Florence Foster Jenkins

Kunst kommt von Wollen


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Meryl Streep als Florence Foster Jenkins: Jeder Ton ein Malheur © Constantin
DIE STORY: Die Tragikomödie „Florence Foster Jenkins“ ist eine Filmbiografie über die exzentrische US-Millionärin, Mäzenin und Musikliebhaberin (1868 - 1944), die zu ihrer Zeit als schlechteste Sängerin der Welt galt. Was sie zum Gaudium des Publikums nicht daran hinderte, ein Konzert nach dem anderen zu geben.
Zu Beginn des Films ist man Zeuge, wie Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) daheim in New York erst einmal bei ihren Ausbildern für Panik sorgt. Der Gesangslehrer und der Pianist, angelockt von satten Gagen, stellen schon nach den ersten Klängen fest, dass ihr Schützling keinen geraden Ton treffen kann. Florence singt grauenhaft falsch.
Doch ihr Mann St. Clair Bayfield (Hugh Grant) unterstützt die Pläne seiner Gemahlin und organisiert ein Konzert für sie. Die Gäste dort unterdrücken nach Tunlichkeit das Kichern, das sie angesichts der Darbietungen überfällt. Denn viele von ihnen sind Mitglieder des Verdi Club, der von Florence Foster Jenkins unterstützt wird.
Florence entwickelt eine tiefe musikalische Verbindung zu ihrem Pianisten Cosmé McMoon (Simon Helberg) – und sie wird kecker. Davon zeugen Schallplattenaufnahmen (der Aufnahmeleiter im Tonstudio fällt aus allen Wolken) und neue Konzerte.
Doch dann hat Mrs. Foster Jenkins eine Idee,  die nur sie selbst wirklich gut findet: Sie will ein Konzert in New Yorks berühmter Carnegie Hall geben. Ihr Mann, der schwere Bedenken gegen diesen Auftritt hat, steht ihr bei der Planung wie immer treu zur Seite. Doch er hat Angst vor der Gala – nicht zuletzt deshalb, weil im Auditorium neben Stars wie Cole Porter und Tallulah Bankhead auch ein gefürchteter Kritiker der New York Post erwartet wird…

Unzertrennlich: Florence Foster Jenkins (Meryl Streep) und ihr Mann St. Clair Bayfield (Hugh Grant) © Constantin

DIE STARS: Meryl Streep hat schon oft bewiesen, dass sie nicht nur eine tolle Schauspielerin, sondern auch eine exzellente Sängerin ist. Im Musical „Mamma Mia!“ etwa sang sie die Hits von Abba. In „Ricki And The Flash“ präsentierte sie sich 2016 als wilde Rock-Röhre.
Hugh Grant spielt mit seinem ganzen Charme den Ehemann von Florence Foster Jenkins. Einen Mann, der zwar nicht mit seiner Frau zusammenlebt – die beiden führten eine platonische Ehe –, doch der sie in jeder Hinsicht unterstützt und auch beschützt.

Aufnahmen für die Ewigkeit: Florence im Tonstudio © Constantin

DIE KRITIK: Wenn Künstler eine Filmbiografie bekommen, dann meistens, weil sie herausragende Virtuosen in ihrem Metier sind. Florence Foster Jenkins aber war eine Frau, die als Sängerin definitiv überhaupt nichts konnte.
Ist es da nicht eine Themenverfehlung, der Dame eine große Hollywood-Produktion zu widmen? Definitiv nein. „Florence Foster Jenkins“ ist ein hinreißender Film, der den Leitsatz Kunst kommt von Können abwandelt und neu interpretiert. Hier heißt es: Kunst kommt von Wollen. 
Regisseur Stephen Frears („Die Queen“) spart nicht an Szenen, in denen das herausragende Anti-Talent seiner Protagonistin in schriller Blüte erklingt. Wenn Florence Foster Jenkins drauflos schmettert, bleibt kein Auge trocken (für Meryl Streep muss es eine große Herausforderung gewesen sein, bei jedem einzelnen Ton danebenzuzielen).
Doch so unfreiwillig komisch der Gesang der Dame auch wirkt: Den Darstellern und Regisseur Frears gelingt das Kunststück, ihre Heldin niemals zu denunzieren. Weil bei allem, was Florence Foster Jenkins tut, ihre leidenschaftliche Liebe zur Musik spürbar ist. Sie wird als Frau porträtiert, die vollkommen unbeirrt ihren Weg geht und die das macht, was sie am meisten liebt. Das ist eine Haltung, die viel Respekt verdient (und die vielleicht schon zu ihren Lebzeiten dazu beitrug, dass diese sehr unbegabte Frau sehr populär wurde).
So ist „Florence Foster Jenkins“ ein hinreißender Künstlerfilm geworden, komisch und melancholisch zugleich, der zeigt, dass man auch mit falschen Tönen richtig liegen kann. Die Wette gilt, dass das Werk eine starke Rolle bei den Academy Awards 2017 spielen wird. Meryl Streep und Hugh Grant agieren absolut oscarreif.
Das ewige musikalische Scheitern von Florence hatte übrigens eine Wirkung, die bis in die Gegenwart nachklingt: Viele gute SängerInnen aus ihrer Zeit sind längst vergessen. Doch die Originalaufnahmen von Florence Foster Jenkins haben überlebt: Man kann sie, als CD, auch heute noch kaufen.
 
IDEAL FÜR: Freunde schöner und schauriger Musik – und für die Fans von Meryl Streep und Hugh Grant.
 






Trailer
LÄNGE: 111 min
PRODUKTION: USA 2016
KINOSTART Ö: 24.11.2016
REGIE:  Stephen Frears
GENRE: Biografie|Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Meryl Streep: Florence Foster Jenkins
Hugh Grant: St. Clair Bayfield
Simon Helberg: Cosmé McMoon
Rebecca Ferguson: Kathleen