Hedi Schneider steckt fest

Wenn Panik die Lebensfreude erwürgt


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Große Liebe und große Probleme: Hans Löw und Laura Tonke in „Hedi Schneider steckt fest“ © Polyfilm
DIE STORY: Die Tragikomödie „Hedi Schneider steckt fest“ berichtet von einer Berliner Familie, die eigentlich als glücklich gilt. Aber dann bringt sich in der Firma von Hedi (Laura Tonke) jemand um - und Hedi erkennt sich selbst nicht mehr. Die lebenslustige Frau hat Panikattacken, will sich aber nicht helfen kann. Irgendwann kann sie nicht mehr und gesteht sich die Krankheit ein, was ihre Umwelt aber nicht immer gut verkraftet.

Heile Welt: Hedi mit Mann und Kind © Polyfilm

DIE STARS: Dieser Film gehört ganz allein einer Frau: Laura Tonke. Früher gern als Chaotische oder Unbequeme in Independent-Filmen besetzt, hat sie hier die eine Rolle, an der sie sich wird in Zukunft messen lassen müssen. Hedi Schneider ist ein wunderbarer Charakter, mit der man - auch wenn hier sehr ernste Themen verhandelt werden - unglaublich gern durch den Film spaziert. Sie wächst einem immer mehr ans Herz, bis sie am Ende des Films zu einer Freundin geworden ist. So etwas erlebt man im Kino nur alle paar Jahre.

DIE KRITIK: Wie erzählt man von Krankheiten, die uns heute umgeben, die aber dennoch tabu sind? Ob nun Panikattacken oder Burn Out oder Depressionen - jeder dürfte jemanden kennen, der schon unter den aktuellen Zivilisationskrankheiten leidet oder gelitten hat. 
Die Filmemacherin Sonja Heiss gibt in „Hedi Schneider steckt fest“ (ihrem zweiten Film nach dem ebenfalls sehr gelungenen “Hotel Very Welcome”) genau die richtige Antwort. Leicht muss der Film sein, heiter im Ton, damit er den Zuschauer nicht erschlägt. Das Thema ist traurig genug und erreicht den Kinogänger auch, wenn er zwischendurch mal lächelt oder kräftig lacht. Den Mut, mit solchen Themen so befreit umzugehen, wünschte man sich häufiger.
Sonja Heiss beginnt ihren Film mit der Zustandsbeschreibung der Welt von Hedi Schneider. Die geht gern zur Arbeit, ist gern Mutter und hat auch ein immer noch tolles verliebtes Verhältnis zu ihrem Gatten Uli (Hans Löw). Das aber ändert sich schlagartig, als ein Kollege von Hedi freiwillig aus dem Leben scheidet. Plötzlich steckt sie fest, diese Hedi Schneider. 
Dieses bisher so perfekt funktionierende Wesen entdeckt in sich, dass da mehr wohnt als Optimismus und Lebensfreude. Hedi hat Panikattacken, die sie sich selbst nicht eingestehen will. Als sie es doch tut, reagiert ihr Umfeld sehr eigen.
Ihr Mann kann nicht verstehen, wieso sich seine Frau so verändert hat. Hedis Mutter (Margarita Broich) meint, dass sie nie gedacht hätte, dass ihre Tochter so etwas mal bekommt und dass bei ihr selbst immer geholfen hätte, mal schön heiß zu duschen.
Hedi hört und sieht sich all das mit einer gewissen Distanz an und hat immer den richtigen Kommentar auf Lager. Doch als ihr kleines Familienglück droht, endgültig auseinander zu brechen, wird Hedi aktiv und schlägt ihrem Mann vor, Urlaub zu machen. In Norwegen. Vielleicht liegt ja dort die Lösung verborgen.

IDEAL FÜR: Alle, die im Kino gern Geschichten aus dem echten Leben erzählt bekommen. Und zwar mit genau der richtigen Portion Humor und Tragödie versehen.






Trailer
LÄNGE: 90 min
PRODUKTION: Deutschland / Norwegen 2015
KINOSTART Ö: 03.07.2015
REGIE:  Sonja Heiss
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Laura Tonke: Hedi Schneider
Hans Löw: Uli
Margarita Broich: Hedis Mutter
Simon Schwarz: Arne Lange