Eleanor & Colette

Auf dem Weg zur Gerechtigkeit


FilmClicks:
Eine wahre Geschichte: Helena Bonham Carter spielt die Psychiatrie-Patientin Eleanor Riese © Bernd Spauke
GESAMTEINDRUCK: „Eleanor und Colette“ ist ein schönes, gefühlsreiches und glänzend besetztes Drama zum Thema Psychiatrie, das den Zuschauer zu gleichen Teilen mitleiden lässt und ob der Ungerechtigkeit wütend macht. 
 
DIE STORY: In „Eleanor und Colette“ geht es um Eleanor Riese (Helena Bonham Carter), die selbst weiß, dass sie ohne Medikamente nicht leben kann. Denn sie leidet an paranoider Schizophrenie. Also lässt sie sich Anfang der 1980er Jahre in San Francisco in eine Klinik einweisen. Aber dort macht man eine Zwangseinweisung daraus und gibt ihr Medikamente, die sie nicht verträgt. Dann jedoch meldet sich die junge Anwältin Colette Hughes (Hilary Swank) bei ihr. Sie möchte Eleanor zu ihrem Recht verhelfen. Die Damen machen sich daran, die Branche der Psychiater in den USA in die Knie zu zwingen. Es wird ein langer und aufreibender Weg.  

Eleanor freundet sich mit der Anwältin Colette Hughes (Hilary Swank) an © Spauke

DIE STARS: Man kennt Helena Bonham Carter aus den „Harry Potter“-Filmen und von den Werken ihres Ex-Lebensgefährten Tim Burton. Aber so grandios wie als Eleanor – so durchgeknallt und außer Rand und Band – hat man sie jahrelang nicht mehr erlebt.
Hilary Swank hat als Juristin Colette eine etwas undankbarere Aufgabe bekommen. Die zweifache Oscar-Preisträgerin („Million Dollar Baby“) ist ja ebenfalls eine Schauspielerin, die den Zuschauer mit voller Wucht erwischen kann. Aber hier spielt sie sehr nüchtern die Anwältin, die Eleanor begleitet.

Vor Gericht gegen die Psychiater-Lobby geht es für die Frauen hart auf hart © Spauke

DIE KRITIK: Dass es „Eleanor und Colette“ überhaupt gibt, ist ein kleines Wunder. Über zehn Jahre hinweg hatte man versucht, diesen Stoff in den USA zu verfilmen. Keine Chance - er war nicht gewollt. Aber dann geriet das Drehbuch in die Hände des Oscar-Preisträgers Bille August. Hilary Swank und Helena Bonham Carter kamen an Bord. Immer noch zeigte sich niemand in Amerika bereit. Also ging das Team nach Deutschland und drehte den Film kurzerhand vor zwei Jahren in Köln.
„Eleanor und Colette" ist ein wunderbarer, ein typischer Bille-August-Film. Wie schon bei „Pelle der Eroberer" oder „Das Geisterhaus" oder zuletzt „Nachtzug nach Lissabon“: Dem dänischen Regisseur ist es einmal mehr eine Herzensangelegenheit, Menschen tief in ihrem Kern zu zeigen.
Helena Bonham Carter als Eleanor Riese ist hinreißend. Die Engländerin hat keinerlei Scheu, sich der Kamera als nicht besonders schön - um es mal euphemistisch zu sagen - zu zeigen. Diese Eleanor, mit der die Anwältin Colette da vor Gericht zieht, hat zahlreiche Macken, die auch die Geduld des Zuschauers auf die Probe stellen.
Auf dem Weg zur Gerechtigkeit gibt es natürlich Rückschläge. Beide Damen verzweifeln beinahe. Aber am Ende - das darf man verraten, ohne dem Film etwas von seiner Spannung zu nehmen, weil man diese wahre Geschichte eh bei Wikipedia nachlesen kann - am Ende also gewinnen Eleanor und Colette.
Nur bei den Oscars in diesem Jahr durfte der Film nicht antreten. Er konnte zwar im Herbst 2017 bei den Filmfestspielen von Toronto seine Weltpremiere feiern. Aber bisher wollte niemand das Drama in den USA ins Kino bringen. Kann Zufall sein, ist aber zumindest eigenartig. Denn normalerweise liebt man in den USA solche Schicksale.           
 
IDEAL FÜR: Menschen, die im Kino gern unprätentiös erzählten Schicksalen mit tollen Schauspielern zuschauen.






Trailer
LÄNGE: 115 min
PRODUKTION: Deutschland / Belgien 2017
KINOSTART Ö: 04.05.2018
REGIE:  Bille August
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Helena Bonham Carter: Eleanor Riese
Hilary Swank: Colette Hughes
Jeffrey Tambor: Mort Cohen
Michael Culkin: Richter Farelly

Interview
„Das Gefühl, dass man kämpfen muss, kenne ich sehr gut“
Die Britin Helena Bonham Carter berichtet im FilmClicks-Interview über ihren aktuellen Film, das berührende Psycho- und Gerichtsdrama „Eleanor & Colette“. Mehr...