Ein Schotte macht noch keinen Sommer

Melancholische Komödie des Alltags


FilmClicks:
„Ein Schotte macht noch keinen Sommer“: Eine schrecklich nette Familie zu Besuch beim Großvater © Tobis
DIE STORY: Die Tragikomödie „Ein Schotte macht noch keinen Sommer“ (ein gut klingender, aber völlig sinnbefreiter Titel) handelt von einem Sommer und einem Schotten. Der kauzige Gordy (Billy Conolly) ist in froher Erwartung seines 75. Geburtstags und der Familie seines Sohnes Doug (David Tennant), die sich zum Fest angemeldet hat.  
Doug hat seine drei Kinder und Gemahlin Abi (Rosamund Pike) ins Auto gepackt. Doch die Urlaubsstimmung ist nur gespielt. In Wahrheit leben Doug und Abi getrennt – die Scheidung steht vor der Tür. Das aber soll vor den Gästen beim großen Geburtstagsfest unbedingt vertuscht werden.
Das Paar ist in gelinder Sorge, ob den Kids kein unbedachtes Wort herausrutschen wird. Doch die Kinder werden erst mal vom Großvater in Beschlag genommen. Gordy, dem der ganze Trubel sowieso zu viel ist, entschwindet mit seinen Enkeln in Richtung Strand.  Derweil laufen die letzten Vorbereitungen für das ziemlich bombastisch angelegte Fest („feiern wir hier den Geburtstag von Papa oder von der Queen?“). Als die Party aber endlich losgeht, ist der Jubilar verschwunden.
 
DIE STARS: Rosamund Pike trägt den klingendsten Namen im Ensemble. Die Engländerin wurde 2002 als Bond-Girl in „Stirb an einem anderen Tag“ berühmt und glänzte zuletzt in Filmen wie „A Long Way Down“, „Gone Girl“ oder „Hectors Reise“. David Tennant („Doctor Who“) ist in Großbritannien ein sehr bekannter Mann, der viel zwischen Film und TV wechselt. Das gilt auch für  Billy Conolly, den Darsteller des schrulligen Gordy,   
 
DIE KRITIK: Im britischen Original heißt der Film „What We Did On Our Holiday“, und dieser Titel trifft punktgenau, was man zu sehen bekommt: Eine melancholisch angehauchte Komödie des Alltags.
Allerdings begegnet man bei dieser visuell sehr malerischen Schottland-Reise vielen verhaltensauffälligen Figuren. So ist es kein Wunder, dass das Spiel irgendwann zu definitiv unalltäglichen Ereignissen führt.
Grundsätzlich ist das Personal der anfangs sanft dahinplätschernden Familien-Saga höchst sympathisch. David Tennant und Rosamund Pike werfen einander als trennungslustige Ex-Liebende spitze Bemerkungen und kleine Pointen zu.
Die Kids haben sich auf ihr schwieriges Elternpaar eingerichtet. Die kleine Jess beendet ungemütliche Diskussionen, indem sie einfach die Luft anhält. Ihr älterer Bruder Mickey sucht Zuflucht in der Welt der Wikinger. Und Lottie, die Erstgeborene, schreibt gerne mit, wenn ihre Erzeuger zu streiten beginnen. Damit nachher keine(r) der beiden sagen kann, etwas nicht gesagt zu haben.  
Der eigensinnige Patriarch Gordy passt gut in diese Familienaufstellung. Von großen Geburtstagsfesten hält er erkennbar gar nichts. Viel lieber sitzt er, die Angelrute in der Hand, in seinem Boot. Aber nicht, um zu fischen. Sondern weil er draußen am Wasser, auf einem versteckten TV-Gerät, in Ruhe Pferderennen anschauen kann.

Kreative Phantasie: Die Kids haben ein Wasserfahrzeug gebaut © Tobis

Wenn Gordy mit seinen drei Enkeln zu einem Strandbesuch voller phantastischer kleiner Momente aufbricht, wird das zum Höhepunkt des Films. Allerdings passiert bei diesem Ausflug auch etwas, das die heile Welt aller Beteiligten aus den Angeln hebt (was, wird natürlich nicht verraten).
Nur so viel: Dem Autoren- und Regie-Gespann Andy Hamilton & Guy Jenkin (die beiden machten sich als Comedy-Schreiber einen Namen) gelingt es, die plötzlich aufgewühlte Story an vielen Klippen und Kanten vorbei wieder in ruhige Gewässer zu geleiten.
 
IDEAL FÜR: alle, die finden, der Alltag biete Stoff für großes Kino genug.






Trailer
LÄNGE: 96 min
PRODUKTION: Großbritannien 2014
KINOSTART Ö: 21.11.2014
REGIE:  Guy Jenkin, Andy Hamilton
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Rosamund Pike: Abi
David Tennant: Doug
Billy Conolly: Gordy McLeod
Celia Imrie: Agnes Chisolm