl


FilmClicks:
Zünftige Rockmusik: Die Band aus „Hotel Rock’n’Roll“ gibt ein Konzert © Luna Film
DIE STORY: Trash-Humor aus Österreich. Die Komödie „Hotel Rock’n’Roll“ erzählt von der feschen Mao (Pia Hierzegger), die von ihrem Onkel Waberl (Willi Resetarits) ein Provinzhotel in der Steiermark vererbt bekommt. Sie will dem alten Schuppen mit Hilfe ihrer Freunde Max (Michael Ostrowski) und Jerry (Gerald Votava) neuen Schwung einhauchen. Das Geschäftsmodell: „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“.
Dummerweise vergaß Onkel Waberl auf dem Sterbebett, Mao über die hohen Schulden des Hotels zu informieren. Im Grunde ist die Herberge schon vor dem Neuanfang wieder Pleite. Da trifft es sich gut, dass Freund Schorschi (Georg Friedrich) im Hotel Quartier nimmt. Der hat gerade bei einem Banküberfall reiche Beute gemacht. Das geklaute Geld liegt im Kofferraum seines Autos. Das Auto allerdings liegt auf dem Grund des Hotelteichs, in dem es vom zugedröhnten Schorschi versenkt wurde.
Jetzt beginnt eine wilde Jagd mit vielen Beteiligten. Die Bank will Geld vom Hotel. Das Hotel-Trio will mit der Bankraub-Beute die Schulden bezahlen. Der Polizist Walzer (Johannes Zeiler) will den Bankräuber finden. Der schleimige Harry (Detlev Buck), Eigner des benachbarten „Hotel Alzheimer“, will das Rock-Hotel feindlich übernehmen und seinen Ex-Partner Schorsch zurückhaben.  Zusätzlich gibt’s sexuelle und/oder amouröse Verwicklungen. Und als Begleitmusik ertönt in vielen Variationen immer wieder der gleiche Rock-Song: „Futschikato“.   

Die Hoteliers: Jerry (Gerald Votava), Mao (Pia Hierzegger) & Max (Michael Ostrowski) © Luna

DIE STARS: „Hotel Rock’n’Roll“ ist als Abschluss der „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“-Trilogie von Michael Glawogger gedacht, der vor seinem frühen Tod gemeinsam mit Michael Ostrowski das Drehbuch schrieb. Folglich sind die Protagonisten der Vorgänger-Filme „Nacktschnecken“ und „Contact High“ wieder mit an Bord: Neben Ostrowski (der, gemeinsam mit Helmut Köpping, erstmals auch Regie führt) sind das Pia Hierzegger, Georg Friedrich und Detlev Buck.
Gerald Votava („Maikäfer flieg“) ist als Gitarrenkünstler Jerry neu im Team; genauso wie Johannes Zeiler („Deckname Holec“). Für Gastrollen holte man sich Hilfe in der Welt der Popmusik. Neben Willi „Ostbahn Kurti“ Resetarits, der gleich zu Beginn das Zeitliche segnet, sind Stefanie Werger (als Escort-Vermittlerin) und Element-of-Crime-Mastermind Sven Regener (als singender Pfarrer) zu sehen.

Der Bankräuber und sein Mentor: Schorschi (Georg Friedrich) und Harry (Detlev Buck) © Luna
                                                                 
DIE KRITIK:  Österreichs Filmemacher haben mit vielen feinen Produktionen bewiesen, dass sie sich auf die Kunst des subtilen Humors verstehen. Manchmal kommt der Witz aber auch derb und krachledern daher. Das ist bei „Hotel Rock’n’Roll“ der Fall.
Der Film beginnt tragisch-komisch mit dem letzten Stündlein des Hoteliers Onkel Waberl und rasant-komisch mit dem durchgeknallten Bankraub des schrillen Schorschi. Das ist prächtig inszeniert.
Danach allerdings holen die Regisseure Ostrowski & Köpping den Holzhammer raus, um ihn bis zum Finale nicht mehr wegzulegen. Das Lustspiel, das eine „fulminant-boulevardeske Tour de Force zwischen Peter Alexander, Louis de Funès, Kebapaufstrich und Post-Punk-Iggy-Pop“ sein will, entpuppt sich rasch als holprige Klamaukiade. Der schnelle Gag zählt hier alles, die Story fast nichts.
Mit seiner Tür-auf-Tür-zu-Mechanik und seinen vielen Anzüglichkeiten erinnert das Werk mehr an einen ländlichen Schwank aus dem Komödienstadl als an eine moderne Rock-Comedy. Text und Bild stehen oft im Widerspruch zueinander – etwa dann, wenn das Hotel als „heruntergekommen“ geschildert wird, jedoch aus perfekt durchgestylten Räumen besteht. Reichlich absurd ist die Tatsache, dass die sonderbarsten Requisiten stets dann griffbereit zur Stelle sind, wenn der Film sie braucht: Das Material für einen Gipsverband zum Beispiel, ein Rollstuhl oder zwei perfekt sitzende Taucheranzüge für die Herren Max und Jerry.
Die Darsteller bemühen sich nach Kräften, dem Affen Zucker zu geben. Nur ist halt wenig Zucker da: Zwischen halbwegs gelungenen Pointen gähnen immer wieder große Lücken, in denen das Spiel fast zum Stillstand kommt. Immerhin gibt’s Höhepunkte wie den Auftritt von Sven Regener, dem hintergründigen Pop- und Literaten-Star („Herr Lehmann“).
„Hotel Rock’n’Roll“ ist gewiss ein mit viel Leidenschaft gemachter Film, der sein Publikum schon finden wird. Mein  subjektiver Eindruck war jedoch bleierne Langeweile. Selten zuvor verließ ich einen Film von Künstlern, die ich allesamt schätze, mit einem so schalen Gefühl im Bauch. Der steirische Trash-Humor? Nicht lustig!
Einzig die Musik hat mich rundum begeistert. Der Song „Futschikato“ mit dadaistischen Textzeilen wie „Futschikato, Massalani, tschucken, pleidern, Gfrieser schneidn“ kommt in gefühlten  20 Versionen vor. Und jede davon ist hörenswert.
 
IDEAL FÜR: Freunde schriller Holzhammer-Pointen.






Trailer
LÄNGE: 102 min
PRODUKTION: Österreich 2016
KINOSTART Ö: 26.08.2016
REGIE:  Michael Ostrowski, Helmut Köpping
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Pia Hierzegger: Mao
Michael Ostrowski: Max
Gerald Votava: Jerry
Georg Friedrich: Schorsch
Detlev Buck: Harry
Hilde Dalik: Gretchen
Johannes Zeiler: Walzer
Stefanie Werger: Gerlinde
Willi Resetarits: Waberl
Sven Regener: Pfarrer
Helmut Köpping: Gerhard