Focus On Infinity - Griff nach den Sternen

Elektrisierende Fragen und spröde Bilder


FilmClicks:
Ist da jemand? Menschliche Beobachtungsstation zum Kosmos © Stadtkino Verleih
DIE STORY: Der Wiener Künstler und Filmemacher Joerg Burger widmet sich in der Doku „Focus on Infinity – Griff nach den Sternen“ den Grundfragen der menschlichen Existenz: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“ 
Für die Aufnahmen reiste Burger um die halbe Welt, von Armenien bis Chile, von England bis Texas. Überall dorthin, wo die Menschen ihre Beobachtungs-Stationen zum Weltall aufgestellt haben. Und dorthin, wo die großen Astronomen und Physiker lehren, die versuchen, den Rätseln des Universums auf die Schliche zu kommen. Wenigstens ein bisschen.
 
DIE STARS: Regisseur Joerg Burger war als Kameramann an einem der besten österreichischen Filme des Jahres 2014 beteiligt: Er fing die Bilder ein, die Johannes Holzhausens Doku „Das große Museum“ (Thema: Das Kunsthistorische Museum in Wien) zum Ereignis machen.
Für „Focus on Infinity“ holte Burger weltweit renommierte Wissenschaftler vor die Kamera.  Zu seinen Gesprächspartnern zählten unter anderem der Astronom und Jesuit George V. Coyne, die Harvard-Professorin Lisa Randall (Fachgebiet: Theoretische Physik), der britische Astrophysiker Sir Martin Rees, der US-Physiker, Astronom und Nobelpreisträger Steven Weinberg sowie die türkische Schriftstellerin und studierte Physikerin Asli Erdogan.
 
DIE KRITIK: „Das menschliche Gehirn ist nicht für die Erforschung des Kosmos geschaffen, sondern für das Überleben in der Savanne“, sagt der britische Wissenschaftler Sir Martin Rees in „Focus On Infinity“. Folgt man dieser These, so ist der Mensch bei seiner Spurensuche nach den Grundfragen des Seins einerseits ziemlich weit gekommen, andererseits aber auch nicht.
Zum einen sind die Forscher stolz darauf, die Entstehung des Kosmos bis auf 10 hoch -43 Sekunden nach dem Urknall beschreiben zu können. Zum anderen müssen sie anerkennen, dass es keinerlei Möglichkeit gibt, diesen letzten, entscheidenden Bruchteil einer Sekunde zu entschlüsseln: „Da ist ein Vorhang davor“.
Joerg Burgers Film stößt in den Aussagen seiner Protagonisten immer wieder an solche Grenzen. Da heißt es dann sinngemäß: „Warum trägt die dunkle Energie den Namen dunkle Energie? Weil wir nicht wissen, was  das ist.“ Oder: „Wir können Milliarden Galaxien in bis zu zehn Milliarden Lichtjahren Entfernung sehen. Doch das ganze Universum könnte Tausend Mal, aber auch Milliarden Mal größer sein als das, was wir sehen.“  Oder: „Niemand kann die Frage beantworten,  warum überhaupt etwas da ist. Die Wissenschaft kann es nicht, und die Religion auch nicht.“
Das sind elektrisierende Problemstellungen, die nicht nur den Forschergeist der Fachleute anregen, sondern auch die Phantasie vieler Laien. Man würde nur zu gern mehr erfahren – wenn schon nicht die Antworten auf die Fragen,  dann zumindest eine nähere Beschreibung der  Grenzen.
Dieses intellektuelle Vergnügen gestattet Joerg Burger den Zuschauern seines Films allerdings nicht. „Focus On Infinity“ lässt die Sätze seiner wissenschaftlichen Protagonisten wie bunt schillernde Bäume der Erkenntnis (oder eben der Nicht-Erkenntnis) im Raum stehen. Die Bebilderung dazu ist karg: Oft sieht man, in langen, wortlosen Einstellungen, die Wüsten, in denen viele der astronomischen Forschungseinrichtugen stehen. Oder die Kamera rückt vorbeifahrende Lastwagen ins Bild oder ratternde Güterzüge.
Was dieser visuelle Stil (der durch schrille Sphärenklänge akustisch ergänzt wird) mit dem „Focus On Infinity“ zu tun haben könnte, hat sich mir nicht erschlossen. Der „Griff nach den Sternen“ hinterließ bei mir einen höchst zwiespältigen Eindruck: Einerseits einige der aufregendsten Themen, die man sich denken kann – andererseits schwere Langeweile. Vielleicht sind Bücher doch besser geeignet als Filme, um wissenschaftliche Themen zu erörtern.
 
IDEAL FÜR: Interessierte an den Grundfragen der Existenz, die die Mühe eines sehr spröden Films auf sich nehmen.






Trailer
LÄNGE: 80 min
PRODUKTION: Österreich 2014
KINOSTART Ö: 19.12.2014
REGIE:  Joerg Burger
GENRE: Dokumentation