Mobilisierung der Träume: Dreams Rewired

Der Traum von der totalen Vernetzung - und der Albtraum der Überwachung


FilmClicks:
„Mobilisierung der Träume - Dreams Rewired“: Neue Technologien faszinierten die Menschen schon immer © Polyfilm
DIE STORY: Die Doku „Mobilisierung der Träume - Dreams Rewired“ erzählt von der Euphorie, die durch revolutionäre Erfindungen im Kommunikations-Bereich ausgelöst wird - nicht erst heute, sondern auch schon vor 100 Jahren.
In einer faszinierenden Found-Footage-Collage, die aus mehr als 200 Filmen zusammengestellt wurde, lernt man: Die Neuentwicklungen, vom Telefon bis zur Television, wirkten wie die Verheißung grenzenloser Offenbarungen und Freiheiten. Doch sie wurden auch dazu genutzt, die Überwachung der Bürger voranzutreiben.
 
DIE STARS: Die bewegten Bilder von „Dreams Rewired“ werden aus dem Off begleitet von der Erzählstimme Tilda Swintons. Mit aufregend-anregendem Tremolo gibt sie dem schwärmerischen Fortschrittsglauben, der aus den Filmsequenzen spricht, zusätzliche Verstärkung. Ähnlich wirkt auch die Musik von Siegfried Friedrich, die dem großteils stummen Bildmaterial die Aura eines Tonfilms verpasst.
Die RegisseurInnen Manu Luksch (London/Wien), Thomas Tode (Hamburg) und Martin Reinhart (Wien) meisterten in mehr als siebenjähriger Arbeit die Mammut-Aufgabe, Hunderte Stunden Filmmaterial erst zu finden und dann ein Mosaik daraus zu schnipseln, das von der ersten Minute an fasziniert.
 
DIE KRITIK: Wir lächeln heute gern ein wenig mitleidig, wenn wir die kratzenden Töne eines Grammophons hören oder wenn wir einen Blick werfen auf die winzigen und wackelnden Bilder der ersten TV-Geräte.
Aber lächeln wir zu Recht? Nein. Der technische Fortschritt mag fortschreiten - die Begeisterung darüber ist unverändert, seit eh und je. Und sie ist immer wieder groß.  
Wenn es in der Informationstechnologie etwas Neues gibt, das mehr Tempo, mehr Möglichkeiten und mehr Vernetzung verspricht, dann wird in jeder Generation das Kind im erwachsenen Menschen geweckt, das sich erst einmal ganz naiv und staunend über die Bescherung freut.
Die Ausschnitte, die in „Mobilisierung der Träume“ gezeigt werden, entstanden großteils in den Jahren von 1880 bis 1930. Mal stammen sie aus Wochenschauen, mal aus Spiel- oder  aus Lehrfilmen. Der Grundtenor des ganzen Werks ist heiter; die Filmemacher verschmähen niemals die Chance auf eine gute Pointe (die Filmschnipsel schenken ihnen da reichlich Material).
Doch das Werk zeigt auch die Schattenseiten der Modernisierung. Beginnend mit der harten Arbeit der Männer, etwa bei der Verlegung von Telefonleitungen  oder Seekabeln. Bis hin zur eintönigen Fron der Frauen, die in den frühen Tagen der Telefonie als „Fräuleins vom Amt“ die Verbindungen zusammensteckten (man hielt die Männer für diese flott-filigrane Arbeit für ungeeignet).
Vor allem aber weisen die Filmemacher darauf hin, dass neue Möglichkeiten zur totalen Kommunikation stets auch neue Ideen zu totaler Überwachung nach sich zogen. Der Gläserne Mensch, den Staatsmacht und Geheimdienste zu kontrollieren suchen, ist nicht erst eine Erfindung unserer Tage.
So bietet „Mobilisierung der Träume - Dreams Rewired“ Unterhaltung und Information zugleich. In einem aberwitzig geschnittenen Bilderbogen, der sich visuell meilenweit abhebt von allem, was man sonst aus dem Kino kennt. Herausragend.
 
IDEAL FÜR: Freunde der Kommunikation mit Smartphone und Laptop, die staunend lernen wollen, dass einstmals auch die Erfindung des Telefons oder des Fernsehens ähnliche Massenhysterie erzeugte wie die Präsentation bahnbrechender Technologien von heute.






Trailer
LÄNGE: 85 min
PRODUKTION: Österreich / Deutschland/ Großbritannien 2015
KINOSTART Ö: 11.03.2016
REGIE:  Manu Luksch, Martin Reinhart, Thomas Tode
GENRE: Dokumentation


BESETZUNG
Tilda Swinton: Erzählerin