Happy End

Dunkle Geheimnisse hinter einer strahlenden Fassade


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„Happy End“: Eine großbürgerliche Familie, bei der nur nach außen hin alles glänzt © Filmladen
DIE STORY: Michael Hanekes Drama „Happy End“ ist ein filmischer Besuch bei einer steinreichen und bourgeoisen Familie in Frankreich, deren Fassade mächtig  ins Bröckeln gerät. Denn die vornehmen Herrschaften (angeführt von Isabelle Huppert und Jean-Louis Trintignant) haben  dunkle Geheimnisse unter den Teppich gekehrt.
Nun drohen die Affären und Konflikte  aufzufliegen. Das verleiht dem Film einen bedrohlichen Grundton, der aber immer wieder durch schwarzen Humor durchbrochen wird.

Der große Jean-Louis Trintignant spielt zum zweiten Mal in einem Haneke-Film © Filmladen

DIE STARS: Der Wiener Oscar-Preisträger Michael Haneke setzt in „Happy End“ auf zwei Topstars des französischen Films, die auch in seinem Academy-Award-Triumph „Amour“ zu sehen waren: Jean-Louis Trintignant und Isabelle Huppert.
Der heute 86-jährige Trintignant beendete seine reguläre Film-Arbeit schon 2005. Seither trat er nur für die Haneke-Filme „Amour“ und jetzt „Happy End“ vor die Kamera.
Isabelle Huppert begann ihre Zusammenarbeit mit Michael Haneke 2001 mit der Hauptrolle in der Jelinek-Verfilmung „Die Klavierspielerin“ (Silberne Palme als beste Darstellerin beim Festival Cannes). „Happy End“ ist, nach „Wolfszeit“ und „Amour“, ihr vierter Haneke-Film.

Am Set: Haneke mit Trintignant und der jungen Fantine Harduin © Filmladen

DIE KRITIK: Die ersten zwei Sequenzen von „Happy End“ sind mit einer Handy-Kamera gedreht. Ein Kind filmt erst heimlich seine Mutter und dann seinen Hamster, wobei die Mutter mit hämischen Kommentaren und der Hamster mit Psychopharmaka gefüttert wird. Bald liegt das Tier tot im Käfig.
Die dritte Szene wechselt optisch ins Kino-Format. Michael Haneke zeigt den Aushub einer Großbaustelle in Calais. Die Kamera (Christian Berger) bleibt lange unbewegt, doch in der Baugrube tut sich plötzlich was. Eine riesige Wand stürzt ein. Die Baufirma, das erkennt man sofort, bekommt ein Riesenproblem.
Diese kleinen Sequenzen reichen Michael Haneke aus, um die Grundstimmung seines Films zu definieren. Man weiß noch nicht recht, was da abgeht, doch man ahnt: Auf ein Happy End im üblichen Sinne dürfte „Happy End“ nicht zulaufen.
Willkommen bei der Familie Laurent: Jean Louis Trintignant spielt Georges, den Vater, und Isabelle Huppert ist Anne, seine Tochter. Die beiden traten unter gleichen Namen schon in Hanekes „Amour“  auf, und für einen kurzen Moment in der Mitte des Films könnte man glauben, „Happy End“ sei eine Fortsetzung  - „Amour 2“ sozusagen.
Dieser Eindruck ist aber wohl nur eine der vielen kleinen Pointen, die Haneke in seinen im Grunde bitterernsten Film gepackt hat. Von Amour, von Liebe, ist im Lauf der Handlung zwar viel die Rede, doch zu spüren ist sie fast nie. Der Regisseur, der „Happy End“ einen filmischen Schnappschuss nennt,  liefert in gewohnt kühl-analytischer Manier das Porträt einer Familie, bei der fast nichts so ist, wie es scheint.
Da geht’s um offene finanzielle Gier und heimliche sexuelle Gelüste; um Lebensüberdruss und schwere Neurosen. Der Sippe der Laurents scheint von der 13-jährigen Eve (Fantine Harduin) bis zum 85-jährigen Georges (Trintignant) nur eines gemeinsam zu sein: Die Unfähigkeit, positive Gefühle zu zeigen und auszuleben.
Der Wiener Michael Haneke zeigt bei seinem neuen filmischen Frankreich-Besuch einmal mehr seinen messerscharfen Blick für die Realitäten der Gesellschaft. Er überlässt es gern den Betrachtern, eine angedeutete Szene zu Ende zu denken; er lässt Männer und Frauen  aufeinanderprallen,  aber auch Arm und Reich. In einer kurzen, jedoch höchst einprägsamen Szene platzen notleidende Migranten in ein elegantes Fest der Elite. Da denkt man dann unwillkürlich: Vielleicht ist es  ja nicht nur die Familie Laurent – vielleicht ist es das ganze Haus Europa, das Risse bekommt.     
 
IDEAL FÜR: Fans der Filme von Michael Haneke, die hier ein  hartes, analytisches und zugleich unterhaltsames Drama vorgesetzt bekommen.






Trailer
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: Österreich / Frankreich / Deutschland 2017
KINOSTART Ö: 06.10.2017
REGIE:  Michael Haneke
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Isabelle Huppert: Anne Laurent
Franz Rogowski: Pierre Laurent
Toby Jones: Lawrence Bradshaw
Mathieu Kassovitz: Thomas Laurent
Fantine Harduin: Eve Laurent
Jean-Louis Trintignant: Georges Laurent